Bei der Scheckübergabe (von links): Co-Dekan Tobias Geiger, Esther Betz-Börries, Jürgen Großmann, Hausmeister Abdullahad Dawod und Pfarrer Detlev Börries. Foto: Schölzel

Unter den denkmalgeschützten Gebäuden in Nagold ist die Remigiuskirche auf dem Lemberg sicher ein besonderer Schatz. Deren Baugeschichte reicht letztlich sogar bis in die Zeit der Römer zurück. Und sie ist vielen Nagoldern besonders ans Herz gewachsen. Umso wichtiger ist der Erhalt der Remigiuskirche. Unterstützung für Sanierungsmaßnahmen kommt auch von der Stadt.

Nagold - Im achten Jahrhundert auf den Grundmauern einer römischen Villa rustica erbaut, ist die Remigiuskirche auf dem Lemberg nicht nur eine der ältesten Kirchen im Nagolder Raum, sondern sie gehört damit auch zu den ältesten noch erhaltenen Kirchen in ganz Deutschland. Hinter der Remigiuskirche liegt eine bewegte Geschichte, seit 1555 ist sie evangelisch. In der denkmalgeschützten Kirche gelten römische Säulen und seltene Fresken aus dem 13. Jahrhundert als Zeugen dieser bewegten vergangenen Zeit, und in der Krypta soll sogar Graf Gerold I, der Schwiegervater von Karl dem Großen, seine ewige Ruhe gefunden haben.

Altes Gebäude braucht neuen Anstrich

Doch die Remigiuskirche ist in die Jahre gekommen. Sie muss dringend mit ihrer Baugeschichte von den Römern in die Neuzeit, gänzlich in der Gegenwart ankommen. Gearbeitet werden muss an der Elektrik, die Heizung ist kaputt, die Orgel muss eventuell saniert werden, die antiken Fresken müssen erhalten bleiben und die Kirchenbänke sollen durch Stühle ersetzt werden. Für diesen Zweck wurde im April 2021 der Förderkreis Remigiuskirche Nagold gegründet. Denn die Renovierung verlangt einiges an Budget: Ganze 650 000 Euro benötigt es für die Sanierung, allein 150 000 Euro davon nur aus Spenden. Davon sind – Stand jetzt – 50 000 Euro erreicht.

"Die Kirche hat eine ganz besondere Bedeutung. Nicht nur baugeschichtlich oder kunsthistorisch, sie stiftet auch Identität für viele Nagolder", erzählt Esther Betz-Börries, die erste Vorsitzende des Förderkreises Remigiuskirche. Wie sie berichtet, hätte der Förderkreis schon etliche Zuschriften von Bürgern mit Geschichten bekommen, die viel mit dem historischen Gotteshaus verbinden. So wäre die Kirche für den einen Bürger im heißen Sommer während der Erntezeit eine kühle Zuflucht gewesen. Manch andere Familien in Nagold sind bereits über Generationen mit der Remigiuskirche verbunden. "So ein bedeutendes Gebäude muss erhalten bleiben. Jung und alt brauchen eine Heimat", beteuert Betz-Börries.

Verkauf von Kalendern für den guten Zweck

Der Förderkreis hat viel geplant: Die Kirche soll nicht nur für die gottesdienstliche Nutzung erhalten bleiben, auch die kulturelle Verwendung spielt eine Rolle. Es sollen Konzerte darin stattfinden, Theaterspiele und Vorträge. Auch für die Jugend soll Platz geschaffen werden. Mit einer Bestuhlung anstatt Bänken sollen die Räumlichkeiten mehr Flexibilität erhalten.

Für das Sammeln der Spenden hat sich das 46-köpfige Team des Förderkreises bereits auch viel einfallen lassen. So gab es neben einem Benefizkonzert im Herbst einen Verkauf von Kalendern, einen Tassenverkauf und eine Zwiebelkuchenaktion.

Nun hat das Vorhaben einen weiteren prominenten Unterstützer: die Stadt Nagold selbst, allen voran Oberbürgermeister Jürgen Großmann. Für Großmann ist das eine Herzensangelegenheit: "Die Kirche leistet so vielfältige Beiträge. Der breiten Öffentlichkeit ist das gar nicht bewusst, was Kirche bedeutet und Kirche ist. Die Kirche spielt in allen Lebensbereichen mit."

Spende als "Signal für die Zukunft"

Da der traditionelle Neujahrsempfang der Stadt Nagold in diesem Jahr erneut der Pandemie zum Opfer gefallen ist, blieben die eingeplanten finanziellen Mittel nun für eine gute Tat übrig. 2000 Euro wurden jetzt für den Erhalt der Remigiuskirche gespendet. Die Stadt Nagold wolle mit der Spende ein Signal setzen, die Zukunft zu sichern. Großmann spielt dabei auch auf die Jugend an: "Wir müssen jungen Menschen die Türe öffnen für das Bauwerk und gleichzeitig den Jugendlichen erlauben, diesem neues Leben einzuhauchen." Wie er beobachte würden die Bürger Nagolds sich auch privat sehr viel für den guten Zweck engagieren. "Die Bürger begreifen das als eine Gemeinschaftsaufgabe", berichtet Großmann stolz.

Die Spende jetzt sei nur der Anfang. "Wir werden sicherlich dem Gemeinderat einen Vorschlag unterbreiten, wie wir die Kirche weiter unterstützen", denkt der OB an. Es wäre allen ein großes Anliegen, das Gebäude zu erhalten. "Es ist wichtig einen Beitrag zu leisten. Wir tun das aus traditioneller Verbundenheit", so Großmann.

Pfarrer Detlev Börries ist dem Oberbürgermeister und der Stadt Nagold sehr dankbar: "Wir spüren es, dass die Stadt Nagold Verantwortung an historischen Gebäuden übernimmt und diese unterstützt."