"Unser Lädle" zieht in den ehemaligen Tante-Emma-Laden von Philipp und Else Schmid in der "Busstraße" ein. Nach den Ferien beginnen die Umbauarbeiten. Im November solls losgehen. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Diasporahaus Bietenhausen reaktiviert leer stehendes Ladengeschäft in Bietenhausen

Einkaufen in Bietenhausen – viele Jahrzehnte ist dies her und seit Jahren ein Traum der Einwohner geblieben. Mit dem neuen Lädle des Diasporahauses in der Busstraße wird dieser Traum noch dieses Jahr Wirklichkeit.

Rangendingen-Bietenausen. Als am Mittwoch Sozialminister Manne Lucha den Förderbescheid in Höhe von 60 000 Euro in Rangendingen vorbeibrachte, waren auch der Vorstandsvorsitzende des Diasporahauses Bietenhausen, André Guzzardo, und Verwaltungsleiter Wilhelm Hailfinger ins Gemeindehaus gekommen – nicht ohne Grund. Denn mit dem Geld aus dem Landesprogramm "Quartier 2020" wird neben der Einrichtung einer Demenzgruppe und der Bestellung einer Schul- und Gemeindeschwester in Rangendingen auch das Projekt "Unser Lädle" des Diasporahauses in Bietenhausen unterstützt.

Guzzardo nutzte die Gelegenheit des Ministerbesuchs und der Übergabe des Zuschussbescheids, um das Projekt, das vielleicht schon im November an den Start gehen soll, vorzustellen. Als Assistenten hatte er Gruppensprecherin Chyntia und Ex-Diasporahaus-Schüler Kevin mit nach Rangendingen gebracht. Kevin macht jetzt, gleich im Anschluss an seinen Hauptschulabschluss an der Heimschule, ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Diasporahaus – und wird im Bietenhausener Dorfladen mitarbeiten, wie André Guzzardo erklärte.

Hinter dem kleinen Lädle stecken viele Ideen, die sich in seiner Umsetzung zu einem gelungenen Projekt für die Schule und vor allem für das kleine Dorf verbinden sollen, wie Guzzardo dem Minister erklärte. Denn neben den pädagogischen Impulsen, die sich die Heimleitung und Schule für ihre Schützlinge aus diesem Sozialprojekt erhoffe, ergäben sich auch für Bietenhausen viele Chancen.

Als Ladenverkäufer könnten die Schüler Umgangsformen in der Praxis anwenden und könnten ihre Rechenkenntnisse umsetzen und lernen, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen. Außerdem können sich die Helfer durch ihre Mitarbeit ein kleines Taschengeld dazu verdienen. "Wir werden nicht profitorientiert wirtschaften", versprach Guzzardo. Der bescheidene Überschuss aus den fünf bis zehn Cent pro verkauftem Artikel, werde an die "Mitarbeiter" des Lädle ausgeschüttet.

Doch mit dem Verkaufen allein soll es im Dorfladen "Unser Lädle" nicht getan sein. Durch die Einrichtung eines Café-Betriebs könnte sich das Dorfladen-Projekt auch zu einem Ort der Begegnung für Bietenhausen entwickeln, der drei- bis viermal die Woche geöffnet habe. Sogar am Samstag könnte das Lädle offen haben. "Ich wäre bereit, auch samstags zu arbeiten", antwortete Kevin selbstbewusst und mit Stolz in der Stimme auf eine entsprechende Nachfrage.

Der Kaffee kommt aus einer Profi-Maschine

Wann genau der Laden geöffnet haben wird, sei auch abhängig von den Bedürfnissen der Einwohner des Ortes, die in einer Info-Veranstaltung noch ermittelt werden sollen, wie Guzzardi versprach.

Der Laden werde im rollierenden System von Schülern der Heimschule betrieben – unter Aufsicht von zwei dualen Hochschülern aus dem Diasporahaus, erklärte der Direktor weiter. Doch dieser Betrieb sei nicht fest zementiert: "Wir rechnen auch mit ehrenamtlichen Helfern und würden uns freuen, wenn sich Personen finden würden, die zusammen mit den Jugendlichen unserer Einrichtung Kaffee kochen", sagte Guzzardo. "Guten Kaffee übrigens", denn dafür sei extra eine Profi-Kaffeemaschine des Kaffeewerks Zollernalb angeschafft worden, wie er stolz verkündete.

Beim Betrieb des Lädle würden aber auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle spielen. "Wir werden sowohl herkömmliche Produkte, aber auch viele Dinge in Bio-Qualität anbieten – immer in beiden Ausführungen, um jedem Geldbeutel gerecht zu werden", nannte er einen weiteren Ansatz des Projekts. Außerdem wird es eine kleine Nepal-Ecke mit Produkten aus diesem Land geben. Auch ein Schachbrett stehe immer bereit. "Auch hier gibt es Möglichkeiten der Begegnung."

Und schließlich werde auch auf Nachhaltigkeit Wert gelegt. Nicht verkaufte, aber noch gebrauchsfähige frische Lebensmittel würden nicht weggeschmissen, sondern in der Küche des Diasporahauses verarbeitet.