Bürgermeister Heiko Lebherz erläutert in der Sitzung des Gemeinderats Ratshausen die von ihm ausgearbeitete Stellungnahme zur Steinbruch-Erweiterung. Neben den Gremiumsmitgliedern hören auch einige Bürger aufmerksam zu. Foto: Deregowski Foto: Schwarzwälder Bote

Plettenberg: Gemeinderat fordert zusätzliche Risiko-Rücklage / "Geheime" Messungen wegen Erschütterungen

Mit zwei Überraschungen hat die Beratung des Ratshausener Gemeinderats zur Steinbruch-Erweiterung auf dem Plettenberg begonnen.

Ratshausen. Das hätte Bürgermeister Heiko Lebherz lieber geheim gehalten: Beamte der Landesanstalt für Umwelt, Messung und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) messen derzeit die Sprengerschütterungen in Hausen am Tann.

In der Bürgerfragestunde erkundigte sich zu diesem Punkt ein Zuhörer, der von einem Bürger aus Hausen darauf aufmerksam gemacht wurde. Lebherz bestätigte dass "geheimen Messungen" ausgeführt werden. Damit sollten die Gerätschaften der Firma Holcim überprüft werden. "Wir wollten es bisher nicht öffentlich machen, um die Werte neutral zu verifizieren", erklärte Lebherz.

Überraschung Nummer zwei: die Gemeinderäte Andreas Koch und Stefan Häring mussten wegen Befangenheit vom Tisch abrücken, als ihre Kollegen über die abzugebende Stellungnahme diskutierten.

Koch, der in der Geschäftsführung der Firma Koch Silotransporte ist, zeigte sich verblüfft: "Uns wurde erst vor einer Stunde vom Landratsamt mitgeteilt, dass wir befangen sind." Beide nutzten jedoch die Gelegenheit vor der Beratung, Stellung zu beziehen. Häring betonte, dass Wasser "eines unserer höchsten Güter" sei und hoffte, dass sich seine Ratskollegen dafür einsetzen, "dass wir weiterhin Wasser vom Plettenberg haben".

Koch war es wichtig, dass die Quellschüttung am Plettenberg gewährleistet wird. Gleichzeitig dürfe jedoch auch nicht das Gewerbe und damit die wirtschaftliche Bedeutung des Kalksteinabbaus aus dem Blick verloren werden.

Als Grundlage für die Ratshauser Stellungnahme dient unter anderem die von der Rottenburger Firma HPC erstellte Prüfung des von Holcim in Auftrag gegebenen hydrogeologischen Gutachtens. Darin heißt es unter anderem, dass auch das Holcim-Gutachten nicht vollständig ausschließe, dass es zu einer Verringerung der Quellschüttung oder Verschlechterung der Wasserqualität kommen könne.

Edgar Blepp sah die heimischen Quellen in Gefahr und überlegte, ob die Kaufrechte, die die Gemeinde bei der Hohenberggruppe erwerben muss, nicht auf Holcim umgelegt werden könnten. Außerdem sprach er die Rücklage in Höhe von 80 000 Mark oder heute rund 40 900 Euro an. Er regte daher eine neue, weitere Rücklage an. Sollte der "Fall X" eintreten, sieht der Bürgermeister das Geld am liebsten im leichten Zugriff der Gemeinde, etwa auf einem Treuhandkonto, nicht bei Holcim. Schließlich könne sich die Firma, wie einst Rohrbach-Zement, ändern: "Das sehen Stand heute aber weder Holcim noch das Landratsamt so vor."

Lebherz sagte, er sei mit Holcim und dem Landratsamt auch wegen der Färbungsversuche im Gespräch, die Aufschluss über die Wasserströme geben sollen. Diese Versuche basierten womöglich auf einer falschen Grundlage. Denn die Firma, die vor Jahren die Ultrafiltrationsanlage eingebaute, habe die Beschriftungen für die Zuleitungen Ortenberg und Plettenberg verwechselt.

Der Gemeinderat hat die von Lebherz ausgearbeitete Stellungnahme (wir berichteten) am Donnerstag einstimmig verabschiedet. Ergänzt wurde diese mit der Forderung nach einer neuen Rücklage. Ziel müsse sein, die eigene Wasserversorgung in der jetzigen Form zu erhalten.

Die Stellungnahme muss bis 25. Februar beim Landratsamt vorliegen, dass über die Genehmigung der Steinbruch-Erweiterung im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Verfahrens entscheidet.