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Das Statistisches Landesamt stellt wachsendes Interesse an höheren Bildungsabschlüssen und Kleinkindbetreuung fest.

Stuttgart - Das Jahr 2009 wird als Krisenjahr in die Geschichte eingehen. Nur wenige Bereiche wie Gesundheit und Bildung seien von der Wirtschaftskrise verschont geblieben, erklärte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Carmina Brenner, am Montag (21.12) in Stuttgart.

Der Trend zu höherwertigen Schulabschlüssen halte an. So sei der Anteil der Schulabgänger mit Hochschul- oder Fachhochschulreife seit 2004 gestiegen, während der Anteil der Schüler mit einem Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss zurückging.

Von den 175.000 Schülern, die 2008 die Schule beendeten, haben gut ein Drittel Abitur oder Fachhochschulreife gemacht, fast die Hälfte von ihnen an einer beruflichen Schule. Auch die Zahl der Studienanfänger erreichte mit 32.000 im vergangenen Jahr einen neuen Rekord. Rund 15.000 Erwachsene nutzten die Möglichkeit, an einer Schule des zweiten Bildungswegs eine höhere allgemeinbildende Qualifikation zu erreichen.

Auch die Quote der Kinder unter drei Jahren, die in einer Kinderkrippe oder von einer Tagesmutter betreut werden, ist seit 2006 gestiegen: von 9 auf 14 Prozent. Dagegen ist der Anteil der Drei- bis Sechsjährigen im Kindergarten seit mehreren Jahren relativ konstant. 94 Prozent der Mädchen und Jungen in dieser Altersgruppe besuchen einen Kindergarten.

Für den Standort Baden-Württemberg seien gut ausgebildete Kinder und Jugendliche dringend nötig, insbesondere angesichts der sinkenden Geburtenrate. Langfristig planende Unternehmen täten deshalb gut daran, trotz der Wirtschaftskrise weiterhin junge Menschen auszubilden, forderte Brenner. Damit könnten sie verhindern, dass ihnen in wenigen Jahren die nötigen Fachkräfte fehlen.

Die Behördenchefin rechnet damit, dass es in Baden-Württemberg im neuen Jahr trotz eines leichten Wirtschaftswachstums von 1,5 Prozent zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen wird. Dank Kurzarbeit und flexibler Arbeitszeitmodelle sei die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Jahr weniger stark gestiegen, als aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre.

2009 stärkste Rezession seit Bestehen des Landes

Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 25.000 Personen (0,5 Prozent). Die Krise werde sich jedoch mit einer zeitlichen Verzögerung auf den Arbeitsmarkt auswirken. "Für 2010 sind die Arbeitsmarktperspektiven aber weniger rosig", so Brenner. Zu rechnen sei damit, dass etwa 1,75 Prozent der rund 5,6 Millionen Arbeitsplätze abgebaut würden. Das wären 100.000 Stellen.

2009 war das Jahr der stärksten Rezession seit Bestehen des Landes Baden-Württemberg. Die konjunkturelle Wende könnte bereits zum Jahreswechsel vollzogen sein, erklärte Brenner. Das Bruttoinlandsprodukt sank 2008 um acht Prozent auf rund 335 Milliarden Euro und erreichte damit den Stand des Jahres 2005. Damit war Baden-Württemberg von der Wirtschaftskrise stärker betroffen als andere Bundesländer.

Grund dafür ist die Exportorientierung der Industrie im Südwesten. Gegenüber 2007 gingen die Exporte um 22 Prozent zurück. Bliebe das für 2010 prognostizierte Wachstum von 1,5 Prozent in den nächsten Jahren konstant, so würde erst in fünf Jahren wieder das Niveau von 2008 erreicht, sagte Brenner.

Eine Belebung des Arbeitsmarkts erwarten die Statistiker vor allem, weil das Welthandelsvolumen wieder steigt und die Konjunkturpakete der Bundesregierung und anderer Staaten wirken. Allerdings gefährdeten der schwache Dollar und die Versuche einiger Länder, ihren Markt abzuschotten, einen möglichen Aufschwung, so Brenner. Relativ wenig zum Wachstum dürfte auch die Binnennachfrage beitragen, insbesondere wenn mehr Menschen arbeitslos werden. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg bei fünf Prozent.

Die Abwrackpämie, die Käufer von Neuwagen in den vergangenen Monaten beantragen konnten, war aus Sicht von Brenner kein Mittel, um die Automobilindustrie nachhaltig zu fördern und die Zulieferer langfristig zu unterstützen. Die staatlichen Zuschüsse hätten lediglich dazu geführt, dass der Kauf von Neuwagen vorgezogen wurde, sagte sie. Damit sei der Wettbewerb verzerrt worden.