Der gebürtige Calwer Ed Herzog. Unser Foto zeigt ihn bei einem Besuch der Volkshochschule Calw vor rund drei Jahren. Foto: Verstl

Der gebürtige Calwer Ed Herzog verrät im Gespräch unter anderem, warum sich Bücher und Filme der Eberhofer-Krimis teils unterscheiden.

Am Freitag, 1. September, ist der neueste Film „Rehragout-Rendezvous“ des Regisseurs Ed Herzog im Rahmen des Calwer Sommerkinos in der Klosterruine in Hirsau zu sehen. Der gebürtige Calwer Herzog wird an diesem Abend ebenfalls dabei sein. Wir haben im Vorfeld mit ihm über den Erfolg seiner Werke, seine Verbindungen zu seiner Geburtsstadt und seine Anerkennung für Mania Pictures gesprochen.

Die Eberhofer-Krimis spielen nicht im üblichen bayerischen weiß-blauen Idyll sondern in Niederkaltenkirchen, einem Kaff, in dem man nicht mal tot überm Zaun hängen möchte. „Jeder Teil ist irre erfolgreich. Warum bloß?“ fragt „Der Spiegel“. Wissen Sie es?

Wirklich wissen tut das niemand. Die Filme scheinen viele Leute glücklich zu machen. Man kommt aus dem Kino und hat ein gutes Gefühl. Ich habe die von Rita Falk geschaffenen Figuren mal „sympathische Durchwurstler“ genannt. Damit meine ich, dass alle Figuren Kanten und Macken haben. Keiner ist perfekt. Auch das Dorf, in dem sie leben, ist kein Postkartenidyll. Das scheint viele Zuschauer anzusprechen. Wir machen auch keine Heimatkrimis, wir machen Komödien, die in der Provinz spielen. Und die ist in Mecklenburg-Vorpommern auch nicht so viel anders.

Sie sind in einem pietistisch geprägten Elternhaus aufgewachsen. Wir findet man da zu einem Stoff, der im katholischen Bayern spielt?

Der Stoff hat eher mich gefunden. War es Zufall? War es Vorsehung? Ich weiß es nicht. Auf alle Fälle bin ich mit bayerischem Humor sozialisiert worden. Ich habe Gerhard Polt und Karl Valentin geliebt und tue es immer noch.

Wie lange wird es die Reihe noch geben, zumal Rita Falk im Juni bei einer Veranstaltung in München über ein Ende nachdenkt?

Wir haben schon immer nur von einem Film zum nächsten geschaut. Dazu kommt, dass die Filme und die Romane sich auseinander entwickelt haben, worüber Rita Falk gerade nicht glücklich ist. Das hängt damit zusammen, dass Buch und Film unterschiedliche Medien sind, die auch unterschiedlich funktionieren. In den Büchern gibt es sehr viel inneren Monolog und sehr viel funktioniert über Sprache. Ein Film ist aber primär ein Medium des Bildes. So haben wir immer versucht, visuelle Momente zu schaffen. Zum Beispiel die nächtliche Blumentrogfahrt im Kreisverkehr in „Griessnockerlaffäre“. Die gibt es nicht im Roman, ist aber etwas, was die Anarchie in den Romanen in einen visuellen Moment umsetzt.

Wie sie weiter sagte, gehe es in „Rehragout-Rendezvous“ etwa ernster zu als sonst, was wohl auch auf den Krebstod ihres Mannes zurückzuführen ist. Schlägt sich das im Film nieder?

Ich finde, jede Komödie verträgt auch Ernstes beziehungsweise Trauriges. In „Rehragout-Rendezvous“ geht es zum Beispiel darum, dass die Oma alt ist und ihre Kinder und Enkel daran erinnert, dass das Leben endlich ist. Das mag natürlich keiner hören, aber am Ende hat dann doch jeder etwas begriffen. Trotzdem gibt es im Film auch sehr viel zu lachen.

Ist der Eindruck richtig, dass dieses Mal weniger Franz Eberhofer als viel mehr die Frauen, seine Freundin Susi und seine Oma, im Vordergrund stehen?

Der Franz ist insofern eine schwierige Hauptfigur, weil er nichts „will“. Das einzige, das er will ist, dass möglichst alles so bleibt. Darum konfrontieren wir ihn gerne mit Veränderung: ein gemeinsamer Neubau, eine Oma, die nicht mehr für ihn kochen mag, eine Freundin, die Karriere machen möchte.

Planen Sie mal wieder einen Film außerhalb der Eberhofer-Reihe, wie etwa ihr Historiendrama „3 ½ Stunden“?

Ich liebe die Arbeit an den Eberhofer-Filmen. Zur Abwechslung ist es aber auch schön (und wichtig) andere Filme, andere Genres machen zu können. „3 1/2 Stunden“ ist ein historisches Drama. Es ist großartig, in eine andere Epoche eintauchen zu können. Aktuell habe ich für Prime-Video eine neue Comedy-Serie gedreht. Sie heißt „Viktor bringt’s“, mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle und kommt 2024 raus.

Welche Verbindung haben Sie als gebürtiger Calwer heute noch zu Ihrer Heimatstadt?

Meine Mutter und meine Schwester wohnen noch in Calw. Wenn ich Zeit habe, besuche ich sie gerne. Auch ein paar alte Freunde leben noch im Landkreis. Als junger Mensch hatte ich in Calw oft das Gefühl von Enge und Kontrolle. Ein bisschen so, wie die jungen Protagonisten in den frühen Hesse-Romanen. Um das zu tun, was ich tun wollte, musste ich damals aus Calw weggehen. Als Besucher komme ich heute gerne wieder.

Mit „Rehragout-Rendezvous“ bildet das Werk eines gebürtigen Calwers den Abschluss des Kinosommers im Kloster Hirsau. Zum Auftakt war die Premiere von „Mordkommission Calw: Kinderspiele“, eine Produktion von Mania Pictures, zu sehen. Kennen Sie die Calwer Filmemacher?

Ich kenne Mania Pictures noch von ihren Anfängen. Es ist der absolute Wahnsinn, mit welcher Beharrlichkeit und mit welcher Leidenschaft sie Jahr für Jahr einen Film nach dem anderen raushauen. Und sie entwickeln sich immer weiter, mit neuen Genres und neuen Themen. Ich habe größten Respekt vor Armin Schnürle und seinem Team.