Abgesichert durch Johann Gess (links) durften Besucher den „Big-Phil“ auch mal hochheben. Das war ein besonderes Gefühl. Die Münze wiegt über 30 Kilo und ist etwa 1,8 Millionen Euro wert. Foto: SB/Klaus Stopper

Seit tausenden Jahren fasziniert Gold die Menschen. In der Hechinger Stadthalle war das am Mittwoch nicht anders. Eine 30-Kilo-Goldmünze war der Star des Abends.

Es ist nicht einfach nur der finanzielle Wert, der an diesem Mittwochabend in der Stadthalle an„Big Phil“ fasziniert. Die gelbe Metallscheibe strahlt puren materiellen Reichtum aus, ihr Glanz scheint sich in den Augen des staunenden Publikums zu spiegeln. Die Riesengoldmünze steht auf einem Podest, ist etwa 1,8 Millionen Euro wert, und man darf sie sogar mit der Hand anheben, wenn man Baumwollhandschuhe anzieht.

„Big Phil“ wäre buchstäblich schwer zu klauen

Hat niemand Angst, dass man damit einfach wegrennt? Nun, da würden zum einen die sportlich gebauten und ernst dreinblickenden Security-Mitarbeiter stören. Und dann ist da „Big Phil„ selber das Problem. Die Riesenversion der Goldmünze „Wiener Philharmoniker“ wiegt 30 Kilo. Wesentlich mehr als ein Bierkasten.

Riesengoldmünze darf man in die Hand nehmen

Wer die Leute fragt, die hier beisammen stehen und staunen: Gold fasziniert allein schon durch seine materielle Präsenz, es vermittelt Sicherheit, Solidität. Das weiß auch Johann Gess, Geschäftsführungsmitglied von „Pro Aurum“. Die Firma hat dieses unhandliche Stück für einen Vortragsabend mit nach Hechingen genommen. „Pro Aurum“ aus München ist eine Handelsfirma, über die die Volksbank Balingen-Hohenzollern für ihre Kunden Goldmünzen- und barren kauft und verkauft. Der Abend ist eine Art Werbeveranstaltung für den Goldkauf.

Goldstück schlummert die Nacht über im Volksbank-Safe

Nun hat Bankchef Joachim Kalmbach in seinem Berufsalltag sicher mit viel größeren Geldsummen zu tun, ging auch bei ihm ein Strahlen übers Gesicht, als er auf „Big Phil“ angesprochen wurde . Die Münze nehme er wieder mit „nach Hause“, sagte er lächelnd, und meinte mit diesem liebevollen Begriff den Safe der Balinger Volksbank. Goldhandel sei kein zentrales Geschäftsfeld seiner Bank, schob er nach, aber eben eines, das Emotionen wecke.

Gold wird als Rettung vor der Inflation gepriesen

Deshalb war an diesem Abend auch „Big Phil“ am Start. Seine Aufgabe: Viele Gäste anziehen, damit sie den Vortrag von Uwe Bergold hören. Das klappte auch. Der war gut gefüllt, und die Gäste lauschten ihm geradezu gebannt. Das war einerseits erstaunlich, denn sein eineinhalbstündiger Vortrag war mit Zahlen und Tabellen geradezu gespickt. Aber der promovierter Betriebswirtschaftler, der als Experte für den Goldhandel gilt, erklärte dem Publikum, dass aktuell eigentlich nur der Kauf dieses Metalls eine Versicherung gegen desaströse Tendenzen des Welthandels und vor allem der Währungskrisen sei.

Am Anfang steht die Sternenexplosion

So erfuhr man zunächst Grundsätzliches über das Metall: Das es nur durch Sternenexplosionen im Weltraum entsteht und etwas davon zufällig auf die Erde geprasselt ist, wo nicht künstlich hergestellt werden kann und nur mühsamst gefördert werden kann. Darum sei es knapp. Ebenfalls zu erfahren: Dass der berühmte König „Krösus“ 700 vor Christus die ersten Goldmünzen prägen ließ, dass die Römer ihre Goldmünzen immer mehr mit minderwertigen Metallen gepanscht haben, was parallel zu ihrem Niedergang stattfand, und dass die Chinesen ungefähr im Jahr 1300 das erste Papiergeld einführten, das im Gegensatz zu Gold aber schon lange nichts mehr wert sei.

Brot kann schon mal Milliarden Mark kosten

Im Prinzip setzte er damit die Eckpunkte für seinen Vortrag: Gold behalte immer seinen Wert, erklärte er. Papiergeld werde durch Inflation auf Dauer immer weniger wert im Vergleich zu Gold, und Währungen würden historisch gesehen stets ihrem Untergang entgegen taumeln, weil immer die Versuchung bestehe, dass die Staatsbanken Geld unbegrenzt drucken. Genau das sah er zumindest in Bezug auf den Dollar als aktuelle Gefahr. Die Rettung davor: Gold. Seine Empfehlung: Immer schauen, was Gegenstände wie beispielsweise ein Brot oder ein Einfamilienhaus in Gold kosten. Da sei die Preisschwankung im historischen Kontext überschaubar. Bei Geld dagegen habe man in der Weimarer Zeit erlebt, dass ein Brot in kurzer Zeit Milliarden Euro gekostet habe.

Während des Vortrags ging ein 12,5 Kilogramm schwerer Goldbarren von Hand zu Hand durch die Zuhörerreihen. Kostenpunkt so etwa 700 000 Euro. „Ganz schön schwer“, sagte eine Frau, „ganz schön viel wert“, meinte ihr Mann.