Profi-Fechterin Anne Sauer (vorne) erklärte in der Calwer Walter-Lindner-Halle, worauf es ankommt. Foto: Albert M. Kraushaar

Florett-Weltcup-Siegerin Anne Sauer ist im Rahmen der Sommertour der Deutschen Fechterjugend zu Gast in Calw. Dort motiviert sie den Nachwuchs – und erklärt, worauf es in der Sportart ankommt.

Knapp 40 Fechter vom TSV Calw sowie aus ganz Süddeutschland hatten sich in der Calwer Walter-Lindner-Halle eingefunden, um im Rahmen einer zweitägigen Sommertour der Deutschen Fechterjugend eine „bunte Mischung“ zu erleben, wie es die Koordinatorin Pia Ueltgesforth (Kinder- und Jugendsportmanagerin beim Deutschen Fechterbund) formulierte.

Im Vorfeld der Tour war der TSV Calw unter Führung von Fecht-Abteilungsleiterin Diana Roth einer von 27 Bewerbern. Dass die Hessestadt am Ende unter den sechs glücklichen war, hatte auch sie überrascht. „Vielleicht hat der Umstand den Ausschlag gegeben, dass wir mit Tim Keller einen deutschen Meister in der Abteilung haben“, mutmaßte Roth.

Nicht in eine Hochburg

Ueltgesforth zeigte sich zum einen von der Bewerbung angetan, zum anderen wollte sie nicht unbedingt in eine Hochburg wie Tauberbischofsheim gehen, sondern die Aufmerksamkeit auf einen Verein an der Basis lenken.

Dafür waren in Calw zum einen vier Fechtbahnen aufgebaut, auf denen einige Trainingseinheiten zu bewältigen waren. Zum anderen war mit Anne Sauer eine absolute Weltklasse-Fechterin vor Ort. Tipps, Anregungen, Motivation und ein Fragen-und-Antwort-Workshop – Die Florett-Weltcup-Siegerin von 2022 zeigte sich ungemein offen. Zudem erwiesen sich die Jugendlichen als enorm wissbegierig. Sauer antwortete mit einer Rhetorik, die nie das Gefühl von bloßen Worthülsen, sondern immer den direkten Kontakt zu den Themen vermittelte.

„Ich habe relativ spät mit elf Jahren angefangen und immer gegen die anderen, teils auch jüngere verloren“, blickte Sauer auf ihre Anfänge zurück und gestand: „Ja, Fechtsport im Profibereich ist anstrengend. Die Saison geht von September bis Juli. Wir sind bei internationalen Wettkämpfen in Asien oder den USA oft sehr weit weg.“

In Uniform nur selten

Die 32-Jährige ist aktuell im Rang eines Feldwebels bei der Bundeswehr als Sportsoldatin angestellt. Die aktuelle Weltranglistenvierte betonte jedoch: „Uniform tragen wir fast nie.“ Und ja, mit jedem Erfolg werde der Druck größer. Das komme von einem selbst, aber auch von außen – vor allem wenn man ins Blickfeld der Medien rücke.

„Was tun, wenn man gegen einen Gegner öfter verliert?“, wollte einer der Jugendlichen wissen. Sauer antwortete: „Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, da es von Situation zu Situation anders ist. Ich empfehle, einfach das zu tun, was den Gegner am meisten nervt.“ Und: „Natürlich arbeiten wir in solchen Situationen auch mit den Mentaltrainern zusammen“, erklärte Sauer, die parallel bis zu ihrem 16. Lebensjahr auch Fußball gespielt hattet.

Keine Preisgelder

Als besonderes Bonbon hatte die Profi-Fechterin eine kleine Auswahl ihrer wichtigsten Medaillen dabei – darunter von Erfolgen beim Grand Prix, Weltcups und bei Europameisterschaften. Für etwas ungläubige Gesichter sorgte ihre Antwort auf die Frage nach Preisgeldern: „Nein, wir bekommen nichts“, teilt sie das Los vieler Randsportarten.

Sauers nächstes großes Ziel lautet natürlich Olympia. „Die Chancen stehen gut. Die Qualifikation dauert fast ein Jahr, aber ich habe einen Grand Prix gewonnen und in der Teamwertung müssen wir Polen und Ungarn hinter uns lassen“, zeigte sich Sauer zuversichtlich.

Wenn man die Stimmung, die in der Walter-Lindner-Halle geherrscht hat, richtig einschätzt, dann dürfte beim TSV Calw nach ihrem Auftritt in den nächsten Trainingseinheiten ebenfalls viel Zuversicht herrschen. Der Gastgeberverein stellte in der Halle den größten Teil der Teilnehmer und trainiert immer dienstags (Florett) und freitags (Degen) jeweils von 18 bis 20 Uhr. „Ich denke, dass das, was wie hier erleben durften, wird der ganzen Abteilung gut tun“, hoffte Roth auf einen zusätzlichen Schub für ihre Abteilung.