Mit Faustschlägen und einem Baseballschläger sollen die Täter ihr Opfer traktiert haben. (Symbolfoto) Foto: Hildenbrand

Vor dem Amtsgericht Rottweil begann vor Kurzem die Verhandlung gegen fünf Männer im Alter von 17 bis 19 Jahren. Die Anklageliste ist lang, daher sind drei Verhandlungstage anberaumt. Am ersten ging es um gefährliche Körperverletzung, die vier der fünf Angeklagte begangen haben sollen.

Oberndorf/Rottweil - Im Mai vergangenen Jahres stürmten vier der fünf Angeklagten in die Wohnung eines Bekannten und verprügelten diesen schwer. Einer der Beschuldigten schlug dabei das 49-jährige Opfer mit einem Baseballschläger. Dieses erlitt durch den Angriff unter anderem eine Fraktur des Oberkiefers, so die Anklage der Staatsanwaltschaft.

Justin S., Kevin A., Cedric F. und Tarek B. (Namen von der Redaktion geändert) gaben an, vor der Tat Alkohol konsumiert zu haben und betrunken gewesen zu sein. Sie waren im Garten von Kevin A. und kamen auf das spätere Opfer zu sprechen. Dieses soll angeblich die Autoreifen des Bruders von Kevin A. aufgestochen haben oder zumindest gewusst haben, wer der Übeltäter war. Zu viert machten sie sich auf den Weg zur Wohnung des Mannes.

Nur zur Absicherung

Kevin A. nahm seinen Baseballschläger mit. Er gab an, dass er mit dem Opfer lediglich reden wollte, um herauszufinden, wer die Autoreifen aufgestochen hatte. Den Baseballschläger habe er "nur zur Absicherung" mitgenommen, da das Opfer womöglich kriminelle und daher gefährliche Freunde habe.

Die vier erzählten, dass das spätere Opfer die Tür aufmachte, als sie an dessen Wohnung ankamen. Justin S. ging am Opfer vorbei und lief in die Wohnung. Im Wohnzimmer traf er auf eine Frau und einen Mann, den er in den Schwitzkasten packte. Die anderen drei Angeklagten standen dem Opfer im Eingangsflur gegenüber.

Doch was sich dann abspielte, wurde von Beschuldigten, Opfer und Zeugen unterschiedlich geschildert. Kevin A. und Tarek B. erzählten, dass das Opfer einen spitzen Gegenstand, möglicherweise einen Schraubenzieher, in der Hand hatte. Als sie in der Wohnungstür des Mannes standen, sei dieser mit dem Gegenstand auf Kevin A. losgegangen. Um sich zu verteidigen, habe er ihm mit dem Baseballschläger eine verpasst. Das Opfer sei durch den Angriff nicht zu Boden gegangen und habe stattdessen weiter versucht auf sie loszugehen.

Schraubenzieher auf Angreifer geworfen

Die beiden anderen Angeklagten, Justin S. und Cedric F., sagten was anderes aus. Sie hätten nicht gesehen, dass das Opfer einen Schraubenzieher oder ähnliches in der Hand gehalten hatte. Außerdem sei der Mann durch den Angriff mit dem Baseballschläger zu Boden gegangen und habe sich dann nicht mehr gewehrt. Als er am Boden lag, sollen Kevin A. und Tarek B. weiter auf den Mann eingeschlagen haben. Cedric F. gestand, dem Mann in die Rippen getreten zu haben, als dieser am Boden lag.

Das Opfer sagte aus, dass er die Wohnungstür aufgemacht habe, weil er Lärm im Treppenhaus hörte. In dem Moment seien fünf Personen in seine Wohnung gestürmt. "An der Tür habe ich bereits den ersten Schlag auf den Kopf bekommen", sagte er. Er sei in die Wohnung gedrängt worden. Irgendwann habe er nach einem Schraubenzieher gegriffen, der auf einem Tisch lag, und diesen auf die Angreifer geworfen.

14 Zähne verloren

Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er jeweils drei Mal mit Fäusten und dem Baseballschläger geschlagen wurde. Ob er zwischenzeitig am Boden lag, konnte er nicht mehr sagen. Den fünften Angreifer konnte er nicht identifizieren. Das Ganze soll sich innerhalb von zwei bis drei Minuten abgespielt haben.

Das Opfer gab an, später selbst nach einem Baseballschläger im Wohnzimmer gegriffen zu haben, woraufhin die Angreifer die Flucht antraten. Die beiden Zeugen, die sich zum Tatzeitpunkt im Wohnzimmer befanden, konnten keine näheren Angaben zum Geschehen machen. Die Frau sei in dem Moment wie gelähmt gewesen, gab sie an. Der Mann konnte nicht viel sehen, weil er im Schwitzkasten gehalten wurde.

Das Opfer wurde später im Krankenhaus in Oberndorf operiert. Er befindet sich nach wie vor in ärztlicher Behandlung und leide unter wiederkehrenden Kopfschmerzen. Durch den Angriff habe er 14 Zähne verloren und könne seitdem nicht mehr richtig essen. Eine Prothese koste mehrere tausend Euro.

Die Angeklagten sollen im Zeitraum von März bis Juli des vergangenen Jahres noch weitere Delikte, wie Beleidigung und Sachbeschädigung begangen haben. Diese Vorfälle sollen noch im Laufe des weiteren Prozesses behandelt werden.