Bürgermeister Gerd Hieber kam ebenfalls vorbei, hat es sich angeschaut und mit den Leuten gesprochen. Das kurze Gespräch verlief friedlich. Sein entspannter Rat an die Protestanten: "Jetzt hört euch das alles erst mal an!"Foto: Stöhr Foto: Schwarzwälder Bote

Protest: Bürger versammeln sich vor Stadthalle, um Unmut zum regionalen Gewerbegebiet auszudrücken

Während drinnen im Gemeinderat über die Vorentwürfe des Bebauungsplans zum Regionalen Gewerbegebiet diskutiert wurde, hatten sich am Montagabend einige Bürger aus der Gesamtstadt vor der Sulzer Stadthalle versammelt, um gegen ebendieses zu protestieren.

Sulz. Die Stadt erhofft sich eine Quelle für erhebliche Steuereinnahmen, einige Bürger befürchten dagegen ein drohendes Finanzloch. Jüngst hatten sich der Bergfelder und der Holzhausener Ortschaftsrat in ihren Sitzungen gegen den Vorentwurf des geplanten Regionalen Gewerbegebiets ausgesprochen.

Dort, auf einer Fläche von rund 79 Hektar, die zu einem Großteil auf Bergfelder Gemarkung, zu einem Teil aber auch auf Holzhausener Gemarkung liegen, sollen sich nämlich vornehmlich Großbetriebe ansiedeln, so der Wunsch der Stadt Sulz. Das Areal war bereits 2010 im Gespräch gewesen, als es um die Planung einer Teststrecke für Daimler ging.

Eine, die schon damals protestiert hat und es auch jetzt tut, ist die Bergfelder Ortschaftsrätin Alexandra Rau. Sie berichtete auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten, dass verschiedene Bürger aus der Gesamtstadt gemeinsam den Entschluss gefasst hätten, sich zum Protest vor dem Backsteinbau zu treffen.

Obgleich die öffentliche Sitzung erst um 19 Uhr begann, fanden sich die Protestierenden bereits deutlich früher ein, während der Gemeinderat noch nichtöffentlich tagte. Damit sollten die Stadträte auf den Protest und das Anliegen der Protestierenden aufmerksam gemacht werden, wie Rau erklärte.

Sie persönlich habe sich der Aktion angeschlossen, weil es ihr um den Erhalt der Heimat gehe. Dass man den besten Boden, der besonders wasserspeicherfähig sei, an dieser Stelle verbauen wolle, und den Landwirten die Existenzgrundlage und der Feldlerche den Lebensraum wegnehmen wolle, sei unverständlich für sie. Die vorgesehenen Ausgleichsflächen bezeichnete sie als sinnfrei. Sorgen bereite ihr die Ansiedlung großer Industriebetriebe auch deshalb, weil ihrer Meinung nach die nötige Infrastruktur fehle. "Wir haben jetzt schon eine erhöhte Verkehrsbelastung in Bergfelden", sagte sie.

Das Argument der Stadt, dass man sich von der Ansiedlung gute Steuereinnahmen erhofft, ist für Rau derweil eine Fehleinschätzung. Wenn sich ein großer Betrieb ansiedle, dann werde dieser seinen Hauptsitz sicher nicht in Sulz haben. Folglich werde die Gewerbesteuer an eine andere Stadt gehen, prognostizierte sie. Dass die Meinungen zum Thema Regionales Gewerbegebiet so weit auseinander gehen, dass eine Einigung mit Zufriedenheit auf beiden Seiten schier unmöglich scheint, wurde bei dem Protest am Montagabend noch einmal visuell deutlich gemacht. n Über die Diskussion zu diesem Thema in der Gemeinderatssitzung werden wir gesondert berichten.