Aufgeräumt und wie leer gefegt zeigt sich das Deckengebälk der Klosterkirche. Dort lagerten bis letzte Woche knapp 20 Tonnen alter Ziegel. Sie wurden von der Firma Dieringer Holzbau abtransportiert. Foto: Beiter

Ziegel müssen für Bestands- und Schadensaufnahme weggeräumt werden. Für Statik-Berechnung 3D-Aufnahme notwendig.

Rangendingen - Dass die Firma Dieringer Holzbau rund 20 Tonnen Ziegel aus der Bühne der Klosterkirche geräumt und entsorgt hat, ist keineswegs der Startschuss der Sanierungsarbeiten, sondern allenfalls die Voraussetzung, den Renovierungsplan für das Kirchlein einleiten zu können.

Die Dachziegel, von denen niemand so recht weiß woher sie stammen und weswegen sie seit den 1970er-Jahren auf dem Dachboden der Kirche lagern, sind schlichtweg für die Bestands- und Schadensaufnahme des mindestens 265 Jahre alten Dachstuhls im Weg. Deshalb mussten sie vor der Begutachtung weggeräumt werden. Jetzt ist das Deckengebälk über dem Himmel der Klosterkirche gut begehbar und der Dachstuhl einsehbar. Alles sieht aufgeräumt aus. Leitern führen von der Bühne hinauf in die Stockwerke des kleinen Zwiebeltürmchens.

Da keine aussagekräftigen Pläne über die Klosterkirche bestehen, wird im Zuge des Gutachtens auch eine 3D-Aufnahme des Dachstuhls aufgenommen. Sie dient als Grundlage für die Schadensfeststellung sowie eine statische Berechnung für das Dachgeschoss und dessen Wirkung auf das gesamte Gemäuer. Denn immerhin ist in den historischen Zellen der früheren Ordensschwestern ein Großteil des Rangendinger Gemeindearchivs untergebracht. Diese Zellen befinden sich mit ihrer nicht zu unterschätzenden Last im Dachgeschoss der Kirche – und eben nicht, wie sich vermuten ließe, über dem ehemaligen Klostergebäude. Auch die tonnenschwere Last der entsorgten Ziegel drückte mehrere Jahrzehnte wie ein Mühlrad auf die Statik des Gebäudes.

Den Auftrag hat Rangendingen vergeben

D ie Ausmist-Aktion wurde deshalb auch auf Veranlassung und in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt durchgeführt. Die Tübinger haben bei der Sanierungsaktion ein gewichtiges Wörtchen mitzureden und werden federführend mit an den weiteren Planungen für das im Jahr 1754 fertiggestellten Gotteshauses beteiligt sein.

Der Auftrag an die Firma Holzbau Dieringer wurde allerdings von der Gemeinde Rangendingen vergeben, sagt Rangendingens Kämmerer Manfred Haug. Schließlich befindet sich das schmucke Kirchlein, das sich an den Westteil des einstigen Frauenklosters und heutigen Rathauses anschließt, seit 1812 im Besitz der weltlichen Rangendinger – was wiederum bedeutet, dass diese auch für den Unterhalt und die Sanierung des Gebäudes zuständig sind. Aber auch diesbezüglich gebe es noch einige offene Fragen, stellte Haug in mit Blick auf die Grunddienstbarkeit klar, welche die Kostenverteilung zwischen der weltlichen Gemeinde und den beiden Kirchen regelt.

Für dieses Jahr sind auf jeden Fall lediglich die Gelder für die Planungskosten in den Haushalt eingestellt. Mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten sei also vor 2020 sicherlich nicht zu rechnen, lautet deshalb Haugs Einschätzung.

Auch die evangelische Kirchengemeinde, die seit Jahrzehnten das Kirchlein für ihre Gottesdienste nutzt, hat mit Beeinträchtigungen aufgrund der geplanten Sanierung zu rechnen. Denn so lange die Untersuchungen nicht abgeschlossen seien, müsse die Klosterkirche bis auf weiteres auch für Gottesdienste geschlossen bleiben, so Haug.

Die möglichen Schäden, die in den kommenden Wochen in einem Gutachten festgestellt und dokumentiert werden, dürften sich in der Hauptsache auf das Dachgebälk sowie die Schimmelbildung an den Wänden im Innenbereich der Kirche beziehen. Für die Finanzierung des Vorhabens war von Bürgermeister Johann W bereits vor Monaten bei einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinde und des Heimatvereins die Gründung eines Fördervereins ins Gespräch gebracht worden. Ein solcher hatte bereits bei der letztmaligen Renovierung der Klosterkirche in den Jahren zwischen 1976 und 1980 bestanden. Dieser konnte damals rund 130 000 Mark an Spenden sammeln und für die Sanierung bereitstellen.