Heimatgeschichte: Dorfbrunnen eine der letzten Arbeiten von Steinbildhauermeister Alfred Vees

Das Rätsel um den Steinbildhauer des Dorfbrunnens in der Rangendinger Straße in Höfendorf ist gelüftet: Der reich verzierte Brunnentrog aus rotem Buntsandstein stammt aus der Werkstatt von Alfred Vees aus Haigerloch.

Rangendingen-Höfendorf. "In Höfendorf weiß jeder, wer den Brunnen gemacht hat", erzählt Roland Eger beim Konzert der Musikkapelle. Noch vor zwei Wochen hatte Steinbildhauer Elmar Strobel über die Initialen ›AV‹ auf dem Brunnentrog gerätselt. Doch nun ist das "Geheimnis" gelüftet. Sie gehören natürlich zum 1983 verstorbenen Steinbildhauermeister Alfred Vees. Der mächtige Sandstein-Brunnen, so erinnert sich Eger, sei eine der letzten Arbeiten des Haigerlocher Meisters gewesen. Dass Vees diesen Auftrag ausführen durfte, habe den schon hochbetagten Handwerker mit einem ganz besonderem Stolz erfüllt, so Eger.

Diese Geschichte kann auch Adolf Vees aus Hechingen bestätigen, dem Sohn des Steinbildhauers. Das habe daran gelegen, dass sein Vater praktisch in Höfendorf aufgewachsen sei und dort auch die Dorfschule besuchte. Dessen Mutter Barbara Vees, geborene Bürkle, stammte aus dem kleinen Ort. Sie heiratete den Steinbildhauer Adolf Vees aus Haigerloch.

Der kleine Alfred wuchs beim Großvater, dem Schäfer Johannes Bürkle, in Höfendorf auf

Doch sie verstarb nach der Geburt des vierten Sohnes noch recht früh, was schließlich dazu führte, dass der kleine Alfred beim Großvater, dem Schäfer Johannes Bürkle, in Höfendorf "groß gezogen wurde", wie Adolf Vees erzählt. "Mein Vater hat sich darum immer als Höfendorfer Bub empfunden", erzählt der Sohn. Er habe dort alle Leute gekannt und zeitlebens von sich selbst gesagt: "I ben an Höfadorfer."

Ihre ganz eigene Geschichte kann Christine Schwer aus Haigerloch zum Dorfbrunnen in Höfendorf erzählen. Sie hatte in der Zeit von 1980 bis zum Tod von Alfred Vees im Jahr 1983 oft mehrere Tage in der Woche in dessen Steinbildhauer-Werkstatt gearbeitet – nicht als dessen Angestellte, wie sie erzählt, sondern in ihrer Freizeit.

Die künstlerisch interessierte und auch talentierte Haigerlocherin hatte die Steinbildhauerei damals als Hobby für sich entdeckt und mit Alfred Vees einen hervorragenden Lehrmeister gefunden. "Der war richtig gut", schwärmt sie heute noch von den Fertigkeiten des Künstlers. Unter Vees‘ Fittichen entstanden von ihr in der Werkstatt mehrere Skulpturen und Kunstwerke, die heute in ihrem Garten stehen.

"Es war eine ganz wunderschöne Zeit", erinnert sich Christine Schwer gerne an die Tage in der mittlerweile abgebrochenen Werkstatt in der Gruoler Straße zurück. Auch ihre beiden Kinder Clemens und Uschi, die sie damals öfters in der Werkstatt besucht hätten, wüssten heute noch, als ihr Lehrer an dieser Aufgabe gearbeitet habe.

Eine ganz besondere Erinnerung hat Christine Schwer auch an die beiden Gänse, die von Anfang an und viele Jahre auf der Brunnensäule mit dem Wasserausguss thronten. "Die standen lange im Hof der Werkstatt." Die Skulptur wurde an ihrem Platz in Höfendorf allerdings mehrfach mutwillig zerstört und musste schließlich entfernt werden.

Die schönste Erinnerung hat Christine Schwer allerdings an die Reliefarbeiten mit den Sonnenblumen, den Früchten und den Rabenvögeln die drei Seiten der Brunnensäule zieren. Denn, so erzählt sie stolz, "bei denen durfte ich sogar selbst mitarbeiten."