Östlich von Rosenfeld haben Jörg Berbalk und Winfried Schübel Reste eines Adelssitzes gefunden.Foto: Huonker Foto: Schwarzwälder Bote

Archäologie: Winfried Schübel und Jörg Berbalk erkunden Reste des Weilers Steinbrunnen / Keramik und Mahlsteine entdeckt

Wie so oft, wenn die beiden ehrenamtlichen Beauftragten des Landesamts für Denkmalpflege, Winfried Schübel und Jörg Berbalk aus Tieringen, unterwegs sind, haben sie eine bis dato als unsicher geltende Wüstung lokalisiert.

Rosenfeld. Im Gewann Weiler wurden unbestellte Acker kontrolliert und begangen. Im Verlauf dieser Feldbegehung fanden Berbalk und Schübel in einem Acker den mutmaßlichen Adelssitz des niederadligen Manegoldus de Steinbrunnen. Der Name dieser Wüstung (Dorf, Weiler oder auch ein Hof) lautet in verschiedenen Urkunden Steinbrunnen, östlich der Stadt Rosenfeld gelegen. Dieser Adelssitz wurde im späten elften Jahrhundert errichtet und ausgebaut.

1312 wird Steinbrunnen als Besitz des Klosters Rottenmünster urkundlich erwähnt, ebenso 1327. Noch 1421 und 1424 vergab ein Ritter Hans von Zimmern einen Jauchert Acker zu Lehen. Die Bewohner von Steinbrunnen dürften wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die Stadt Rosenfeld übersiedelt sein. Zu Steinbrunnen gehörte auch eine 1447 und 1498 bezeugte Kapelle, die St. Nikolaus geweiht war. Diese wurde 1574 vollständig abgebrochen.

Die Wüstung Steinenbronn war aber schon lange vor ihrer Entstehung von Menschen bewohnt, dies belegen im Acker gefundene Scherben aus vorgeschichtlicher Zeit um 1000 bis 400 vor Christi Geburt. Zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert nach Christus siedelten sich alamannische Einwanderer in Steinbrunnen an. Diese nutzten die durch die vorher dort sesshaften Römer urbar gemachten Fluren und Flächen. Scherben aus alamannischer Zeit, die Donzdorfer Ware, belegen dies eindrucksvoll. Während der Zeit Karls des Großen im achten und neunten Jahrhundert siedelten hier Nachfolger der Alamannen, auch dies belegen Scherbenfunde im Ackergelände des Adelssitzes.

Mit der Erbauung und Gründung Steinbrunnen als Adelssitz kam eine edle Keramik aus Jagstfeld bei Bad Friedrichshall auf den Kleinen Heuberg. Es handelt sich um die sogenannte ältere gelbtonige Drehscheibenware. Diese Keramik konnten sich nur noble Herrschaften leisten, denn es war eine teure Importware. Im zwölften und 13. Jahrhundert kam die Albware, eine mit gemahlenen Jurakalksteinchen gemagerte Massenware, in Mode. Im 14. Jahrhundert bis zum Abgang von Steinbrunnen war die schwarzgrau hartgebrannte jüngere Drehscheibenware die vorherrschende Tisch- und Hofkeramik. Weitere Funde aus dieser Wüstung sind Eisenschlacke einer Schmiede, Hohlziegel mit Mörtel, behauene Sandsteine und Mahlsteine.

Mit der nun erfolgten Lokalisierung des Adelssitz und den dazu gehörigen Funden ist aus dem Prüffall Steinbrunnen ein weiteres Kulturdenkmal eingetragen. Das Landesamt für Denkmalpflege in Tübingen wurde sofort über die Sachlage informiert. Erfreulich ist, dass nun auf der Gemarkung der Stadt Rosenfeld eine frühmittelalterliche, das heißt, eine alamannische Siedlung nachgewiesen werden kann.

Somit finden sich in Rosenfeld-Stadt, Brittheim, Isingen, Leidringen und Täbingen Siedlungsstellen aus der genannten Epoche. Fest steht aber auch, dass der Adelssitz Steinbrunnen viel älter ist als die Stadt Rosenfeld.

Winfried Schübel und Jörg Berbalk führen seit 2017 einen Sonderauftrag des Denkmalamts Tübingen zur Erforschung der Burgen im Zollernalbkreis durch. Des Weiteren ist ein großes Projekt mit der Erkundung der Wüstungen im Zollernalbkreis im Gange.

In einer Kooperation der Landesämter für Denkmalpflege Tübingen und Freiburg läuft ein weiteres spannendes Großprojekt zur Erforschung des Bäratals von der Quelle bei Tieringen bis zur Mündung in die Donau bei Fridingen in den Landkreisen Balingen, Tuttlingen und Sigmaringen.

Ein weiteres Großprojekt ist die Erforschung der römischen Gutshöfe, Siedlungen, Vorwerke (landwirtschaftliche Einzelgehöfte) Kastelle und Straßen im gesamten Zollernalbkreis.