BETRIFFT: Artikel "Rektor für Grundschule gesucht" vom 8. Oktober

"Sag’ mir, wo die Lehrer sind, wo sind sie geblieben?" Ja, das ist die – sicher berechtigte – Frage. Und in diesen Zeiten des Umbruchs fragt sich so mancher aus der älteren Generation, was aus dem Beruf geworden ist, den er selbst dereinst ausgeübt hat. Damals galt noch jene alte Regel: Jede Klasse hat ihren Klassenlehrer, und jede Schule hat ihren Schulleiter. Und es war eine anzustrebende Ehre, eine Schule als deren Leiter vom Schulamt anvertraut zu bekommen, denn nur die Besten dieses Standes waren dazu auserkoren, jedoch: "Es war einmal ..." Aber, Leute, glaubt mir, es ist wirklich kein Märchen: In den Grundschulen gab es tatsächlich auch noch Männer, solche, denen die (Aus-)Bildung von Kindern wirkliche Berufung und vor allem ein Beruf war, von dem sie selbst eine eigene Familie ernähren konnten. Deshalb (be-)rührte mich ihr Großbild der Übergabe einer Ernennungsurkunde, und diese dann sogar gerahmt und mit Schleifchen, ist solches doch auch heute noch der Ausdruck höchstmöglicher Wertschätzung von Mitarbeiter*innen.

Womit wir beim Thema wären. Denn überall in den Medien sind meist nur Frauen als verantwortliche Lehrpersonen wahrzunehmen, eine Art Asymmetrie, die auch verantwortliche Kultusminister*innen schon lange beklagen. Dabei sind doch – besonders in diesem frühen und grundlegenden Bereich von Bildung und Erziehung – für Kinder beide Teile wichtig, also Mutter UND Vater. Aber es gehört halt eben der absolute politische Wille dazu, auch den "Herren der Schöpfung" klar zu legen, dass sie damit einen wirklich erfüllenden und auch verlässlich auskömmlichen Broterwerb gefunden haben. Und wenn dann etwa ein MP Kretschmann öffentlich und laut befindet, man würde ja gar nicht so viele Lehrer*innen benötigen, schließlich gebe es ja "alle diese hervorragenden Programme", dann, ja dann, Freunde, wundert einen aber auch gar nichts mehr, oder?

Wilhelm Isert

Balingen-Erzingen