Jonathan Clauss (rechts), hier noch für Arminia Bielefeld am Ball, legt eine ungewöhnliche Karriere hin. Foto: Franklin

Seine Geschichte klingt wie in einem Film: 2015 spielte Jonathan Clauss noch in der Verbandsliga Südbaden, seit dem Wochenende ist der 29-jährige Straßburger nun ein Nationalspieler in einer der besten Mannschaften der Welt.

Debüt mit 29 Jahren

Es lief die 88. Spielminute im Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und der Elfenbeinküste, als das ungewöhnliche Fußballerleben von Jonathan Clauss um eine weitere Episode reicher wurde. Didier Deschamps, Trainer der "Équipe Tricolore", schickte ihn für Kingsley Coman auf den Rasen und bescherte dem vielseitigen Defensivmann so sein Länderspieldebüt mit 29 Jahren. Allein die Tatsache, dass er es im gehobenen Fußballalter noch in eine der besten Fußball-Nationalmannschaften geschafft hat, wäre wohl zumindest eine Nachricht wert.

Kleine Sensation

Ein Blick auf Clauss’ Werdegang macht es dann schon zu einer kleinen Sensation im Profifußball, in dem Umwege in der Karriereplanung Seltenheitswert haben. Denn noch im Jahr 2015 spielte Clauss, der aus der Elsässischen Metropole Straßburg stammt und vor seiner Zeit als Profi als Postbote arbeitete, in der Verbandsliga Südbaden. Dass in dieser Liga gute Fußballer spielen, ist unbestritten – vom Profitum ist man hier jedoch noch ein gutes Stückchen entfernt.

Einst beim SV Linx

Und so führte Clauss’ Weg nach seiner Zeit beim südbadischen SV Linx zunächst durch die Niederungen des französischen Vereinsfußballs, ehe er von 2017 bis 2018 für den Zweitligisten US Quevilly auflief – und mit diesem abstieg.

Besser lief es in Bielefeld, wo Clauss’ nach und nach zum Stammspieler wurde und 2020 in die Bundesliga aufstieg. Es folgte sein vorerst letzter Wechsel zum RC Lens. Als flexibel einsetzbarer Außenverteidiger gehört er hier zu den absoluten Leistungsträgern und spielte sich damit in den Fokus von Nationaltrainer Deschamps, der ihn für die beiden Testspiele gegen die Elfenbeinküste und Südafrika nominierte.

Schöne Erinnerungen

Womit die Geschichte wieder bei Clauss und dem bisherigen Höhepunkt seiner ungewöhnlichen Karriere angekommen ist. "Ich habe das Gefühl, dass ich seit einigen Tagen eine schöne Erinnerung nach der anderen habe. Meine Einwechslung gegen die Elfenbeinküste wird natürlich für immer in Erinnerung bleiben, aber ich kann keinen anderen Moment mit diesem vergleichen, da ich in den letzten Tagen so viele schöne Momente erlebt habe. Ich möchte sie alle festhalten", zitiert die französische Sportzeitung "L’Équipe" den Neu-Nationalspieler.

Noch nicht am Ende

Wohin sein Weg in Zukunft noch führen wird, vermag wohl keiner zu sagen. Denn bislang verlief die Karriere von Jonathan Clauss definitiv nicht nach einem bestimmten Schema. Klar ist jedoch zumindest eines: Am heutigen Dienstag spielt Frankreich in Lille gegen Südafrika. Gut möglich, dass dann eine weitere Erinnerung für Clauss hinzukommen wird.