Die Polizei sucht im Süden von Berlin nach einer entlaufenen Löwin. Gesucht wird in der Gegend um Kleinmachnow am südlichen Rand der Hauptstadt. (Symbolbild: Löwin im Leipziger Zoo). Foto: J/n Woitas/dpa

Die Polizei warnt die Bevölkerung im Süden von Berlin vor einem entlaufenen Raubtier. Es soll sich um  eine Löwin handeln. Eine fieberhafte Suche beginnt. Doch woher stammt das Tier? Und wem gehört es?

Auf der Suche nach der entlaufenen Löwin in Berlin führen Hinweise die Polizei am Donnerstagnachmittag nach Zehlendorf. Doch die Spur führt in Leere. „Die Gegend wurde abgesucht. Es fanden sich keine Hinweise oder Spuren, dass das Tier sich dort tatsächlich befunden hat“, teilt die Polizei mit. Die  Suche geht also  weiter.

Wo befindet sich die Löwin?

Videos in den Sozialen Medien zeigen das Raubtier, wie es in der Nacht zum Donnerstag (20. Juli) in  einem Waldgebiet bei Kleinmachnow im Landkreis Potsdam-Mittelmark direkt an einer Straße umherstreift. Kleinmachnow liegt am südlichen Stadtrand von Berlin. Die Stadt hat rund 20 000 Einwohner.

Wie die Polizei mitteilt, suchen Einsatzkräfte den ganzen Tag  mit Hubschraubern in Kleinmachnow und den angrenzenden Gemeinden im Bereich von Teltow, Stahnsdorf sowie am  südlichen Stadtrand von Berlin, wo sich das Tier aufhalten soll. 

Auf unserer Karte sehen Sie, wo sich der Gefahrenbereich und Suchgebiet rund um Berlin befinden:

Was unternimmt die Polizei?

Die Bevölkerung wird  mit Lautsprecherdurchsagen  und mithilfe der Warnapp „Nina“  gewarnt.  Bei der Suche  sind auch Tierärzte und Jäger beteiligt. Die Bevölkerung sei gebeten worden, von Spaziergängen in Wäldern abzusehen, sagt Polizeisprecher Daniel Keip. „Man kann sich frei bewegen. Man sollte nur nicht im Düppeler Forst, das sind die angrenzenden Waldgebiete, spazieren gehen.“ 

Bei dem Wildtier soll es sich um eine Löwin handeln. Der Warnbereich wurde mittlerweile auf den Süden Berlins erweitert. Weitere Informationen finden Sie hier: https://t.co/PDOiSYksqy ^tsm https://t.co/o9oCxERcE8

Wie hat die Polizei von dem entflohenen Raubtier erfahren?

Die Polizei hat nach eigenen Angaben von dem Wildtier durch Zeugen erfahren. Diese hätten Videos aufgenommen, wie die Raubkatze ein Wildschwein gejagt und erlegt habe.
„Es gab verschiedene Sichtkontakte, so dass wir tatsächlich im Moment davon ausgehen, dass eine Löwin frei durch Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow beziehungsweise den angrenzenden Bereich der Bundeshauptstadt läuft“, betont  Polizeisprecher Keip.

 „Gegen Mitternacht kam bei uns die Meldung rein, die wir uns alle nicht vorstellen konnten. Da haben zwei Passanten ein Tier gesehen, das einem anderen nachrennt“,  so Keip weiter. „Das eine war ein Wildschwein und das andere war offensichtlich eine Raubkatze, eine Löwin. Die beiden Herren haben auch ein Handyvideo aufgenommen und auch erfahrene Polizisten mussten bestätigen, es handelt sich wahrscheinlich um eine Löwin.“

Woher stammt die Löwin?

Über allem liegt die Frage: Woher kommt die Löwin?Aus den Zoos, Tierparks und Zirkussen dieser Region jedenfalls nicht, wie die Polizei in der Nacht herausgefunden hat. Dort vermisst niemand eine Großkatze. 

Private Halter seien in Kleinmachnow nicht bekannt, sagte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Er spricht von einer „ernsten Lage“. Die private Haltung von Wildtieren ist in Deutschland Ländersache. In Berlin ist sie verboten, in Brandenburg gibt es keine spezielle Regelung neben der Bundesartenschutzverordnung.

Erkenntnisse über eine illegale Haltung wurden zunächst nicht bekannt.„Wo es herkommt, wissen wir nicht“, erklärt der Polizeisprecher.  Es seien Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen überprüft worden. 

Wie lange kann die Löwin im Wald überleben?

Laut Einschätzungen von Experten aus Zoo und Tierpark in Berlin käme eine Löwin in den Sommermonaten durchaus in einem heimischen Waldstück zurecht. In einem ihr unbekannten Terrain könne davon ausgegangen werden, dass sie sich ins Unterholz zurückziehe und nicht aktiv den Kontakt zum Menschen suche, teilen die Einrichtungen mit. 
„Auch die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt.“

Was passiert, wenn das Tier gefunden wird?

Noch ungeklärt ist das Schicksal des Tieres, sollte es gefunden werden. Eine Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark sagt, es seien eine Tierärztin und zwei Jäger mit Waffen mit vor Ort. Wenn man das Tier finde, werde entschieden, ob man mit Betäubung arbeite oder es erschießen müsse. 

Wenn ein Tier in freier Wildbahn gefangen werden sollte, werde Tele-Injektion mit einem Narkosegewehr eingesetzt, erklärt  May Hokan von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). Das könnten am besten etwa Zootierärzte, die mit solchen Situationen auch unter Stress gut umgehen könnten.

Narkose-Pfeil oder Erschießen:  Was ist die Alternative?

Die Tierärztin schildert mögliche Probleme: „Wenn man so einen Löwen trifft, fällt der nicht direkt um und schläft ein. Es gibt eine Stressphase. Er  hat diesen Pfeil im Hintern, wird erst mal losrennen und Radau machen.“ Dies dauere einige Minuten, auch abhängig von der Art des Narkosemittels. „Wir haben dann eine schwierige Phase, bevor das Tier einschläft und man sich dem Tier nähern kann.“

Theoretisch denkbar wäre auch ein Abschuss. „Je nachdem wie die Situation wahrscheinlich von Tierarzt und Polizei eingeschätzt wird, wird das Tier in solchen Situationen auch erschossen“, sagt May Hokan. „Dabei muss natürlich die Sicherheit gegeben sein, dass da keine Menschen in der Nähe sind. Das ist auch nicht so einfach.“