Das Volumenmodell zeigt, wie der Neubau der Reuchlin-Schulen aussehen wird. Foto: Markus Beyer

Schon seit einiger Zeit wird an den Reuchlin-Schulen saniert und renoviert. Nun stehen Arbeiten am Dach des dritten Bauteils an. Dort kann dann aber kein Unterricht stattfinden. Im Gemeinderat wurde jetzt eine Lösung für dieses Platzproblem präsentiert.

Bad Liebenzell - 3,3 Millionen Euro soll die Sanierung der Reuchlin-Schulen insgesamt kosten. Die Stadt bekam rund 2,3 Millionen Euro davon als Förderzusage. Und es wurde auch schon einiges umgesetzt: Brandschutz, Rettungswege, sanierte Klassenzimmer im Altbau, Wärmedämmung und Dachsanierung am Bauteil 4, sanierte Fach- und Musikräume, PV-Anlagen, Fenster in Bauteil 3, digitale Ausstattung und die Sanierung des Mehrzweckraumes.

Das Problem

Nun stehen aber die Dachsanierung sowie die Wärme- und Fassadendämmung des dritten Bauteils auf dem Plan. Dabei handelt es sich um das Gebäude direkt an der Brücke. Geplant ist die Umsetzung im Schuljahr 2024/25. Es gibt dabei aber ein Problem. Während der Bauarbeiten können die dortigen Klassenzimmer nicht genutzt werden.

Zehn Grundschulklassen – die 1c, die 1d, die 2c, die 2d, die 3c, die 3d, die 4c, die 4d sowie die Vorbereitungsklassen 1 und 2 – müssen deshalb in diesem Zeitraum anderweitig untergebracht werden. Der Schul-, Kultur- und Sozialausschuss (SKSA) begab sich deshalb auf die Suche nach Alternativen.

Was nicht geht

Drei Klassenräume lassen sich durch eine Umstrukturierung in Bauteil 5 schaffen. Ein früherer Aufenthaltsraum sowie zwei Zimmer im "ehemaligen Bunker" bekommen so eine neue Funktion. Fehlen aber immer noch sechs Klassenzimmer für die Zeit der Sanierung, denn die Vorbereitungsklassen benötigen nur einen Raum. Man habe eine Unterbringung im evangelischen und katholischen Gemeindehaus geprüft, erklärte Hauptamtsleiterin Silvia Schuler in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Allerdings benötigten beide Kirchengemeinden die Räume selbst.

Eine Unterbringung in den Dorf- und Bürgerzentren der Teilorte sei aus logistischen Gründen ebenfalls nicht möglich. Auch die Sporthalle scheide als Alternative aus. Erstens müsse dort der Sportunterricht stattfinden. Zweitens wäre eine Einrichtung der Halle als Klassenzimmer "unverhältnismäßig aufwendig". Eine Containerlösung sei deshalb nicht umsetzbar, weil es auf dem Markt aktuell keine entsprechenden Container gebe.

Die Lösung

Der SKSA hatte die Verwaltung deshalb mit der Prüfung zweier weiterer Alternativen beauftragt. Zum einen stand ein Modulbau auf der Freifläche in Richtung Rappenäcker im Raum. Zum anderen kam die Idee eines Neubaus nördlich des Bauteils 4 – dem länglichen von der Pforzheimer Straße aus sichtbaren Gebäude – auf.

Im Gemeinderat stellte Architekt Markus Beyer nun zwei Lösungsvarianten vor. Die "Variante 2+4" beinhaltet einen Temporärbau auf der Freifläche, in dem zwei Klassenzimmer untergebracht wären. Dazu käme ein zweigeschossiger Neubau nördlich des Bauteils 4. Insgesamt würde diese Variante etwa 750 000 Euro netto kosten, erklärte Beyer. Die 170 000 Euro für den Temporärbau wären nach der Maßnahme aber weg, da dieser dann wieder abgebaut werden und nicht weitergenutzt werden könne.

Die "Variante Nordhof" verzichte auf einen Temporärbau, so Beyer. Dafür würde der Neubau nördlich von Bauteil 4 mit zwei Geschossen, aber je einem Klassenzimmer mehr pro Ebene, gebaut. Diese Lösung würde dann aber 800 000 Euro netto kosten, rechnete Beyer vor. Allerdings ließen sich alle sechs Klassenräume dann dauerhaft nutzen.

Reihum begeistert

Schuler erklärte, dass man die zusätzlichen Räume auf jeden Fall auch langfristig benötigen werde. Eine Anfrage habe ergeben, dass bei Real- und Grundschule momentan drei Räume fehlten. Außerdem gebe es ab 2026 den gesetzlichen Anspruch für eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Momentan nähmen schon 120 Kinder dieses Angebot in Anspruch. Man rechne aber ab 2026 mit etwa 150 Kindern. Deshalb brauche man perspektivisch mehr Platz.

Die Gemeinderäte waren reihum begeistert von Beyers Lösungsvorschlägen. "Der Nordhof ist eine super Lösung", meinte Franziska Dürr (CDU). Erich Grießhaber (Grüne) sprach bezüglich dieser Variante von einer "genialen Idee". Katrin Heeskens (UL) lobte die "brillante Geschwindigkeit", mit welcher eine Lösung präsentiert worden sei. Der Ortsvorsteher der Kernstadt Lucas Wehner (CDU) war ebenfalls für die "Variante Nordhof". Denn so würden auch die Anwohner in der Hindenburgstraße entlastet, wenn in deren Nachbarschaft kein Temporärbau entstehe. Das Gremium entschied sich schließlich einstimmig für die "Variante Nordhof".

Spätestens im nächsten Jahr müsse mit dem Bau begonnen werden, mit er rechtzeitig fertig ist, so Beyer. Zu den 800 000 Euro kämen noch die Bruttobaukosten. Schüler erklärte, dass die Summe zusätzlich zu den 3,3 Millionen Euro ausgegeben werde, man sich aber um entsprechende Fördermöglichkeiten bemühe. Die Baumaßnahmen des neuen Gebäudes beeinflussten sicherlich den Unterricht. Klassen müssten deshalb aber keine umziehen.