Noch wird die E-Ladestation in Rangendingen am Rathaus selten genutzt.Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Energie: Betriebswirtschaftlich noch unrentabel soll die E-Ladestation E-Mobilität Vorschub geben

Von Auslastung kann wohl noch lange keine Rede sein. Im Gegenteil: die E-Ladestation wird noch selten benutzt. Und trotzdem ist Frank Bürkle vom Elektrizitätswerk Stengle zuversichtlich.

Rangendingen. Drei Ladestationen hat das Elektrizitätswerk Stengle aus Bad Niedernau im vergangenen Sommer aufgestellt: in Bad Niedernau, Hirrlingen und Rangendingen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass sich die drei Stationen in den ländlich geprägten Gemeinden die erste Zeit im betriebswirtschaftlichen Sinne nicht lohnen würden, so der Geschäftsführer. "In diesen sauren Apfel mussten wir beißen." Doch so kurzfristig dürfe man in der Energiebranche eben nicht denken. "Wir sind nicht ausschließlich Energielieferant, sondern wir verstehen uns immer auch ein Stück weit als ein Dienstleistungsunternehmen."

Bürkle ist der Überzeugung, dass er als Energiemanager eine Art Vorreiterrolle übernehmen muss, um der E-Mobilität langfristig gesehen einen Vorschub zu geben. Die drei Stationen versteht er deshalb als wichtiges Signal an die Menschen, dass es auch auf dem Land eine funktionierende örtliche Infrastruktur gebe, an der weiter gearbeitet werde. Es gelte, die Menschen erst einmal für die E-Mobilität bereit zu machen und sie mitzureißen. "Alles andere wäre derzeit noch ein falscher Ansatz", so Bürkle. "Wenn wir uns nur auf die Ballungsräume konzentrierten, wo die Sache sicherlich anders aussähe, hätten mit Blick auf eine flächendeckende E-Mobilität verloren", ist er überzeugt. Der ländliche Raum dürfe nicht den Eindruck gewinnen, in der E-Frage abgehängt zu sein.

Monatlich werden bis zu vier Autos geladen

Seit Inbetriebnahme der Ladestation würden bis zu vier Fahrzeuge im Monat an der Säule in Rangendingen geladen, so Bürkle. Doch bereits damit habe man deutlich über den Erwartungen gelegen. In Hirrlingen sei die Frequenz bereits sofort nach dem Start sogar noch höher gelegen – dort wurde im Schnitt alle drei Tage ein E-Auto geladen. Doch er ist zuversichtlich: Auch die Kurve in Rangendingen zeige nach oben. "Die Nutzung der Säule nimmt langsam zu", sagt Bürkle.

Der Strom aus der Ladestation stammt zu 100 Prozent aus Ökostrom und wird ausschließlich aus Wasserkraft produziert. Die Säule verfügt über zwei 22-Kilowatt-Anschlüsse. Somit können dort gleichzeitig zwei E-Autos "betankt" werden. Außerdem gibt es zwei Steckdosen zum Laden von E-Bikes und Pedelecs.

Eine höhere Nutzung verspricht sich der Energielieferant vor allem vom "Durchgangsverkehr". Für ihn sind dies Menschen, die beispielsweise eher zufällig und aus den verschiedensten Gründen in den drei Ortschaften verweilen. "In Bad Niedernau sind es vielleicht eher Wanderer, die ihr Auto während des Spazierengehens anschließen. In Rangendingen oder Hirrlingen könnten es zusätzlich aber auch Vertreter oder auch Übernachtungsgäste oder Einkehrer in den Gastwirtschaften oder Pensionen sein, die ihr E-Auto oder E-Bike aufladen. Es werde wohl aber noch drei Jahre dauern, bis man er zu den Nutzungen konkretere Erfahrungen gesammelt habe.

Corona-Krise wird eine Delle hinterlassen

Doch ganz ohne Sorgen blickt auch Bürkle nicht in die Zukunft. Denn die Auswirkungen der Corona-Krise werden auch in der E-Auto-Branche eine Delle hinterlassen – und damit auch Auswirkungen auf die Auslastung der Ladestationen haben, befürchtet er. Die Autohersteller würden die Verunsicherung der Käufer deutlich spüren. "Der fehlende Absatz macht sich natürlich bei den etwas teureren E-Antrieben noch weit mehr bemerkbar", lautet seine Einschätzung.

Die Zuschüsse, die für das Aufstellen der Ladestation geflossen sind und für die Kunden auch bei der Nutzung deutliche Vorteile bringen, sieht Bürkle trotzdem als gute Investition. "Ohne diese Zuschüsse und viel Herzblut aller Beteiligten würden die Ladestationen auf dem flachen Land derzeit wohl keine Zukunft haben", ist er überzeugt.

Ähnlich sieht das auch Bürgermeister Johann Widmaier. Er ist glücklich, dass über die diversen Fördermittel mit der Ladesäule die E-Infrastruktur gestärkt werden konnte – und das für die Gemeinde nahezu kostenlos. Gleichzeitig haben die Verwaltung und auch der Gemeinderat das Engagement des eigenen Stromanbieters – Stengle liefert auch Öko-Strom für die Gemeindeeinrichtungen – honoriert und ein erstes E-Auto für die Flotte angeschafft. Der VW-UP ist im Rahmen des Mehrgerationenhauses und des Projekts "gegenseitig helfen" für die Senioren- und Krankentransporte, die Essensausfahrten und beim Einsatz der Gemeindeschwester unterwegs.