Volles Haus herrscht im Klosterhof bei der Fußball-WM. Solche Bilder wird es dieses Jahr nicht geben. Foto: Wagner

Weihnachtsmarkt oder Public-Viewing? Diese Frage muss man sich in Oberndorf nicht stellen.

Oberndorf - Seit dem Sommermärchen 2006 waren sie bei Fußball-Weltmeisterschaften nicht mehr wegzudenken: Public-Viewings. Unzählige Vollblut- und Teilzeit-Fans fieberten mit der Nationalmannschaft mit, feierten denkwürdige Erfolge und litten gemeinsam bei peinlichen Niederlagen.

Die Katar-Vergabe wird seit jeher kontrovers diskutiert, insbesondere aufgrund der Menschenrechtsverhältnisse im Wüstenstaat. Doch das Public-Viewing fällt in Oberndorf wegen anderer Gründe ins Wasser. Gründe, die aber dennoch mit der Vergabe zusammenhängen.

Klosterhof im Winterschlaf

Bis zur WM 2018 war das Public-Viewing im Klosterhof fester Bestandteil des WM-Kalenders. Hunderte Zuschauer folgten der Einladung der HSG Neckartal, um die deutsche Nationalmannschaft auf der Großleinwand zu verfolgen. Doch bereits 2018 musste die Großveranstaltung abgesagt werden. Der Grund: Es konnte kein Beamer angeschafft werden.

Dieses Jahr macht die kalte Jahreszeit den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Der Klosterhof wurde laut Stadtverwaltung bereits "winterfest" gemacht und kann für Großveranstaltungen nicht mehr herhalten.

Immenser Aufwand

Für die HSG war die Wiederauflage des Großevents sowieso kein Thema, wie Andreas Walter vom Vereinsvorstand erklärt. Zu groß die Sorge, dass die Technik durch die Kälte Schaden nehmen würde. Hinzu käme noch der bescheidene Zuschauerandrang bei eisigen Temperaturen. Letztlich wäre das den immensen Aufwand nicht wert. Doch ganz will man sich von der Idee nicht verabschieden. "Vielleicht wieder beim nächsten Sommer-Turnier", lässt Walter durchblicken.

Seit der Heim-WM 2006 veranstaltete auch die Musikkapelle Altoberndorf bei jeder WM und EM ein Public-Viewing auf dem Dorfplatz. "Der Titel 2014 war natürlich der große Höhepunkt", erinnert sich der Vereinsvorsitzende Gert Frädrich. Bei diesen schönen Erinnerungen wird es dieses Jahr erstmal bleiben müssen. "Da haben wir uns gar keine großen Gedanken gemacht", sagt er. Neben der Kälte nennt er auch die frühen Anstoßzeiten vieler Spiele als Grund. "Wer die Spiele auf der Großleinwand sehen will, müsste sich frei nehmen."

Narrenzunft mit Fasnet beschäftigt

Es sei aber grundsätzlich schwer, tatkräftige Helfer zu finden, die die Arbeit auf sich nehmen würden, um solch ein Ereignis auf die Beine zu stellen. Doch auch Frädrich will eine Rückkehr bei der nächsten Sommer-WM nicht ausschließen.

Auch die Narrenzunft Oberndorf hatte bei der vergangenen WM zum Mitfiebern bei ihrer Narrenwerkstatt eingeladen. Die Kälte wäre dieses Jahr wohl auch kein Problem gewesen, sagt Schriftführer Bernd Franke. "Wir hätten in die Narrenwerkstatt ausweichen können." Dennoch kommt die WM zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Die Narren arbeiten mit Hochdruck an ihren Plänen für die kommende Fasnet. "Wir haben derzeit genug zu tun. Die Organisation einer weiteren Großveranstaltung können wir uns nicht auch noch aufhalsen."

Trübe Aussichten für Fußball-Fans: Auch eine Anfrage bei der Stadt verläuft ins Leere: "Zum jetzigen Zeitpunkt sind dem Ordnungsamt sowie dem Amt für Kultur, Jugend und Senioren, keine Public-Viewing-Plätze beziehungsweise Public-Viewing-Veranstaltungen bekannt." Fans müssen sich bis zur nächsten EM oder WM gedulden.