Der falsche Arzt hatte gefälschte Bewerbungsunterlagen vorgelegt. (Symbolfoto) Foto: dpa

35-Jähriger aus Balingen gibt sich als Neurologe aus. Auch im Raum Baiersbronn tätig.

Heppenheim/Baiersbronn/Balingen - Er hat nie Medizin studiert – hat sich aber mit Hilfe gefälschter Unterlagen als Neurologe ausgegeben und in einer Klinik im Schwarzwald sowie in einer hessischen Praxis gearbeitet. Nun ist der falsche Arzt aufgeflogen. Die Ermittlungen laufen.

Weil sich ein 35-jähriger Mann aus dem Zollernalbkreis als Neurologe ausgegeben haben soll, obwohl er gar kein Mediziner ist, hat ihn die Polizei im südhessischen Heppenheim (Bergstraße) festgenommen. Der Mann soll auch in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) als vermeintlicher Arzt gewirkt haben, wie Recherchen unserer Zeitung ergaben.

Aufgeflogen ist der 35-jährige gebürtige Balinger, weil er versucht haben soll, in Heppenheim eine Zulassung bei der kassenärztlichen Vereinigung zu erhalten, wie die zuständige Staatsanwaltschaft Darmstadt am Donnerstag mitgeteilt hat. Die kassenärztliche Vereinigung habe deswegen unter anderem das Führungszeugnis des Mannes angefordert. Dabei seien laut Staatsanwaltschaft Ungereimtheiten aufgetaucht. "Daraufhin kamen die Ermittlungen in Gang", erläutert ein Sprecher der Darmstädter Staatsanwaltschaft auf Nachfrage. Es habe sich schließlich auch herausgestellt, dass der Mann, der zuletzt im Kreis Bergstraße gemeldet war, gefälschte Bewerbungsunterlagen vorgelegt hatte.

Am Montag hatten Polizisten unter anderem Anwesen in Südhessen, dem Wetteraukreis und im Landkreis Karlsruhe durchsucht und "umfangreiche Beweismittel sichergestellt", heißt es.

Bislang keine Hinweise auf Patientengefährdung

Anhand derer habe sich ergeben, dass sich der 35 Jahre alte gelernte Einzelhandelskaufmann mindestens von August 2018 bis März dieses Jahres als Arzt ausgegeben haben soll. Seine letzte Stelle in dieser Funktion soll er im März angenommen haben – er sei in einer Klinik im Raum Baiersbronn tätig gewesen. Den Namen der Einrichtung nannte der Sprecher aus Datenschutzgründen nicht. Der Balinger sei bei seiner Verhaftung am vergangenen Montag aber noch dort angestellt gewesen. Außerdem soll der 35-Jährige einige Wochen in einer Praxis im Kreis Bergstraße gearbeitet haben.

Der Sprecher der Staatsanwaltshaft betont, es hätten sich bislang keine Hinweise darauf ergeben, dass der Mann Patienten konkret gefährdet habe. Allerdings stehe man noch am Anfang der Ermittlungen. Um nicht zu riskieren, dass sich der Mann, der an seinem aktuellen Wohnort in Hessen nicht fest verwurzelt ist, absetze, habe man sich aber zu einer raschen Festnahme entschlossen, noch bevor die Ermittlungen vorangeschritten waren.

Elektronische Fußfessel soll Flucht verhindern

Man habe verhindern wollen, dass der Mann womöglich davon erfährt. Nun würden die Ermittlungen intensiv fortgeführt. "Unter anderem muss der vorherige Lebenslauf des Mannes noch erhellt werden", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Möglicherweise kommen dann noch andere Stationen zutage, an denen der Balinger als Neurologe gearbeitet hatte.

Der 35-Jährige war am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt worden. Dieser entschied, dass der 35-Jährige bis zum Ende der Ermittlungen eine elektronische Fußfessel tragen muss. So soll eine Flucht verhindert werden, ohne dass der Mann im Gefängnis sitzen muss. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn erhärten, werde Anklage erhoben, sagt der Sprecher. Bislang steht der Balinger unter Verdacht des Betrugs, der Urkundenfälschung und des Missbrauchs von Titeln.