Die Tribergerin Aline Rotter-Focken – hier bei ihrem World-Cup-Sieg im Dezember – möchte aus Warschau auf jeden Fall eine Medaille mitnehmen. Foto: Eibner Foto: Schwarzwälder Bote

Ringen: Aline Rotter-Focken über die EM-Teilnahme, ihre Olympia-Hoffnung und das große Impf-Thema

Weltklasse-Ringerin Aline Rotter-Focken (Triberg) hofft auf die Austragung der Olympischen Spiele in Tokio. Für sie bedeuten die Europameisterschaften in der kommenden Woche in Warschau eine wichtige Station dorthin.

Eine Medaille soll es sein

Die 29-jährige Neu-Schwarzwälderin wird ab kommenden Mittwoch in der polnischen Hauptstadt bei den Frauen in der Klasse bis 76 Kilogramm auf die Matte gehen und peilt auf jeden Fall nach ihrem dritten EM-Platz in 2020 nun erneut eine Medaille an. Nach diversen Trainingslagern und Lehrgängen mit dem deutschen Kader freut sich die gebürtige Krefelderin sehr auf ihren ersten großen Wettkampf in diesem Jahr. "Die Kämpfe in Warschau sind für mich natürlich ein optimaler Prüfstand auf meinem Weg nach Tokio", sagt sie. Danach wird sie im Juni vor Olympia, sollten die Spiele wirklich stattfinden, nur noch ein Turnier in Polen dann bestreiten.

Training in der Türkei

Nach ihrem großartigen World-Cup-Triumph im Dezember in Belgrad lief der Olympia-Countdown für die Ehefrau von Jan Rotter nach dem Jahreswechsel weiter. Die konditionellen Grundlagen festigte Aline Rotter-Focken weiter bei Lehrgängen auf dem Herzogenhorn und auch bei bereits warmen Temperaturen in der Türkei. Zuletzt stand im Leistungsstützpunkt Heidelberg mehr die Technik im Vordergrund. Sie weiß es sehr zu schätzen, in diesen so schwierigen Zeiten viele Privilegien als Leistungssportlerin genießen zu können. "Auch wenn die Trainingseinheiten in den vergangenen Wochen sehr intensiv waren – vor allem durch die abwechselnden Orte habe ich diese Zeit sicherlich vielseitiger erlebt, als so viele Menschen in diesem Lockdown. Dafür bin ich auch dankbar", betont sie.

Viele Gedanken

Ihre Gedanken schwenken natürlich schon jetzt oft hinüber zu den Olympischen Spielen in Tokio, die den Abschluss ihrer eindrucksvollen Karriere bilden sollen. "Erst einmal hoffe ich sehr, dass die Spiele stattfinden können. Ich hätte mir zu meinem Karriereabschied natürlich normale Olympische Spiele gewünscht. Dies wird aber, auch wenn Olympia läuft, sicher nicht der Fall sein."

Der gesamte Flair, den Aline Rotter-Focken vor fünf Jahren bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro (Platz 9) rund um die Wettbewerbe so genoss, wird ihr in Japan fehlen. "Ein Deutsches Haus als populärer Treffpunkt für uns wird es dieses Mal ja aufgrund der sehr engen Corona-Verordnung nicht geben und ich gehe generell davon aus, dass die Kontakte zwischen uns Sportlern natürlich sehr begrenzt gehalten werden." Zumindest hofft die Tribergerin noch auf Zuschauer bei den Wettkämpfen. "Dass ausländische Zuschauer in Tokio nicht zugelassen werden, ist für mich plausibel. Aber offenbar sind ja vielleicht einheimische Besucher erlaubt."

Unter normalen Bedingungen hätte das Ringer-Turnier in Tokio sicherlich vor einer brechend voller Halle stattgefunden, denn Ringen zählt bekanntlich zu den populärsten Sportarten in Japan.

Sensible Aussagen

Aline Rotter-Focken hofft zudem, dass alle Olympia-Teilnehmer vor den Spielen geimpft werden. "Es ist gerade ein schwieriges Thema, bei dem man auch viel Falsches sagen kann. Einerseits ist es für mich nur logisch, dass wir mit einem Impfschutz in Tokio antreten. Andererseits liegt es mir absolut fern, mich als Leistungssportler hier vorzudrängeln. Es gibt in diesen Corona-Zeiten schließlich sehr viel andere Probleme in unserer Gesellschaft. In meinen Augen liegt es nun beim Deutschen Olympischen Sportbund, das Impfthema für uns Sportler in der nächsten Zeit für alle Seiten fair zu regeln", so die Tribergerin.