Die Rockveteranen von „Czakan“ heizten am Samstagabend dem Publikum ein. Foto: Karin Ferenbach

Erst Polterplatz – dann Rossini. Als Festivalstadt hat Bad Wildbad Kultstatus. Rund 2500 Besucher erleben jetzt an zwei Tagen zehn überwiegend regionale Bands beim Polterplatz-Festival. Aber auch für Familien war einiges geboten.

Am vergangenen Wochenende fand die 31. Auflage des zweitägigen, vom Verein „Musik und Kultur Wildbad“ organisierten, Polterplatz-Open-Airs statt.

An die 2500 Besucher fanden den Weg ins Obere Enztal, was zum einen an dem guten Wetter, andererseits aber auch an der wiederum gelungenen Auswahl von überwiegend regionalen Bands unterschiedlicher Musikrichtungen gelegen haben dürfte. Neben den Zelten auf der Wiese bestimmten die große Bühne, Verpflegungsstände, Bier- und Cocktailbars sowie das Lagerfeuer den Anblick entlang der Partymeile des legendären Umsonst-und-draußen-Festivals bei Christophshof.

Glückliche Gesichter gab es nicht nur bei den vielen, zum Teil weit angereisten Fans, sondern auch bei den beiden Vereinsvorsitzenden Jörg Achache und Marc Loy im Hinblick auf den friedvollen Verlauf und die gute Stimmung unter den Besuchern. „Wir hatten alle Hände voll zu tun, aber gut disponiert, so dass am Samstagabend lediglich etwas Bier nachbestellt werden musste. Umgekehrt wurde so gut wie alles aufgebraucht, weswegen ich davon ausgehe, dass wir unterm Strich gut aus der Veranstaltung rauskommen“, fasst Loy seine Eindrücke am Sonntag zusammen.

Fröhlicher Sound Nachgeholt wurde am Freitagabend der im Jahr zuvor abgesagte Auftritt der „Heydays“ aus Karlsruhe, die mit ihrem poppigen Indie-Rock und tempogeladenen Punk gleich zum Auftakt für ausgelassene Stimmung sorgten. Dem setzte die Ska-Punkrock-Band „Yakuzi“ aus Pforzheim mit ihren treibenden Bläsersätzen noch eins oben drauf. Der fröhliche Sound ging von den Ohren direkt in die Beine und so verwandelte sich der Schotterplatz vor der Bühne schnell zur Tanzfläche.

Foto: Karin Ferenbach

Mit ihrem harten, aber durchaus tanzbaren, mitunter psychedelisch anmutenden Alternative-Rock begeisterten die Jungs von „Shy guy at the show“, die kurzfristig für „Crekko“ einsprangen, die Polterplatz-Fans. Den Abschluss machten gegen Mitternacht die vier Urgesteine der „Lennons“, der ältesten Punkrock-Band Deutschlands, deren eigenwillig interpretierter 1970er-Jahre-Kult von so manchem Zuschauer als doch etwas zu schräg aufgenommen wurde.

Ihren ersten Auftritt beim Polterplatz hatten am Samstag als „Opener“ die beiden Schülerbands „V-Gang“ und „Rennosaurus“ aus der Gitarrenschule von Jochen Volz in Höfen. „Etwas aufgeregt waren wir anfangs schon, aber dann hat es richtig Spaß gemacht auf der großen Bühne zu stehen“, meinten die Nachwuchsmusiker Michel, Emil, Cayden und Emilia von der V-Gang, alle zwischen zehn und zwölf Jahre alt, nach ihrem Gig, bei dem sie unter anderem „Wir sind groß“ von Mark Forster und „Highway to hell“ von AC/DC zum Besten gaben.

Spaß und Unterhaltung auch für Kinder

Kinderprogramm Bereits das in Zusammenarbeit mit dem Förderverein „Pusteblume“ organisierte Kinderprogramm hatte am Nachmittag dafür gesorgt, dass zahlreiche Familien mit Kindern das Gelände an der Enz bevölkerten. Für Spaß und Unterhaltung bei den Kleinen sorgten Kinderschminken, Basteln und Geschicklichkeitsspiele.

Revival Mit Spannung erwartet wurde der Auftritt von „Wildbad Bahnhof“ in der Besetzung des ersten Polterplatz vor 33 Jahren. Andreas Haag, Harald Gutbub und Harry Schwämmle, der mit Mütze und Sonnenbrille ein wenig an Klaus Meine von den „Scorpions“ erinnert, gelang zusammen mit Drummer Mario Minardi denn auch ein gefeiertes Revival. Trotz weniger Möglichkeiten für gemeinsame Proben machten die vier Junggebliebenen mit ihren altbekannten Hits wie „Glamour Queen“, „Abschaum der Nation“, „Arbeit im Schlachthof“, „Juneson’s Garage“ und natürlich „Wildbad Bahnhof“ gemeinsame Sache mit dem Publikum und passten die Texte kurzerhand dem aktuellen Weltgeschehen an.

Donnernder Abschluss Schnelle, für Pogo-Tanz bestens geeignete, Beats gab es anschließend beim deutschsprachigen Punkrock der hessischen Band „Nevermind“. Immer wieder forderte Sänger Matze das Publikum auf, „heute zusammen ein großes Fest zu feiern und abzutanzen“.

In die Anfangszeiten des Polterplatz entführten noch einmal die Lokalmatadoren von „Czakan“, die bei ihrem Debüt mit dem satten Sound progressiver Rocknummern, angelehnt an jenen der 1980er- und 1990er-Jahre, ordentlich einheizten.

Ebenfalls Premiere feierte die dreiköpfige Band „Alle Hackbar“ aus Besenfeld, die mit ihrem „Heavy Rock’n’Roll“ bis weit nach Mitternacht für einen donnernden und energiegeladenen Abschluss des zweiten Festivaltages sorgte.