Die Coronakrise trifft auch Springreiter Andy Witzemann ohne große Vorwarnung. Foto: Stapel

Reitsport: Erfolgreicher Springreiter aus Winterlingen bleibt Optimist. Große Sorgen in Reiterszene.

Gerade hatte die Pferdesaison begonnen, da war sie auch schon vorüber - zumindest vorübergehend. USA und Spanien standen im Terminkalender des Top-Springreiters Andy Witzemann. 

"Das Thema Corona war da und man konnte sich zunächst kein klares Bild machen. So was gab es ja noch nie. Da konnte man sich auch nicht vorbereiten. Plötzlich kamen die Turnierabsagen", erzählt Andy Witzemann. 

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Am westlichen Ortsrand von Winterlingen steht die Reitanlage Witzemann. Seit 2001 hat sich hier ein weitläufiges Reiterterrain entwickelt, in dessen Mittelpunkt die Ausbildung von Springpferden der Spitzenklasse steht.

Spitzenpferde können nicht auf sich aufmerksam machen

"Da die Wettkämpfe nicht stattfinden, können wir mit unseren Reitern auch keine Preisgelder gewinnen. Das ist aber nicht unser größtes Problem, unser größtes Problem ist, wir leben vom Pferdeverkauf. Leute, die Geld für ein Pferd ausgeben, wollen ein Pferd, das Erfolge vorweisen kann und sich auf Turnieren präsentiert hat", verdeutlicht Andy Witzemann die Situation. "Wir haben keine Wertsteigerung der Pferde. Uns fehlt ein komplettes halbes Jahr. Für uns ist das, wie wenn eine normale Firma ein halbes Jahr schließen müsste, denn die Kosten laufen ja weiter", so Witzemann.

Die Hoffnung ist da, dass es bald weitergehen könnte. Allerdings ist es momentan auch für die Reiter schwer vorstellbar wieder zur Normalität zurückzukehren. Angesprochen auf einen der Saisonhöhepunkte im Terminkalender - das Hohenzollern-Reitturnier in Bisingen im Oktober - sagt Andy Witzemann: "Das ist ein Hexenkessel. Das Turnier lebt von den vielen begeisterten Leuten auf dem kleinen Raum, eine Wahnsinnsatmosphäre. In greifbarer Nähe kann ich mir diese Art von Veranstaltung jedoch nicht vorstellen" und Witzemann weiter: "Es bleibt auch etwas in den Köpfen der Menschen. Mancher wird sich im Oktober nicht in so eine Halle hinein trauen." Schritt für Schritt müsse sich alles erholen. Turniere mit Zuschauerbeschränkungen wären ein Anfang, so der erfolgreiche Springreiter.

Stimmung auf dem Hof ist sehr gut

"Wir sind ein relativ großes Team von Bereitern und Betreuern in Winterlingen. Wir arbeiten zusammen von morgens bis abends. Wir trainieren die Pferde, jetzt haben wir sogar Zeit, um an neuen Trainingsideen zu arbeiten. Die Stimmung ist bei uns natürlich auch wetterbedingt sehr gut", sagt Andy Witzemann. Die Frage, ob auch Pferde vom Coronavirus betroffen sein könnten, hat Andy Witzemann wenig beschäftigt, da die Pferde im Hochleistungssport gehen und von Tierärzten komplett betreut werden, war ziemlich schnell klar, dass der Virus keine Bedrohung für Pferde ist", so Witzemann.

In der Reiterszene macht man sich definitiv große Sorgen. "Es ist nur dieses Thema, wie machen wir es, was können wir machen, was machen wir, wenn wir es nicht schaffen. Einige werden das aussitzen. Für alle wird es ein Kampf werden. Entweder wir schaffen es oder wir schaffen es nicht, aber wir dürfen nicht den Kopf hängen lassen. Die Lage laut Witzemann sehr sehr ernst. Seit 20 Jahren ist der Winterlinger selbständig, aber so etwas wie aktuelle Situation hat er noch nie erlebt. 2008 sei aufgrund der Finanzkrise auch eine gewisse Zeit Sendepause gewesen. Aktuell ticke die Zeit, keiner wisse wie lang es dauern werde, vor allem auch in den USA, wo man viele Kunden habe. Finanziell hängt für viele, die im Pferdesport ihr Geld verdienen, alles am seidenen Faden. 

Andy Witzemann ist von Natur aus Optimist. "Wir werden uns strecken und kämpfen aber wir werden auch dieses Hindernis wieder überwinden", sagt der 40-Jährige. 2019 gelangen dem Springreiter drei S-Siege mit unterschiedlichen Pferden, Casalliono, Crash und Cassadero an einem Tag.

Thema Mundschutz

"Wenn es der Situation helfen würde, hätte ich mit einer Mundschutzpflicht absolut kein Problem", sagt Witzemann. Alles was möglich sei, müsse jetzt eben getan werden.

Als Sportler blickt er aber auch nach vorne. Die in naher Zukunft kommenden Turniere könnten bald schon wieder Spitzensport bieten, denn Reiter und Pferde seien ausgeruht und alle seien motiviert, ist sich Andy Witzemann sicher. "Wenn es wieder los geht, wird es ein heißes Rennen, wer in der Landesspitze unter den ersten Fünf rangieren wird. Turniere wie Stuttgart oder Bisingen werden bestimmt wieder tollen Sport bieten."