Saskia Esken ist Bundesvorsitzende der SPD. Foto: Hufnagl

Die Bundesregierung plant, den Mindestlohn auf 12 Euro anzuheben. Die zwei SPD-Bundestagsabgeordneten der Region – mit der Bundesvorsitzenden Saskia Esken aus Calw und der Ersten Parlamentarischen Geschäftsführerin Katja Mast aus Pforzheim, gleich zwei wichtige Vertreterinnen ihrer Partei – rechnen in einer gemeinsamen Mitteilung vor, dass allein im Nordschwarzwald 25 000 Menschen von diesen Plänen profitieren werden.

Nordschwarzwald - Laut Daten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) gab es im Jahr 2020 25 022 Vollzeitbeschäftigte im Nordschwarzwald mit einem Einkommen von unter 2284 Euro brutto, also mit einem Stundenlohn von unter 12 Euro. "Genau diese hart arbeitenden Menschen werden von der Anhebung des Mindestlohns profitieren", betont Saskia Esken.

"Geschlecht darf keinen Unterschied machen"

Die Studie zeigt darüber hinaus, dass Frauen häufiger im Niedriglohnsektor beschäftigt sind als Männer. In Calw beträgt der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohn insgesamt 16,8 Prozent, doch die Frauen sind zu 26,6 Prozent und damit wesentlich häufiger betroffen. In Freudenstadt sind es insgesamt 17,7 Prozent und der Anteil bei Frauen beläuft sich auf 33,6 Prozent und liegt damit fast doppelt so hoch wie der Prozentsatz bei den Männern im Kreis. "Von einer Erhöhung des Mindestlohns werden ganz besonders Frauen profitieren. Das ist ein längst überfälliger Schritt hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit", stellt Katja Mast, 1. Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, heraus. Die Zeit sei schlicht reif für eine Erhöhung des Mindestlohns, so Mast. Auch für Masts Wahlkreis in Pforzheim/Enzkreis liegen ähnliche Zahlen vor. Hier arbeiten 17,6 Prozent beziehungsweise 16,7 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten im unteren Entgeltbereich. "Gerade in Zeiten, in denen wir um jede einzelne Fachkraft kämpfen, darf das Geschlecht keinen Unterschied machen in der Entlohnung von Arbeit", hält auch Saskia Esken fest.

17 Prozent arbeiten für niedrige Löhne

Besonders profitieren werden von einem höheren Mindestlohn auch in Baden-Württemberg demnach die Frauen, die An- und Ungelernten, die Beschäftigten unter 25 Jahren und die Beschäftigten ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Auch ländliche Regionen sind als Niedriglohn-Hotspots zu erkennen, eine Tatsache, die sich in der Hauptsache aus den dort dominierenden Branchen ergibt. Die Wissenschaftler haben insbesondere das Gastgewerbe, die Arbeitnehmerüberlassung und die Land- und Forstwirtschaft mit weit überdurchschnittlichem Anteil von Beschäftigten im Niedriglohn identifiziert. "Mein Wahlkreis ist geprägt vom Tourismus und Gastgewerbe. Deshalb wundert es mich nicht, dass die Zahlen hier über dem Landesschnitt liegen. In einer Situation der faktischen Vollbeschäftigung arbeiten im Nordschwarzwald über 17 Prozent der Beschäftigten für niedrige Löhne, bei den Frauen beträgt ihr Anteil im Schnitt fast 30 Prozent", beklagt Esken die Situation in ihrer Heimatregion.

Die von Kritikern immer betonten Gefahren des Mindestlohns für die Beschäftigung hätten sich dagegen nicht bewahrheitet und müssten auch für die nun vorgesehene Erhöhung nicht befürchtet werden. Zum Beleg führt Esken Arbeitsmarktzahlen aus ihrer Heimatregion Nordschwarzwald an, wo seit der Einführung des Mindestlohns bis Mitte 2021 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt um 10,5 Prozent und in der Gastronomie um 1,9 Prozent gestiegen ist. "Selbst unter Corona-Bedingungen und damit in der größten Krise, die unsere Volkswirtschaft in der Nachkriegszeit erlebt hat, konnten die Unternehmen die Beschäftigung stabil halten. Aus der Krise heraus kommt es nun darauf an, den Fach- und Arbeitskräftemangel durch gezielte Maßnahmen wie eine respektvolle Lohnpolitik ebenso wie durch Qualifizierungsmaßnahmen für An- und Ungelernte und eine gezielte Stärkung der Erwerbsbeteiligung von Frauen zu bewältigen", sagt Esken.