Oberbürgermeister Julian Osswald umringt von Narren beim traditionellen Rathaussturm. Foto: Beyer

Zum letzten Mal nach 16 Jahren im Amt wurde Oberbürgermeister Julian Osswald beim Rathaussturm von den Narren abgeführt. Diesmal wurde er aber nicht in Ketten gelegt, sondern schlenderte Arm in Arm mit den Bärenfängern auf den Marktplatz.

„Ich weiche nun roher Gewalt, das Chaos regiert in Eurer Gestalt!", rief Oberbürgermeister Julian Osswald von seinem Fenster hinunter zur Narrenschar, die sich auf dem Marktplatz zum traditionellen Rathaussturm versammelt hatte.

 

Sogleich wurde Osswald dann von zwei Narren im Bärenfänger-Häs aus dem Rathaus geführt – allerdings nicht wie im Jahr davor in Ketten gelegt, sondern freundschaftlich Arm in Arm mit den Bärenfängern. Offenbar hatten sich die Narren entschieden, bei Osswalds letztem Rathaussturm nach 16 Jahren im Amt Milde walten zu lassen.

Als die Narren dann vor dem Rathaus dem Oberbürgermeister den Prozess machten, enthielt die Anklagerede dann auch überraschend viel Lob. „Die Zeit bleibt in unserem Städtle nicht stehen, das Sommernachtsfest ist bei so manchem Gast gerngesehen“, meinte Zunftmeister Derk Wittnebel.

Diesmal nicht in Ketten: Arm in Arm wurde Osswald ins Freie geführt. Foto: Beyer

Auch das „Tal X“ war Thema: „Eine gute Werbung für unsere Stadt wird es jedenfalls nächstes Jahr zu dieser Schau geben, sowie der bei uns produzierte Schwarzwald-Krimi, den das ZDF präsentiert.“

Allerdings musste sich Osswald auch anhören, dass die Sandsteinplatten auf dem Marktplatz „nicht mehr schön anzusehen“ seien und es auf den Straßen einige Schlaglöcher gebe. Und natürlich machten sich die Narren auch diesmal darüber lustig, dass der Tunnel noch immer nicht gebaut wurde.

Die Grenzweg-Sinfoniker sorgten für die Musik. Foto: Beyer

Auch Osswald gab zu: „Beim Tunnel, da läufts grad nicht so richtig gradaus, immerhin kommt die Rußhütte jetzt hinab zum Platzmeisterhaus.“ Etwas leiser fügte Osswald hinzu: „Man hätte auch was gescheiteres machen können mit dem Geld.“

Der Oberbürgermeister kam aber auch auf das baldige Ende seiner Zeit im Amt zu sprechen: „Nach 16 harten, arbeits- und entbehrungsreichen Jahren als OB“ – scherzhafte Buh-Rufe aus dem Publikum – „sag ich in 2024 bekanntlich: Bleibt g’sond und Ade.“ Und weiter: „Dann schau ich vom Keaberg, was im Rathaus so läuft, und wenn’s mal klemmt, mache ich’s wie der Scholz: Ich leg zwar andächtig die Stirn in Falten, ansonsten gilt aber die Devise: Nix machen, außer Klappe halten“, reimte Osswald

Und zum Abschluss gab es ein Lob an die Narren: „Ihr wart immer fair und ganz vorbildliche Leut, jedem zur Freude und niemand zum Leid.“

Unter Narri-Narro-Rufen wurde dann symbolisch der Schlüssel der Stadt übergeben. Musikalisch begleitet wurde das ganze von den Grenzweg-Sinfonikern. Und das Tierheim bekam von den Narren eine Spende in Höhe von 1111 Euro.