Die Jägen hatten sich den Schlüssel für den Rathaussturm gleich selbst mitgebracht. Drinnen ging es dann hoch her. Die Narrenchefs mussten einen Feen-Trunk kippen. Und der neue Förster wurde beim "Wilddieb" gleich mal erschossen. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Rangendinger Narrengruppen entmachten den Schultes und werden mit offenen Armen empfangen

Sag noch mal einer, im Wald seien nur die Räuber. Zumindest im Rangendinger Rathaus-Wald ist viel mehr los – und am gestrigen "Auselega" beim traditionellen Rathaus-Sturm viele Narren verschiedenster Couleur.

Rangendingen. Es war ein Sturm auf offene Türen, den Jägen, Mönchsgrabenhexen, Alemannen und die Hauburgband am Morgen des "Auselega Dauschdeg" im Anschluss an die Schülerbefreiung zu bewältigen hatten. Denn die Rathaus-Waldgeister erwartete die vereinte Rangendinger Narrenschar bereits mit gedeckten Tischen im "Mönchsgraben", den sie kurzerhand extra für die Fasnet ins Rathaus versetzt hatten.

Dort lautete nach dem Eintreffen der drei Narrengruppen dann sofort der Befehl: "Alle Vorstände zu uns nach vorne", welchem Hansi Schilling, André Schneider und Anton Zetovic gerne nachkamen. Erwartete sie doch ein selbst gebrauter Waldfeen-Geist. "Er ist grün", frohlockte Hansi Schilling, um gleich darauf festzustellen: "Aber ischt do iberhaupt Alkohol denna?" Als Aufgabe mussten die Chefs Hexenbesen aus original Rangendinger Stecka sägen und schwäbische Begriffe aus dem Waldleben raten.

Zunftmeister nehmen die Fasnet selbst auf die Schippe

Zum Sturm waren die Jägen, Alemannen und Hexen mit musikalischem Schwung der Hauburgband auf der Treppe des Wald-Rathauses gelandet, wo die Zunftmeister auch die Fasnet selbst auf die Schippe nahmen. "Besa nuff, Besa ra. Bendele nuff, Bendele ra". Denn Sturm "Sabine" hatte auch den Narren gehörig zugesetzt. Dafür fordern sie nun in der Mitte des Neukaufs-Kreisels eine Mönchsgraben-Einkehrhütte aufzustellen. Und die Jägen meinen gar: "Auch Hexen können schwimmen!" Zur Erhaltung des Rangendinger Stausee-Paradieses würden sie als Bademeister auch "ens Wasser jucka."

Rangendingen habe einen neuen Förster im Wald, "an Jonga". Und auch ein Wald-Kindi soll bald kommen, versuchte Bürgermeister Johann Widmaier das drohende Unheil der Amtsenthebung noch abzuwehren. Doch auch das Versprechen, dass es die Narren "schee" bekämen und er dafür arbeiten würde, nutzte nichts. Diese stürmten seinen Amtssitz. Und schlossen von innen zu.

Schon bevor die Zünfte an der Rathaustür klopften, wurde dort hinter verschlossenen Türen geprobt und schon mal ein bisschen vorgefeiert. Verschiedene freie Narrengruppen, wie das Altenwerksteam, "de Auneitega" oder auch die "Kapelle ohne Namen" waren gekommen und stimmten lustige Fasnetslieder zum Wald an. Spontan wurde, wie früher in den Gastwirtschaften, die Geschichte vom "Wilddieb" gesungen und aufgeführt, der "Wildbretschütz" gespielt und natürlich von den Räubern, die im Wald die Schwiegermutter kalt machen, gesungen.

Dass bei dem Volkslied, bei dem normalerweise im Wald "auf einem Baum ein Kuckuck saß", in Rangendingen ein Jäg sitzt, versteht sich an der Fasnet von selbst. Den Armen schoss zwar auch der Jäger tot, doch im nächsten Jahr sitzt der Jäg sicher wieder da, wie die Waldfeen sehr zur Freude der Narren sangen. Welch wahre Geschichte – auf jeden Fall an der Fasnet.