Auf der A5 gibt es bei Baden-Baden und bei Bruchsal jeweils eine Raststätte. Wer dann über Karlsruhe auf die A8 fahren will und einen relativ leeren Tank hat, der sollte hier besser stoppen. Denn die nächste Zapfsäule an der Autobahn steht erst bei Niefern-Öschelbronn, an der Raststätte Enztal.
Eine so lange Strecke ohne Tank- und Rastanlage, das bezeichnet auch Nicolai Deveaux als "Riesenproblem". Von den fehlenden Lastwagen-Stellplätzen einmal abgesehen. Trotzdem ist Geduld gefragt: Solche Vorhaben, der Bund investiert rund 19,4 Millionen Euro, benötigen einen enormen Vorlauf.
Aufwendige Suche
Das liegt schon an der aufwendigen Suche nach einem Standort. Die alte Raststätte Enztal liegt in einem Wasserschutzgebiet. Sie kommt für einen Ausbau nicht infrage. Zwischen Grünwettersbach und Heimsheim hat das RP deshalb elf mögliche Alternativen untersucht. Am Ende fiel die Wahl auf Kämpfelbach-Süd (bisher PWC-Anlage Waisenrain, also mit vielen Lastwagenplätzen) und -Nord (bisher ein kleiner Parkplatz ebenfalls mit Toilettenanlage).
Der Rastplatz Waisenrain verfügt bereits seit Ende 2014 über 127 Stellplätze für Autos, zwölf für Busse, 72 für Lastwagen und weitere zwölf für Wohnmobile oder zusätzlich Busse. Schon bis es so weit kam, war Geduld gefragt. Das Problem war die Entwässerung des Schmutzwassers. 2010 war eigentlich eine Lösung gefunden: Es sollte über das Abwassernetz der Gemeinde Ispringen entsorgt werden. Was der zuständige Abwasserverband Kämpfelbach ablehnte. "Dann ging die Suche los: Wie kriegt man das Schmutzwasser weg?", berichtet Deveaux. Die Antwort auf diese Frage ist auch für die künftigen Raststätten entscheidend. Denn das bisherige Pumpwerk mit Druckleitung für die PWC-Anlage sind ein Provisorium – Bau und Unterhalt sind dem Bund zu teuer. "Das wollen wir nicht.“ Gemeinsam mit dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim (ESP) ist nun nach Jahren endlich eine Lösung gefunden. "Die sind sehr engagiert!", lobt der Projektleiter.
Das Schmutzwasser beider Raststätten wird über sogenannte Freispiegelleitungen abgeführt. Dafür sind keine Pumpen nötigt. Diese Rohre sind mit einem Pumpwerk samt Druckleitungen verbunden, die der ESP baut. Der Bund beteiligt sich an den Kosten, und der Eigenbetrieb kann das Pumpwerk noch anderweitig nutzen. Deveaux spricht von einer "Win-win-Situation".
Anzeigentafeln informieren
Nicht nur in Sachen Schmutzwasser geht es voran: Die Raststätte Kämpfelbach-Nord befindet sich in der Vorentwurfsphase. Im Grund, erklärt Deveaux, werde dabei schon fast alles festgezurrt. Entstehen sollen Tankstelle und Rasthaus, 161 Dauer- und 54 Kurzzeitparkplätze für Lastwagen, ein Caravan- und Busparkbereich mit 16 Plätzen, 114 Dauerpark- und 13 Kurzzeitstellplätze für Autos sowie acht E-Auto-Ladestationen und ein WC-Gebäude.
Außerdem ist im Parkkonzept für die Lastwagen eine Telematik-Option vorgesehen. Dabei handelt es sich um ein Parkraummanagementsystem. Deveaux erklärt, dass dabei Anzeigentafeln an den Lkw-Plätzen darüber informieren, wie lange ein Fahrzeug noch stehen wird. So können Laster dicht an dicht parken, weil die Fahrer beispielsweise wissen, dass ihr Vordermann ohnehin bald losfährt und dann den Weg wieder frei machen wird. Die Entwurfsplanung steht kurz vor dem Abschluss. 2025 könnte gebaut werden, sagt Deveaux, "wenn es reibungslos läuft".
Gegenüber, am Standort Süd fehlt nur noch ein Tank- und Rastgebäude. Sogar eine Ausschreibung, um einen Betreiber zu finden, gab es schon. Dort werden Auto- und Lastwagenfahrer also schon früher eine Pause machen können. Sobald Kämpfelbach-Süd gebaut und in Betrieb ist, wird der Parkplatz auf Höhe der bestehenden Raststätte Enztal – in Fahrtrichtung Stuttgart – umgebaut und erhält mehr Plätze. Die bisherige Zufahrt über eine Brücke zur Raststätte, die nördlich der A8 liegt, wird dann gesperrt.
Ist auch Kämpfelbach-Nord fertig, wird die alte Raststätte zurückgebaut und zum Rastplatz mit PWC-Anlage. Bis dahin muss sich aber nicht nur Deveaux noch ein paar Jahre gedulden.
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