Der neue Pfarrer Shibu Vincent Pushpam hat in der Ratshausener Kirche seine erste Messe gefeiert. Mit ihm zelebrierte der Schömberger Stadtpfarrer Johannes Holdt (links, hinten) den Gottesdienst. Foto: Dillmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrvikar Shibu Vincent Pushpam hält Messe / Holdt: Freue mich auf Zusammenarbeit

Ratshausen. Im Rahmen einer heiligen Messe ist in der St.-Afra-Kirche in Ratshausen der neue Pfarrvikar Shibu Vincent Pushpam vorgestellt worden. Er ist Nachfolger von Thomas Vatakoot. Pfarrvikar Shibu Vincent Pushpam hielt zusammen mit dem Schömberger Stadtfarrer Johannes Holdt den Gottesdienst. Anwesend waren auch die indischen Schwestern aus dem Maria-Heims-Orden. Am Freitag erst war Pfarrvikar Vadakoot mit seiner Mutter nach Indien abgereist, einen Tag später durfte die Gemeinde schon seinen Nachfolger begrüßen.

Pfarrvikar Pushpam ist 33 Jahre alt und kommt, ebenso wie Vadakoot, aus dem Bundesstaat Kerala in Südindien. Dort lebte er in einem Dorf mit seiner Schwester. Mit zwölf Jahren begleitete er die Gottesdienste als Ministrant. Bei dieser Tätigkeit wurde sein Interesse am Beruf des Priesters geweckt.

Nach der zehnten Klasse wechselte er zum "Kleinen Seminar", ein Konvikt für ältere Schüler, die später das Priesterseminar besuchen wollen. Er machte Abitur, studierte Theologie und wurde 2013 zum Priester geweiht. Schon bald wurde ihm eine Tätigkeit in Deutschland angeboten. Pushpams spontane Antwort: "Nein!" Nach zweimonatiger Bedenkzeit gewann aber doch sein Interesse an fremden Menschen und Kulturen die Oberhand. So willigte er ein.

Im April 2015 kam er das erste Mal nach Deutschland. "In diesem Jahr erlebte ich den ersten Schnee in meinem Leben auf der Schwäbischen Alb – und ich spürte, wie kalt er ist", erinnert sich Pushpam und lacht. In Albstadt absolvierte er sein Ausbildungsvikariat und lernte die deutsche Sprache. Dabei habe er auch verstanden, warum es heiße "deutsche Sprache, schwere Sprache".

Der neue Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal bat um Verständnis für seine ab und an nicht ganz verständliche Aussprache und den manchmal nicht ganz richtigen Satzbau. Und auch dafür, dass er den schwäbischen Dialekt nicht verstehe. Seine deutsche Sprache sei noch nicht perfekt, aber er arbeite daran. Vor allem wolle er sich bemühen, ein guter Seelsorger zu sein, versprach Pushpam. In seiner Predigt thematisierte er den Sinn des Erntedankfests. Es gehe um die Dankbarkeit für das Leben: "Es gibt sehr viele Gründe dafür, Dankbarkeit und Zufriedenheit zu empfinden. Wir sollten uns daran erinnern, dass uns viel geschenkt ist und dass wir auch geben sollten. Denn Nehmen füllt die Hände, schenken füllt das Herz". Außerdem zitierte er Hellen Geller: "Ich weinte, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich jemanden traf, der keine Füße hatte." Oft brauche man eine solche Erkenntnis, um das Schicksal annehmen zu können, betonte der Pfarrvikar.

Pfarrer Holdt begrüßte ihn mit diesen Worten: "Wir dürfen hier eine geistige Frucht aus Indien empfangen." Er freue sich schon sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit, betonte er.