Hartmut Gindele zeigt stolz seinen Stall, der nach dem sogenannten Schweinebett-System aufgebaut ist. Die Tiere können selbst entscheiden, ob sie im Stall herumlaufen oder im Unterschlupf entspannen wollen. Fotos: Armbruster Foto: Schwarzwälder-Bote

Tierisch komfortabel: Hartmut Gindele stattet seine Ställe mit isolierten Boxen aus / Landwirtschaft im Kreis (16)

Von Ina Armbruster Rosenfeld. Eine kleine, rosa Nase lugt zwischen den Kunststoffstreifen hervor. Das Schweinchen hat es sich im Bett gemütlich gemacht. Seine Stallkameraden tapsen quietschfidel vor der Betten-Box herum und begutachten neugierig die menschlichen Besucher.

Im Stall von Hartmut Gindele können die Tiere selbst entscheiden, ob sie im Stall herumlaufen oder im isolierten Unterschlupf entspannen möchten. "Nach einem alten Sprichwort sagt man ›Dem geht es sauwohl, der streckt alle Viere von sich", sagt Gindele und beobachtet lächelnd, dass die Tiere genau das tun. Wären sie nicht so entspannt, würden sie auf dem Bauch liegen und die Beine unter sich ziehen.

Durch Beobachtung könne man einiges über das Wohlbefinden der Tiere erkennen, sagt der promovierte Landwirt. "Wenn sie alle auf einem Haufen liegen, ist ihnen beispielsweise kalt."

Das wird den Schweinen von Gindele nie passieren. Er zieht die Tiere mit dem sogenannten Schweinebett-System auf. In den einzelnen Ställen befinden sich Boxen, die der jeweiligen Größe der Schweine angepasst sind. Durch die Körpertemperatur der Schweine wärmt es sich in den Kisten auf. Ihren Kopf können die Tiere durch Lamellen nach draußen strecken. "Genau wie bei Menschen, die sich in ihre Bettdecke kuscheln", vergleicht Gindele.

Es gebe nicht viele Landwirte, die sich für diese Art der Schweinehaltung entscheiden. Weit verbreitet sei, dass die Tiere auf Betonböden mit Schlitzen stehen und ihre Exkremente selbst durch die Rillen wegtreten oder -liegen. Bei ihm gibt es auch Stellen mit Rillen, aber eben auch gemütlichen Gummiboden. Die Kunst sei es, die Ställe trotzdem sauber zu halten. Das mache mehr Arbeit. Die Exkremente verwendet er in in der Biogasanlage wieder.

Außerdem bringt Gindele weit weniger Schweine pro Quadratmeter unter als erlaubt – die Tiere haben Bewegungsfreiheit, in den Ställen stehen Scheuerbalken und sogar Ketten als Spielzeug. Die Muttersäue haben ihren eigenen Stall, und es gibt eine Art Geburtsstation für die Tage vor und nach dem Werfen.

Den Waldhof hatten bereits Gindeles Eltern von einem Freiherren gepachtet. Als das Grundstück an das Land verkauft wurde, war zunächst geplant, eine Jugendstrafanstalt auf dem Gelände zu bauen, doch dazu ist es nie gekommen. Zum Glück für den Sohn.

Anfang der 1970er-Jahre hat er den Hof übernommen. "Nach Studium und Referendariat musste ich mich entscheiden zwischen Beamtenlaufbahn und Bauernhof." Er hat sich entschieden. Auch dazu, es seinen Tieren so angenehm wie möglich zu machen – aus Überzeugung.

"Ich bin verantwortlich für meine Tiere, aber natürlich auch für die Kunden", sagt der Landwirt. "Sie möchten schließlich Fleisch von Tieren, die ohne Medikamente in einer ordentlichen Umgebung aufgezogen wurden." Seit Jahrzehnten sei der Betrieb seuchenfrei, betont er. Das liege unter anderem daran, dass er keine Schweine dazu kaufe, die Keime einschleppen könnten. Die Muttersäue werden künstlich befruchtet.

Drei Metzger gehören zu seinen Stammkunden, in ihren Geschäften liegt eine Informationsmappe über den Hof aus mit vielen Fotos. Die Rückmeldungen über die ausgezeichnete Fleischqualität geben ihm und seinem Konzept Recht.

Er klärt die Menschen gerne über seine besondere Art der Schweinehaltung auf, hat extra einen Besucherraum im Stall eingerichtet, von dem aus unter anderem Schulklassen die Borstenviecher beobachten können – auch dabei, wie sie alle Viere von sich strecken.