Ein Hörgenuss war am Sonntag das Konzert von Alexandra Gruber, Selina und Daniel Lohmüller, Walter Hirt und Wolfgang Ehni (von links) in der Rangendinger St. Gallus-Kirche. Sie wurden von Pfarrer i.R. Norbert Dilger vorgestellt. Mit Ovationen bedankte sich das Publikum bei den Interpreten. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Klanggewaltiges Konzert in der St-Gallus-Kirche / Ehemalige Erstkommunikanten beeindrucken

Begeisterung und Wiedersehensfreude vereint: Vier Spitzenmusiker mit Rangendinger Wurzeln sorgten am Sonntag mit dem Konzert "Glanzvolle Instrumental- und Orgelmusik" für ein außergewöhnliches Klangerlebnis, wie es die St.-Gallus-Kirche wohl selten erlebt hat.

Rangendingen. "Schön, dass Ihr mal wieder bei uns seid", begrüßte Pfarrer i.R. Norbert Dilger die vier Ausnahmemusiker Alexandra Gruber, Selina und Daniel Lohmüller sowie Walter Hirt in ihrer alten Heimat Rangendingen, wo alle ihre ersten musikalischen Schritte machten. Heute, so Dilger, spielten sie mit ihren angesehenen Orchestern "draußen in der großen Welt".

Wie groß die Hochachtung des Geistlichen vor den Künstlern ist, ließ er in einem launigen Satz hervorblitzen: "Vor einigen Wochen war unser Erzbischof zu Gast in Rangendingen. Unsere heutigen Gäste sind mindestens so hochkarätige Leute." Die bekannten Namen der Musiker hatten auch eine große Außenwirkung für das Konzert bewiesen. "So viele sind noch nie dagewese", stellte Dilger stolz fest.

Vielleicht noch bei der Einweihung der Jann-Orgel seien es ein paar mehr gewesen, fügte er hinzu und erinnerte, dass damals ebenfalls Walter Hirt auf der Empore konzertierte. Heute sei er Bischöflicher Orgelsachverständiger und Diözesanmusikdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart, "also dessen oberster Kirchenmusiker", so Dilger. "Er wird uns zeigen, wie man unsere Orgel, die er vor 30 Jahren als unser Kirchenmusiker konzipiert hat, perfekt bespielt."

Mozart hat das Wort

Den fünften Musiker im Bunde stellte Dilger als "Tausendsassa" vor, der an diesem Abend ein gesamtes Orchester vertreten müsse. Wolfgang Ehni, Bezirkskantor in Balingen, begleitete die Solisten gefühlvoll und unaufdringlich an der Orgel. "Mozart hat jetzt das Wort", leitete Dilger zur Konzertmusik über, die ganz allein für sich sprechen durfte – keine Ansagen, keine Kommentare.

Das Kirchenschiff wurde während der Stücke von einer solchen Spannung erfüllt, dass selbst die Heiligen und Märtyrer in der St. Galluskirche die Ohren zu spitzen schienen. Verspielt und gleichsam klanggewaltig ließen die Interpreten ihre Virtualität und Ausnahmeklasse in allen Stücken aufblitzen und glänzten meisterlich.

Mozart war drei Mal vertreten. Das "Divertimento Nr. 2" im Dreiklang von zwei Klarinetten und einem Horn, das Mozart-Konzert für Klarinette und Orchester, dessen Interpretation von Alexandra Gruber bei den Philharmonikern Dilger als "legendär" bezeichnete, und das "Solfeggio Nr. 2" mit Horn und Orgel. Musik, die zwar nicht originär für ein Kirchenkonzert geschrieben wurde, aber dort gut gespielt werden könne, wie Klassikkenner Norbert Dilger im Vorfeld wissen ließ.

Genauso wie das Konzert für zwei Klarinetten von Franz Krommer oder auch Carl Maria von Webers Konzert für Klarinette und Orchester. Schon eine Spur schwerer war das Konzert für Horn und Streichorchester von Christoph Förster. Der Kirchenmusik geradezu auf den Leib geschrieben war dafür die "Dorische Toccata und Fuge" sowie das Trio Super "Herr Jesus Christ, dich zu uns wend" von Bach. Die Spannung und Begeisterung des Publikums entlud sich am Ende in stehenden Beifallsstürmen.

Der größte Genießer allerdings hatte ganz vorne in der ersten Bank gesessen und fast völlig regungslos zugehört: Pfarrer i.R. Norbert Dilger standen Tränen des Glücks und der Freude in den Augen, als er beinahe ehrfurchtsvoll seinen ehemaligen Erstkommunikanten mit seinem Applaus ein stummes "Vergelts Gott" sagen durfte.