Die Zeichen stehen auf Sieg: Die elf Gewinner füllen der Pressebereich voll aus und sind ganz optimistisch, dass ihre VfB-Stars dort nach dem Spiel ebenfalls jubeln werden. Foto: Krauß

Elf Kinder aus Verbreitungsgebiet gehen in der Mercedes Benz Arena auf Entdecker-Tour.

"Elf Freunde müsst ihr sein, wenn ihr Siege wollt erringen": In etwas abgewandelter Form trifft dieses alte Fußballzitat – ursprünglich übrigens von Richard Girulatis aus dem Jahr 1920 – auch bei der heutigen Wünsch dir was-Aktion zu. Elf Gewinner müsst ihr sein, um eure Mannschaft zum Sieg zu jubeln, so könnte es heute heißen.

Zum Heimspiel des VfB-Stuttgart gegen Hertha BSC haben sich elf Kinder aus dem gesamten Verbreitungsgebiet des Schwarzwälder Boten auf den Weg zur Mercedes-Benz-Arena nach Bad Cannstatt gemacht, um ihren Herzenswunsch wahr werden zu lassen: einmal ganz nah am VfB Stuttgart dran sein.

So hatten es die Brüder Jonas (10) und Noah (5) Renz aus Haiterbach, die elfjährige Tamina Fuchs aus Böhringen, Niklas Buck, neun Jahre, aus Triberg, die Brüder Cedric (11) und Phil (7) Brändle aus Altheim, Sina Junt (9) aus Baiersbronn, der neunjährige Aiko Zeller aus Oberiflingen, die Geschwister Malte (13) und Lasse (7) Lehmann aus Leidringen und Tim Günther, 12 Jahre, aus Dietersweiler auf ihre Wunschzettel geschrieben und diese voller Hoffnung eingereicht. Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Zollernalb werden in den SchwaBo-Redaktionen alljährlich unbezahlbare Wünsche der jüngsten Leser realisiert.

Nun mit einem Programm ganz nach dem Geschmack echter Fußball-Fans. Früh am Morgen stehen nun die jungen Gewinner inklusive Mama, Papa oder Opa direkt am Spielfeldrand und blicken auf 60.000 leere Plätze. Es herrscht fast gespenstische Stille im Stadion. Man hört lediglich Krähengeräusche, kann beim Blick in den Himmel aber keine Vögel sehen. "Die Geräusche kommen vom Band und sollen die Tauben abschrecken", erklärt Arena-Guide Sebastian. "Allerdings haben sich die Vögel wohl mittlerweile an das Geräusch gewöhnt und kreisen trotzdem über den Arena-Dächern", ergänzt Julian, der zweite Guide, schmunzelnd.

In den nächsten eineinhalb Stunden nehmen die VfB-Kenner die Kinder mit auf einen Rundgang kreuz und quer durchs Stadion und in Bereiche, die für gewöhnlich strengstens geheim sind. Die Kinder marschieren wie die Großen durch den Spielertunnel und nehmen auf der Ersatzbank Platz – "obwohl hier kein Spieler gerne sitzen möchte", sagt Sebastian. Sie erfahren, wie die Streifen aufs Spielfeld kommen (durch die unterschiedliche Mähtechnik) und wissen jetzt, dass bei tristen Lichtverhältnissen der Rasen 15 Stunden am Tag beleuchtet werden muss, damit er gut wachsen kann.

Währenddessen herrscht immer mehr Betrieb in der Arena. Soundcheck im Stadion, das Catering stellt feine Menüs in der Business-Lounge und in den exklusiven Bereichen bereit, und in der Mannschaftskabine bereitet Zeugwart Michael Meusch alles für die Ankunft der Spieler vor. Auch dort dürfen sich die Kinder umschauen. Emiliano Insua hat auf seinen Schienbeinschonern Familienfotos und die Argentinienflagge aufgedruckt, bei Ron Robert Zieler leuchtet alles in Neonfarben, und Ersatz-Torhüter Grahl hat einen riesigen Stapel mit Shirts und Hosen zur Auswahl. Näher kann man der Mannschaft wohl nur noch im direkten Kontakt kommen. Aber das ist am Spieltag leider nicht möglich.

"Meuschi", wie ihn die Spieler nennen, macht seinen Job bereits seit 30 Jahren und kennt sämtliche Vorlieben und Abneigungen der VfB-Profis. Sorgfältig legt er Bananen und Kaugummi bereit, und im Vorraum steht eine riesige Sammlung an Stollen und sogar eine Heizung für die Schuhe. Dort wollen die Kinder am liebsten gar nicht mehr weg, setzen sich auf den Platz ihres Lieblingsspielers und posieren mit strahlenden Augen für ein Erinnerungsfoto.

Aber die Zeit drängt, es gibt noch viel zu sehen, und so geht es vorbei an Bildern der von Fans gewählten Jahrhundert-Elf durch die Mixed-Zone, wo nach dem Spiel Interviews für Fernsehen, Radio und Zeitungen gegeben werden, in den Presseraum. Dort findet die offizielle Pressekonferenz statt. Die Kinder setzen sich ganz entspannt vor die Mikros. Wer wird hier wohl nach dem Spiel sitzen? Sebastian verrät, dass dort aber nicht die spannendsten Fragen gestellt werden, "denn die hören ja dann alle mit. Und jeder Journalist will am liebsten die besten Zitate exklusiv für sich haben." Ganz genau!

Nachdem sämtliche Bereiche der Arena erkundet sind, geht es auf eine kleine Zeitreise. Im Mercedes Benz Museum, nur ein paar Schritte vom Stadion entfernt, ist zur Zeit die Sonderausstellung "125 Jahre VfB Stuttgart" zu sehen. Dort thronen die Meisterschale von 2007, der DFB-Pokal aus dem Jahr 1997 oder die ersten Trikots in schicken Glaskästen, und auf 60 Sitzplätzen des ehemaligen Neckar-Stadions kann man sich die emotionalsten Momente der Vereinsgeschichte auf Großleinwand anschauen. Auch dazu haben die Kinder aber heute nicht viel Zeit, denn der nächste Höhepunkt steht bevor.

Zurück an der Arena bekommen sie Instruktionen für die Stadionrunde mit Vereinsmaskottchen Fritzle. Ein Privileg, denn eigentlich dürfen nur die allerwichtigsten Betreuer und selbstverständlich die Fußballer selbst aufs Spielfeld. Mit VfB-Fahnen ausgestattet marschieren die Gewinner nun zum Song "Für immer VfB" vor rund 48.000 Zuschauern direkt vor Anpfiff über den Rasen und bringen der Mannschaft offenbar Glück, wie der 2:1-Sieg, den die SchwaBo-Gewinner voll Euphorie auf der Tribüne miterleben, beweist.