"Jam-Session für die Welt" – Renate "Mary Wild" hat auf ihrem Balkon in der Rangendinger Ortsmitte ein Corona-Flashmobkonzert gespielt. Fotos: privat, Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Corona: "Mary Wild" gibt Balkonkonzert

Es ist wie ein Sonnenstrahl in dunklen Zeiten: In vielen Ländern Europas spielten am Sonntagabend viele Musiker private Balkonkonzerte – nicht selten ohne Publikum. Auch die Rangendinger Rockröhre Renate "Mary Wild" war bei diesem Corona-Flashmob mit dabei.

Rangendingen. Der Zuschauerandrang war überschaubar. Doch das ist in Corona-Zeiten ja vielleicht sogar ein gutes Zeichen. An einer Hand hätten sie sich abzählen lassen, sagt die Sängerin der Rockband "She’s the Boss". Doch darum ging’s auch ihr nicht. "Ich wollte ein Zeichen setzen", sagt sie beim Kurz-Interview im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses in der Rangendinger Ortsmitte. Denn auch hier gilt: Immer schön Distanz halten.

Renate Wild singt den Titel "People have the Power"

An vielen Orten in ganz Deutschland und der Welt spielten vor allem Musiker mit klassischer Musikausbildung das Beethoven-Stück "Ode an die Welt". Renate Wild entschied sich allerdings, den Patty Smith-Song "People have the Power" aus dem Jahr 1988 zu spielen. Dieser passt zugegeben auch besser zu Mary Wilds Rockröhre und ihrem gesamten Musikverständnis. Der Song sei zwar "ein bisschen" politisch, doch sie finde, er passe ganz gut zum Corona-Thema, sagt die 56-Jährige. Denn, so meint sie: "Wir Menschen haben die Power, die Kraft, das alles zu schaffen."

Ein Video von dem Konzert steht bei Facebook

Mit ihrem Balkonkonzert wolle sie dazu beitragen, dass die Menschen ihren Mut nicht verlieren und ihnen helfen, ihre Ängste einzudämmen. Angst helfe niemandem und sei obendrein ein schlechter Ratgeber, vor allem auch für die Kinder, denen man das Gefühl nicht nehmen dürfe, dass alles "positiv weitergehen werde", ist Renate Wild überzeugt.

Denn auch dafür hat sie ihre Balkonkonzert gespielt, das ihr zwölfjähriger Sohn Delfo mit dem Handy gefilmt hat. Das knapp fünfminütige Video hat die Künstlerin unter "Mary Wild" auf Facebook gestellt.

Lässig sitzt sie bei ihrem Konzert auf der Lehne ihres Balkonsofas. So kalt sei’s gewesen, dass ihr schier die Finger eingefroren seien, erzählt sie. "18 Uhr. Jam-Session für die Welt", sagt sie über den Balkon hinunter und kündigt ihrem unsichtbaren Publikum damit das außergewöhnliche Konzert an.

Für Renate Wild ist die Sache mit diesem ersten Unplugged-Balkonkonzert auf ihrer Gitarre noch nicht zu Ende. "Nächsten Sonntag um Seche sitz ich wieder hier und spiele." Dann will sie ein eigenes Lied spielen und singen, auf Deutsch. "Das Lied habe ich gemeinsam mit meiner allerbesten Freundin Christine Heyden aus Rangendingen geschrieben." Man kann gespannt sein.