Prominente Sportler kämpfen im Rems-Murr-Kreis gegen Windrad-Pläne der Stadt Waiblingen. Unter anderen will auch der Ex-Fußball-Profi und gebürtige Stuttgarter Hansi Müller die Natur schützen und alles unternehmen, um die Anlagen zu verhindern. Foto: dpa

Auch in der Region Stuttgart weht der Wind vielerorts so stark, dass sich daraus Energie gewinnen lässt. Im Remstal haben die Windräder prominente Gegner: Zum Beispiel VfB-Altstar Hansi Müller.

Korb - Eingebettet zwischen Wäldern, Weinbergen und Obstwiesen bildet die Gemeinde Korb im Remstal eine ruhige Wohnidylle. Eine vierspurige Bundesstraße sorgt gleichzeitig dafür, dass sich von der Idylle schnell in den Trubel der Landeshauptstadt Stuttgart wechseln lässt. Diese gleichermaßen ruhige und verkehrsgünstige Lage hat den Weinbauort zu einem gefragten Wohnort werden lassen. Unter anderen Zahnärzte, Unternehmer, aber auch aktive und ehemalige Profisportler, die es sich leisten können, sind zwischen Wald und Reben heimisch geworden. Zuletzt hat es die ehemaligen und aktiven Fußballprofis Hansi Müller, Silvio Meißner und Cacau nach Korb gezogen. Der Autorennfahrer Joachim Winkelhock wohnt dort schon seit vielen Jahren.

Ein großes Spektakel wurde daraus im Ort bisher nicht gemacht. Man sieht und grüßt sich beim Einkaufen oder beim Pizzaholen. Mit diesen zurückhaltenden Begegnungen ist es vorbei. Aus den prominenten bürgerschaftlichen Mitläufern sind Korber Aktivisten geworden. Wie viele andere aus der 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde macht die Sportprominenz Front gegen die Waiblinger Windkraftpläne vor der Haustür vieler Korber. Die Waiblinger Stadtverwaltung (allen voran Oberbürgermeister Andreas Hesky) und die Stadtwerke wollen im städtischen Wald einen Beitrag zur Energiewende leisten und dort bis zu zehn Windräder errichten, die etwa die Höhe des Stuttgarter Fernsehturms erreichen. Die Idee aus dem Rathaus liegt durchaus auf der energiepolitischen Linie des Landes und des Verbands Region Stuttgart. Auch diese beiden Institutionen sehen im Waiblinger Wald und in der Buocher Höhe Potenzial, um die Windkraft für eine wohnortnahe Energieversorgung zu nutzen.

Bürgerinitiative gebildet

Der Waiblinger Stadtwald liegt allerdings nicht direkt auf der städtischen Gemarkung, sondern wie eine Insel auf einem Höhenrücken über dem Remstal. Nachbarn des Forsts sind deshalb auch Winnenden, Remshalden und Korb. Diese Nachbarschaft möchte der Waiblinger OB nutzen und schlägt deshalb den Waldnachbarn vor, auf der Buocher Höhe einen interkommunalen Windpark zu installieren.

Für seine Idee erntet Hesky bis jetzt mehr Ablehnung als Begeisterung. Längst haben Bürger aus allen betroffenen Kommunen eine Bürgerinitiative gebildet, die gegen den Bau von Windrädern auf der Buocher Höhe Front macht. Zu dieser Phalanx gehört seit geraumer Zeit auch die Sportprominenz aus Korb. Müller, Meißner, Cacau und Winkelhock belassen es mit ihrem Engagement allerdings nicht nur bei einer passiven Mitgliedschaft in der Bürgerinitiative, sondern bringen sich aktiv in die Abwehr der Windräder ein. Bei der Korber Kirbe sorgte der Auftritt des Quartetts jüngst dafür, dass am Stand der Bürgerinitiative ein regelrechtes Gedränge herrschte. Neuerdings tritt die Sportprominenz auch in den Medien für die Ziele der Initiative ein. Gerhard Weber, Vorsitzender der Bürgerinitiative, macht keinen Hehl daraus, dass er über die prominente Unterstützung froh ist. „Wir spüren, dass wir und unsere Überlegungen in der Bevölkerung und in den Medien ernster genommen werden als zu Beginn unserer Aktionen“, beschreibt Weber die Wirkung der Sportprominenz. Es helfe sehr, dass sich diese bekannten Korber Bürger für die Ziele der Initiative einsetzen würden.

Müller: Wind auf der Buocher Höhe weht viel zu schwach

Dabei wird es auch bleiben. Im Gespräch mit dieser Zeitung kündigte Hansi Müller wild entschlossen an, dass „wir alles unternehmen werden, um diesen Schwachsinn zu verhindern“. Seiner Meinung nach weht der Wind auf der Buocher Höhe wie an vielen anderen Orten Baden-Württembergs viel zu schwach, um Windräder wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. Insbesondere auf der Höhe über Korb sei die Energieausbeutung viel zu gering, als dass sich dadurch die Zerstörung des Waldes, der Natur und eines für die Region wichtigen Naherholungsgebietes rechtfertigen lasse. „Die ganze Idee dient doch nur dazu, dass sich Hesky als der große Energieheld feiern lassen kann“, giftet der einstige VfB-Star in Richtung Waiblinger Rathaus. Den Vorwurf, die Sportprominenz engagiere sich für die Bürgerinitiative, weil durch die Windräder die schöne Korber Wohnidylle Schaden erleide und die Grundstücke an Wert verlieren, will Müller ebenso nicht auf sich sitzen lassen. „Solche Behauptungen sind lächerlich“, meint der Neu-Korber. Sein und das Engagement seiner Mitstreiter beziehe sich ausschließlich aus der Verantwortung für die Umwelt und für die Natur.