Eine Tempo-30-Zone könnte die Belastung durch Verkehrslärm der Anwohner in der Haigerlocher Straße schnell und unkompliziert schützen. Die effektivste Maßnahme allerdings wäre der Einbau von Flüsterasphalt. Foto: Beiter

Haigerlocher Straße ist Lärmschwerpunkt. Geschwindigkeitsbegrenzung geplant.

Rangendingen - Die Aufstellung eines Lärmaktionsplanes hat die Gemeinde Rangendingen bereits beschlossen – auf eigene Veranlassung. Nach der Vorstellung der Lärmkartierung wurde das Büro nun beauftragt, einen konkreten Maßnahmenkatalog zu erstellen.

Dass der Lärmaktionsplan in die nächste Planungsphase gehen soll, stand für Bürgermeister Johann Widmaier außer Frage – auch wenn die Gemeinde dazu eigentlich nicht verpflichtet gewesen wäre, betonte er in der Sitzung am Montag. Als Grund dafür nannte er die "zahlreichen Betroffenen", die entlang der Ortsdurchfahrt unter dem Lärm des Verkehrs zu leiden hätten.

Wie hoch die Belastung an den verschiedenen Abschnitten der Haigerlocher Straße und der Hechinger Straße tatsächlich ist, darüber ergab die Lärmkartierung des Büros Rapp Trans aus Freiburg nun Aufschluss. Ingenieur Wolfgang Wahl machte bei der Vorstellung deutlich, dass der Straßenlärm "nicht gemessen, sondern berechnet wird", um Fehlerquellen wie nasse Fahrbahnen oder die unterschiedlichen Windrichtungen auszuschalten.

In der Berechnung werden Parameter wie die durchschnittliche Verkehrsdichte, der Anteil an Schwerlastverkehr, die Fahrzeuggeschwindigkeit, die Abstände zwischen Fahrzeugen und Wohngebäuden und die Lärmspiegelung berücksichtigt – unterschieden in Tag- und Nachtzeiten.

Als Grundlage der Berechnung diente die Verkehrszählung der Gemeinde aus dem Jahr 2015. Sie ergab, dass die Haigerlocher Straße (6 600 Fahrzeuge) zwar nicht den meisten Verkehr, dafür aber die höchste Lärmbelastung aufweist. Sie liegt deutlich über dem Maßnahmenwert und bildet damit den Lärmschwerpunkt in Rangendingen. Dass dies so ist, liegt an dem engen Straßenraum und der dichten Reihenbebauung, die den Schall stark reflektiert.

In östlicher Hechinger Straße geringe Belastung

Während der Abschnitt mit dem höchsten Verkehrsaufkommen im Bereich der westlichen Hechinger Straße (Höhe Hirrlinger Straße und Starzelstraße, 9 300 Fahrzeuge) noch über den Betroffenheitswerten liegt, ist die östliche Hechinger Straße (8 500 Fahrzeuge) nur so wenig vom Lärm betroffen, dass die Belastung unterhalb dieses Grenzwertes liegt.

Als Lösungsmöglichkeit für die westliche Hechinger Straße wäre der Bau von Lärmschutzwänden möglich. Der notwendige Raum dafür ist teilweise vorhanden, was in der Haigerlocher Straße allerdings nicht ginge. Als schnellste Maßnahme könnte dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer eingeführt werden. Damit, so Wahl, "würde einer großen Zahl von Betroffenen schnell geholfen werden".

Den effektivsten Nutzen brächte diese Maßnahme in Verbindung mit einem lärmoptimierten Straßenbelag, der die Rollgeräusche der Fahrzeuge minimiert. Diese, erklärte Wahl, seien heutzutage störender als die Motorgeräusche moderner Fahrzeugflotten, weswegen auch Tempo 30 dem Tempo 40 vorzuziehen ist.

Die Vorteile der Lärmminimierung würden laut Wahl auch die Nachteile höherer Schadstoffemissionen bei langsam fahrenden Fahrzeugen aufwiegen, wie sie Walter Müller ins Spiel brachte. Bei der vom Regierungspräsidium geplanten Fahrbahnsanierung der Haigerlocher Straße bestünde zudem die Möglichkeit, einen entsprechenden Flüsterasphalt einzubauen, lautete sein Vorschlag.

Flankierend müsste die Geschwindigkeit dann allerdings auch kontrolliert werden: mit einem Blitzer oder zumindest mit stationären Geschwindigkeitsanzeigen. Der Möglichkeit, den Lärm und die hohe Geschwindigkeit in Verbindung mit einer gesteigerten Sicherheit auch an der Bushaltestelle Haigerlocher Straße in einem Aufwasch zu berücksichtigen, wie es Christian Dehner vorschlug, sah Wahl nicht für gegeben, da dies in einem Lärmaktionsplan nicht vorgesehen sei.