Mesner Matthäus Kopf und andere Männer hissten 1945 vor dem Einmarsch der französischen Soldaten in Bickelsberg eine weiße Fahne am Kirchturm.Foto: Kipp Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Mesner riskierte beim Einmarsch sein Leben

Rosenfeld-Bickelsberg.Es gibt nur noch wenige Zeitgenossen, die das Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Kleinen Heuberg bewusst erlebt haben. Ihnen jedoch sind die Ereignisse wie in Bickelsberg noch deutlich im Gedächtnis verankert.

Von diesen Erinnerungen wird von den Ältesten im Dorfe noch erzählt. Es war eine Zeit, die für viele Menschen schmerzvoll war. Durch die Tiefflieger verängstigt, die es zuweilen auch auf harmlose Ziele an Boden abgesehen hatten, suchten die Menschen Schutz und Hilfe. In Bickelsberg standen im Gewann "Hinter den Bäumen" drei schwere Geschütze, die auf Binsdorf gerichtet waren. Überhaupt regierte die Angst, besonders auch dann, als man am 21. April 1945 die schweren Panzer und andere Fahrzeuge von weither heranrollen hörte. Nur einige "Führer-Treue", die es auch in Bickelsberg gab, konnten in ihrer Verblendung nicht zugeben, was auch sie befürchteten.

In der Schäfergasse bangten Männer, Frauen und Kinder und suchten Schutz im Keller von Matthäus Kopf. Er, der den Ersten Weltkrieg bis zum bitteren Ende als Soldat durchgemacht hatte, war sich sehr bewusst, was der Zweite Weltkrieg und sein Ende für Bickelsberg bedeuten konnte. Letztlich entschlossen sich mit ihm noch der Schneider Johannes Schwenk und Karl Sessler, die weiße Fahne am Kirchturm zu hissen und so zu zeigen, dass sich der Ort dem Feinde ergab. Doch der damalige Schultes, der wohl nicht an den Untergang des Hitlerschen Reiches glauben wollte, hielt sie vorerst noch davon ab.

Nach hartem Ringen entschieden sich die tapferen Männer doch, ihr Vorhaben zur Tat werden zu lassen. Matthäus Kopf, der damals das Amts des Mesners in Bickelsberg ausübte, sprach letztlich das Machtwort und bestieg mit den anderen den Kirchturm der Georgskirche, um die weiße Fahne (es dürfte wohl ein Leintuch gewesen sein) zu hissen. Matthäus Kopf riskierte dabei vor den Hitleranhängern sein Leben und ging nicht mehr in sein Haus. Wie sein inzwischen verstorbener Sohn noch erzählt hatte, sei der Vater aus dem Dorf in Richtung Schlattbach gegangen und über die Felder in Richtung Brittheim. Dort sei er dem Vater des Zimmermanns Weisser begegnet. Letzterer wiederum habe berichtet, dass die Panzer von Bochingen her nach Brittheim gekommen seien und das Dorf eingenommen hätten. Ein Haus stehe schon in Flammen. Als aber die einrollenden Truppen die weiße Fahne an Bickelsbergs Kirchturm gesehen hätten, hätten sie Bickelsberg verschont.

So haben sich die mutigen Männer um Matthäus Kopf gegen den Willen von Hitlertreuen, wie sie auch in Bickelsberg anzutreffen waren, als Retter ihres Heimatdorfes erwiesen.