Über die Tübinger Neckarbrücke sollen eines Tages die Züge der Regionalstadtbahn Neckar-Alb rollen. (Illustration) Foto: Tricon-Design

Verband steigt bei Konsortium ein. Entscheidung unter Zeitdruck. 87 "Tram-Trains" sollen auf die Gleise.

Region Neckar-Alb - Insgesamt 87 "Tram-Trains" will der Zweckverband Regionalstadtbahn anschaffen. Damit sollen schnelle Zugverbindungen in den Landkreisen Zollernalb, Reutlingen und Tübingen geschaffen werden. Der Verband will sich mit anderen Partnern zusammentun.

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Da solche Fahrzeuge "nicht von der Stange" lieferbar seien, müsse man lange im Voraus planen, so die Führung des Zweckverbands unter Vorsitz des Reutlinger Landrats Thomas Reumann. Veranschlagt werden von der Ausschreibung über Planung, Konstruktion, Bau und Zulassung rund fünf Jahre. Das Problem: Solche Kombi-Fahrzeuge, die sowohl im Bahnschienennetz als auch als Straßenbahn verkehren und von 15 000 Volt Wechselstrom im Bahnbetrieb und 750 Volt Gleichstrom im Straßenbahnverkehr umschalten, seien relativ selten nachgefragt.

30 Jahre Instandhaltung

Mit der Bestellung der Schienenfahrzeuge ist es nicht getan: Das Paket umfasst auch die Instandhaltung über 30 Jahre, den Werkstattbetrieb, Prozess- und Vertragsmanagement sowie zwei Genehmigungsverfahren: nach Eisenbahn- und Straßenbahnvorschriften.

Der Zweckverband will die, so Reumann, einmalige Chance nutzen und im Konsortium VDV TramTrain mit den Verkehrsbetrieben Karlsruhe, der Albtal Verkehrsgesellschaft, mit der Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg und Partnern in Mittelsachsen, dem Saarland und Österreich gemeinsam eine größere Stückzahl an Zweisystem-Zügen in Auftrag geben. Vorteile wären ein günstigerer Preis, die Einsetzbarkeit der Fahrzeuge in den Netzen aller Partner und deren Erfahrungen.

Kosten von rund 180.000 Euro

Die Ausschreibung würde bereits im Juni beginnen, da zwei der Partner im Konsortium einen dringenden Bedarf an neuen Fahrzeugen haben. Die Lieferung würde gemeinsam mit dem Land erfolgen, die Instandhaltung würden Zweckverband und Fahrzeughersteller übernehmen. Dazu müsste der Verband eine Tochtergesellschaft gründen. Die Kosten, die durch die Teilnahme an VDV TramTrains und die Ausschreibung entstehen, belaufen sich auf 180.000 Euro. Eine für eine Bundesförderung notwendige "standardisierte Bewertung" ist noch in Arbeit.

Geplant ist, als erstes 30 Fahrzeuge zu beschaffen. Der Zweckverband würde sich mit 20 Prozent des Kapitaldienstes oder sechs Fahrzeugen einbringen.

Chancen und Risiken abwägen

Reumann und Verbandsgeschäftsführer Dirk Seidemann rechneten vor, dass eine Nicht-Beteiligung an VDV TramTrains die schlechtere Variante wäre. Sie wollen nun Chancen und Risiken in den Gremien der beteiligten Kreise und Städte darlegen.

Der Beschließende Ausschuss habe, so Reumann, ausführlich diskutiert und danach eine einstimmige Empfehlung beschlossen. Nach dem Votum der Partner hat dann die Zweckverbandsversammlung am 19. Juni letztlich die Entscheidung zu treffen.

Reumann betonte, dass es keine Konkurrenz zwischen Teilnetzen des Projekts Regionalstadtbahn gebe und auch die Zollernbahn nicht zugunsten der Baumaßnahmen im Bereich Reutlingen/Gomaringen vernachlässigt werde. In Zeiten, in denen es auf den Klimaschutz ankomme, sei die Entscheidung für ein umweltfreundliches Verkehrsnetz ein positives Signal.