Aus Äpfeln quillt der Saft: Herbert Rauch beobachtet in seiner Bickelsberger Mosterei die Presse bei der Arbeit.Fotos: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Mostereien: Streuobstsaison hat im Bereich Rosenfeld begonnen / Mehr Wertschätzung für Regionales

Schon als Kulturgut gelten die Streuobstwiesen. Deren Ertrag, Äpfel und Birnen, wandert meist in die Saftpresse. Dafür gibt es etliche kleine Betriebe in der Region, die Most und Apfelsaft produzieren. Für sie hat nun die Saison begonnen.

Rosenfeld. "Langsam fängt es an", sagt Stefan Holweger, der mit seinem Vater Dieter Holweger in Täbingen eine Mosterei betreibt, die wie jeden Herbst das Obst annimmt und abfüllt. Wer einen Anhänger oder Kofferraum voll Äpfel oder Birnen bringt, muss einen Termin vereinbaren. Holweger erwartet keine Rekordernte: Zahlreiche Bäume seien voll, aber einige auch wegen Frost ohne Früchte. Er beobachtet, dass die Wertschätzung für heimisches Streuobst und regionale Produkte im Allgemeinen gestiegen ist – auch Corona habe dafür einen Schub gegeben.

Steigender Beliebtheit erfreut sich auch im Täbinger Familienbetrieb das Abfüllen des Safts in "Bag in Box"-Verpackungen: Der Inhalt ist nach seinen Angaben bis zu drei Monate nach Anbruch haltbar, und die Obstanlieferer bekommen bei Holwegers und anderen kleinen Mostereien garantiert Saft aus dem eigenen Obst: "Sie bringen es am Abend, und am nächsten Abend können sie den Saft mitnehmen."

Die Familie Holweger, die seit 1925 die Mosterei betreibt, ist nicht allein auf den Ertrag aus dem Lohnmosten angewiesen. Stefan Holweger arbeitet vier Tage in der Woche im Rosenfelder Bauhof, sein Vater war in einer Firma tätig und ging im Januar in Rente. Der Betrieb produziert aus eigenem Obst fünf Sorten Most, ferner Säfte, Seccos und Brände sowie als neuestes Produkt alkoholfreie Getränke. Davon verspricht sich Stefan Holweger viel: "Das könnte der Durchbruch sein." Dazu kommt ein Getränkeladen.

Eine untergeordnete Rolle spielt laut Dieter Holweger heute die Küferei. Dort stellt er Fässer für die Brennerei her sowie die Zuber für die "Bach-na-Fahrt" in Schramberg.

Derzeit wird in Täbingen einmal in der Woche gemostet. Am Samstag wird die Presse in Betrieb genommen. Dieter und Stefan Holweger sind überzeugt, dass sich der Gedanke regionaler Produktion trägt. Sie arbeiten mit Partnern wie dem Verein Struobstparadies oder der KBF-Zweigfirma Arbeit in Selbsthilfe zusammen, die das Café Weitwinkel in Balingen und Café Pausa in Mössingen sowie den Kastanienhof bei Bodelshausen betreibt, aber auch mit dem Safthersteller Stingel.

Auch Herbert Rauch, der in Bickelsberg seine Mosterei betreibt, hat sich auf die sechswöchige Saison vorbereitet. Die Anlieferer fahren auf den Hof und kippen die Äpfel in einen Trichter. Eine Schnecke befördert das Obst in die Anlage. Nach dem Waschen und Zerkleinern werden die zermahlenen Äpfel auf Holzböden und Tüchern ausgebreitet. Sind mehrere Lagen aufgeschichtet, tritt die Presse Baujahr 1977 in Aktion. Der Vorteil ist laut Rauch, dass das Obst flach zusammengepresst wird. Nächste Station ist die Zentrifuge im Keller, die Trübstoffe entfernt. Danach wird der Saft erhitzt und heiß in Vakuum-Plastikbeutel abgefüllt. Die Zeit zwischen Anlieferung und Abfüllung ist somit relativ kurz. Auch bei Rauch kann jeder sein Obst in flüssiger Form wieder mitnehmen.

An bestimmten Tagen geht es um 6 Uhr morgens los. Die alten Sorten Jakob Fischer und Klarapfel, der nicht lange frisch ist, stehen vielfach auf schwäbischen Streuobstwiesen. Äpfel mit einem gewissen Säuregehalt sind laut Holweger und Rauch bei den großen Obstverarbeitern in der Bodenseeregion gefragt.

Wichtig für Streuobstwiesen-Besitzer sei es, erklärt Rauch, den richtigen Reifezeitpunkt der Früchte zu erwischen. "Manchmal werden Äpfel zu früh geerntet", erklärt er; dann sei der Geschmack nicht so gut.