Die Premiere des Schauspiels "Schwarzwaldgold" ging auf dem Kienberg unter besten Voraussetzungen über die Bühne. Foto: Keck

Mit zweijähriger Verspätung gelang jetzt endlich die Umsetzung des dreiwöchigen Theaterspektakel "Schwarzwaldgold" auf dem Kienberg.

Freudenstadt - Das zahlreiche Publikum zeigte sich höchst angetan von der Aufführung und genoss den Abend auf Freudenstadts Höhen unter idealen äußeren Bedingungen.

Produktionsleiter Frank Gretenkort und Regisseur sowie Autor Jürgen von Bülow machten in ihrer Einführung kein Hehl aus ihrer Erleichterung über den Start des Sommertheaters. Die letzte Aufführung eines Stücks liegt bereits vier Jahre zurück. Umso verdienstvoller sei das Durchhaltevermögen aller an der Produktion von "Schwarzwaldgold" Beteiligten. Besonderer Dank galt Carolin Moersch, die in Federführung für die Freudenstadt Tourismus das besondere lokale Kulturangebot förderte.

Der Klimawandel ist im Stück präsent

"Schwarzwaldgold" hat nahezu alles, was eine Theateraufführung sehenswert macht: da vermischen sich Politik, Geschichte, gesellschaftlicher Wandel einerseits und Satire, Komödiantisches samt Liebesdrama andererseits zu einem stimmigen Ganzen. Was Autor von Bülow bei der Konzeption des Schauspiels vor Jahren nicht ahnen konnte: "Schwarzwaldgold" gewinnt unter den gegenwärtigen Lebensverhältnissen eine ungeahnte Aktualität, wenn auch unter divergierenden Vorzeichen.

Armut hatte in den Hungerjahren im ersten Fünftel des 19. Jahrhunderts eine andere Qualität als heute: Es ging unter unwürdigsten Bedingungen ums nackte Überleben, während heute bei allen bedrängenden Einschränkungen durch gesellschaftliche Verwerfungen die körperliche Existenz doch gesichert ist. Der Klimawandel ist in "Schwarzwaldgold" ebenso präsent: Naturkatastrophen verwandeln einstmals blühende Landschaften in Ödnis, in der nichts mehr gedeiht.

Was liegt da näher, als sich des "Golds" des Schwarzwalds, seines Waldreichtums, zu bedienen und gnadenlos Holz zu schlagen. Daraus speist sich der Grundkonflikt des Stücks: Plündern und überleben oder bewahren und verhungern?

Für viel Heiterkeit sorgt eine Frauengruppe

Die dreizehn Rollen sind gut aufeinander abgestimmt. Der unglücklich verheiratete Bauer Christian Härlin wird überzeugend verkörpert von Uwe Kotschner, seine aparte Frau Auguste findet in Jessica Hermann eine ausdrucksstarke Interpretation. Sie nähert sich in ihrer emotionalen Einsamkeit Christians Bruder Johan, einem Flößer (stark gespielt von Christian Eckel), an und verliert als zweifache Mutter beinahe die Contenance. Der dritte der Härlin-Brüder, Ludwig (Derk Wittnebel), sorgt mit Lebendigkeit für so manchen heiteren Moment. Quirlig gibt sich auch Verena Weller als Hüterin des Waldes und künftige Försterin im Auftrag des württembergischen Königs.

Sichtlich wohl fühlt sich Uwe Nimmergut in der Rolle des königlichen Gesandten. Der gutmütige, verständnisvolle Beamte hört sich gerne dozieren und wirbt engagiert für ein künftiges ersprießliches Miteinander von Obrigkeit und Untertanen. Zu Gunsten Letztgenannter setzt sich unerwartet auch Königin Katharina ein.

Für viel Heiterkeit sorgt eine Frauengruppe mit Tiziana Chiodaroli (die auch die Freiheitshymne "Die Gedanken sind frei" intoniert), Annette Hacker, Tanja Schwarz und Cvetka Umhofer. Sie sind nicht nur trotz aller Probleme ein fröhlicher Haufen, sondern legen sich auch genüsslich mit den Ordnungshütern an. Dem weiblichen Freiheitsdrang, verbunden mit emanzipatorischem Gedankengut, haben die Polizisten Pfimder und Schnaufer (Konrad Schuler und Fabio Braccia) letztlich nichts entgegenzusetzen.

Szenen aus dem Bauernleben werden sichtbar

"Schwarzwaldgold" führt das Publikum auf einem Kurzspaziergang zwischen den beiden Bühnenaufbauten durch ein beleuchtetes Areal, auf dem das Ensemble ohne Worte Szenen aus dem Bauernleben sichtbar macht. Für reizvolle Lichteffekte sorgt das Technikteam um Dirk Arnold. Timo Letzgus spielt thematisch passende Musikpassagen ein. Ulrike Krause fungiert als Statistin.

Die kommissarische Tourismusdirektorin Carolin Moersch setzte nach dem rauschenden Beifall für die Darbietung mit ihrem Dank an alle Mitwirkenden noch ein weiteres Ausrufezeichen: Überglücklich gab sie sich angesichts des gelungenen Starts in das diesjährige Sommertheater und warb um weiteres anhaltendes Publikumsinteresse.