Besucher während einer Floßfahrt im Europapark Rust (Archivbild). Foto: Europapark/Rust

Ein exotisches Abenteuer soll sie sein, die „Dschungel-Floßfahrt“ im Europapark – doch einige fühlen sich eher an Kolonialismus erinnert. Die Verantwortlichen reagieren prompt.

Stuttgart/Rust - “Bei einer gemütlichen Expeditionstour per Floß erforschen Sie den faszinierenden Kontinent Afrika“ – mit diesen Worten wirbt der Europapark für seine beliebte Attraktion Dschungel-Floßfahrt, die seit mehr als 30 Jahren eines der kultigsten Fahrgeschäfte in Rust darstellt. Etwa acht Minuten dauert die mit reichlich Klischees gespickte Fahrt: „Zwischen Wasserfällen, Fontänen und Lianen begegnen Sie nicht nur ein paar Enten, sondern auch immer wieder Nashörnern, Nilpferden und Affen.“

Doch die idyllische Wasser-Safari durch Klischee-Afrika weckt bei einigen Menschen überhaupt kein gutes Gefühl. Denn in der Attraktion kommen nicht nur exotische Pflanzen und Tiere zum Vorschein, sondern es werden auch Menschen gezeigt. Und genau daran wird Kritik laut. Der Vorwurf: Die Darstellungen der Rollenbilder erinnern an die Kolonialgeschichte. Jetzt reagiert der Europapark – und will die Attraktion komplett umbauen. Die Badische Zeitung hatte am Donnerstag zuerst darüber berichtet.

Europapark nimmt Vorwürfe ernst

Eine Seminararbeit zweier Studierender aus Freiburg brachte den Stein offenbar ins Rollen. Diese machten die Dschungel-Floßfahrt der Badischen Zeitung zufolge im Jahr 2019 zum Thema. Was die Gemüter an der Attraktion erhitzt: Dass schwarze Menschen in traditioneller Kleidung dargestellt werden – weiße Menschen hingegen tragen Safari-Outfits mit beigen Anzügen und Hüten. An diesem Bild des überlegenen Weißen stören sich die Studierenden gewaltig. „Eine Zeit wie der Kolonialismus hat in einem Freizeitpark nichts zu suchen“, wird eine an der Seminararbeit beteiligte Studentin in dem Bericht zitiert.

„Manche Szenen der ‚Dschungel-Floßfahrt’, die zu den ältesten Attraktionen des Europa-Park zählt, können nach heutigen Maßstäben fehlgedeutet werden“, sagt Engelbert Gabriel, Sprecher der Geschäftsleitung des Europa-Park auf Anfrage unserer Redaktion. Bereits im vergangenen Jahr habe es vereinzelte Hinweise von Gästen gegeben, die sich eine neue Einordnung der Attraktion in einen zeitgemäßen Kontext wünschten.

Attraktion soll komplett umgebaut werden

„Wir haben dieses Feedback zum Anlass genommen, die bereits geplante Neugestaltung der Attraktion zu beschleunigen und bereits zur aktuellen Sommersaison einzelne Figuren zu entfernen“. Im Zuge dessen werde sich auch die thematische Gestaltung vollständig ändern. „Ohne Frage wird in den Themenbereichen des Europa-Park bewusst mit Klischees gearbeitet, die sicherlich teilweise auch überspitzt dargestellt werden“, schildert Gabriel.

Erste Änderungen sind schon sichtbar. Bereits verschwunden ist die Figur eines Schwarzen, der hängend entlang einer Seilbahn fährt. Diese Rolle übernimmt nun ein Weißer. Auch die „Colonial Food Station“ knüpfte sich der Park vor – und benannte sie in „Adventure Food Station“ um. Der Europapark-Chef betonte, dass jedes Jahr etwa 5,7 Millionen Besucher aus der ganzen Welt im Park aufeinandertreffen. „Jede Form des Rassismus und der Diskriminierung lehnt der Europa-Park mit Nachdruck ab.“ Schließlich habe man mit allen Freizeitparks weltweit gemeinsam mit dem Europarat eine Deklaration gegen Rassismus und Diskriminierung initiiert.

Immer wieder Kritik am Europapark

Erst vor Kurzem von der Zeitschrift „Amusement Today“ zum weltweit besten Freizeitpark gekürt, sieht sich der Europapark in letzter Zeit immer wieder auch Kritik ausgesetzt. Vor einigen Wochen hatten Corona-Armbändchen den Verantwortlichen mächtig Ärger eingebracht. Schnell passte der Park die Kennzeichnung geimpfter, genesener und getesteter Besucher der Hotels rund um den Freizeitpark an. Kritiker hatten ihren Angaben zufolge moniert, durch die verschiedenen Farben lasse sich der Impfstatus erkennen, was datenschutzrechtlich problematisch sei.

Auch Erweiterungspläne stoßen auf Kritik: So formierte sich im Elsass Widerstand gegen ein geplantes Multimedia-Entwicklungszentrum der Gruppe Mack International, zu der auch der Europa-Park in Rust gehört.