Anton Schilling und Hans-Jürgen Strobel feiern ihr 40. Lumpenjubiläum. Aber was heißt feiern. Lumpen sind um eine Feier auch ohne Anlass nie verlegen. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Lumpensamstag in Rangendingen / Anton Schilling und Hans-Jürgen Strobel sind seit 40 Jahren dabei

Der Lumpensamstag gehört sicher zu den schönsten Fasnetterminen in Rangendingen. Nicht nur, weil es dort Kraut und Speck im Narrenschopf gibt, sondern weil die lustig-lumpigen Gesellen den ganzen Tag über gute Laune verbreiten.

Rangendingen. Wieso die Lumpen Lumpen heißen, könnte natürlich davon kommen, dass sie geschminkt noch ungewaschener aussehen und ihre Hosen, Mäntel und Hüte zum Teil doch schon ziemlich "lumpig" sind. Aber dann gibt es im schwäbischen ja auch noch die andere Bezeichnung für einen Lumpen, der gern auch mal einen Humpen hebt und auch für a Stamperl Schnaps nicht abgeneigt ist.

"Guck mol, was i do noch en meim Kittelsack denna hau"

Die Lumpen der Narrenzunft Jägi, die am Samstag mit ihren Verkäufswägelchen und Bauchläden durch die Straßen des Ortes zogen, scheinen auf jeden Fall aber gern ein Lump zu sein – und stolz darauf. Ihr Basislager und Treffpunkt, um von der ganzen "Verkauferei" und Verköstigung der heimischen Branntweinerzeugnisse ein wenig auszuruhen, hatten sie in der Narrenscheune. Dort gab es auch was Dickes, sprich Kesselfleisch und Kraut oder Spitznudeln mit solchem, was auf so viel Flüssiges sicher kein Fehler war.

Schon vom frühen Morgen an blubberten die Kessel vor der Scheune und standen unter der Obhut von Metzgermeister Markus Schwenk und seinen Helfern. Das alljährliche Angebot nahmen viele Rangendinger wahr und deckten sich so den samstäglichen Mittagstisch mit einem richtig deftigen Essen ein – oder ließen sich gleich in der Zunftscheune dazu nieder.

Doch zurück zu den Lumpen. Zwei von ihnen feierten am Samstag sogar ein Jubiläum. Die beiden Altlumpen Anton Schilling und Hans-Jürgen Strobel schlupfen seit 40 Jahren einmal im Jahr ins Lumpenhäs und bringen die Leute in "ihrem Revier", der Ortsmitte, zum Lachen. Wer die beiden noch nicht erlebt hat, hat ein Spektakel verpasst.

Lautstark ankündigend nähern sie sich der Warteschlange vor der Bäckerei Mesam. Die beiden sind schon seit acht Uhr auf Tour. Als eine Gruppe Junglumpen in der Ortsmitte eintrifft, ruft der langjährige Jägen-Zunftmeister Schilling: "So! Ka ma uff sei?" Er und Strobel haben da schon den ersten Bauchladen halb leerverkauft. Den hat ihm Schreinermeister Uli Schmid aus Höfendorf neu geschreinert, weil die legendäre rote Holzkiste nach 39 Jahren ihren Geist aufgegeben hatte.

Für den Nachschub ist Schillings Jahrgänger und Freund Hans-Jürgen Strobel zuständig. "Ich bin hier nur der Lastesel", sagt er. Meist hält er sich zurück und überlässt Schilling die Arbeit am Kunden – und hat an diesem Tag, wie die ganzen Menschen die beiden treffen, viel zu lachen mit seinem Kumpel.

"Guck mol, was i do noch en meim Kittelsack denna hau", zieht Anton Schilling unter Gelächter seine "neuesten Verkaufsschlager" – Porzellan-Ostereier – aus der Tasche. "Wa neu! So hann i schau s‘letscht Johr ois kauf", sagt ein Mann. "No nemmscht a Brät oder an Schwarzwuscht!", bietet der Verkaufsprofi Schilling sofort etwas anderes an. Auf die Frage: "Schmeckt diea au?" antwortet er nicht verlegen. "Du weischt ja wers verkauft!" Das muss reichen. Doch um es klar zu machen: Die Würste schmecken prima.