Marianne Gerlach berät in Pforzheim Glücksspielsüchtige. Foto: Schwarzwälder-Bote

Beratung der Diakonie weist zum bundesweiten Aktionstag auf Gefahren der Spielsucht hin

Pforzheim. Die Hemmschwelle ist offensichtlich hoch. Nur wenige Betroffene haben die Telefon-Beratung in Anspruch genommen, die die Diakonische Suchthilfe Mittelbaden, Pestalozzistraße 4, zum bundesweiten Aktionstag Glücksspielsucht angeboten hat. Dabei ist die Spielsucht nicht zuletzt auch in Pforzheim ein großes Problem, wie Beratungsstellenleiterin Marianne Gerlach erläutert.

63 Spielhallen gebe es nach einer Erhebung von 2011 im Stadtgebiet, im Enzkreis seien es 15. Spielautomaten in Gaststätten und Raststätten sind dabei aber nicht eingerechnet. Nicht jedem Gefährdeten gelingt es, mit der Verlockung am Straßenrand oder vor dem heimischen PC verantwortungsbewusst umzugehen. Denn auch im Internet sind laut Gerlach immer mehr Portale mit der vermeintlichen Chance auf das rasche Geld und das schnelle Glück zu finden. Nach Angaben der Suchthilfe gibt es in Baden-Württemberg 38 500 Abhängige. Bei weiteren 34 000 Betroffenen werde das Spielverhalten als problematisch eingestuft. Die Dunkelziffer, schätzt Gerlach, sei aber viel höher.

Die Diakonische Suchthilfe Mittelbaden in Pforzheim hat in diesem Jahr für die ambulante Therapie die Anerkennung der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg erhalten. Damit ist sie eine von wenigen Einrichtungen im Land, die Menschen mit einer Glücksspielsucht ein qualifiziertes und ambulantes Behandlungsangebot unterbreiten.

Nach Angaben der Beratungsstellenleiterin haben im vergangenen Jahr 66 Hilfesuchende die offene Sprechstunde besucht. Rund 30 Menschen nahmen eine weiterführende Beratung in Anspruch, von denen einige in eine stationäre Therapie vermittelt worden sind. Ein Süchtiger befindet sich derzeit in ambulanter Therapie.

Mehr als 80 Prozent der Betreuten sind männlich, das Gros davon zwischen 23 und 43 Jahren alt. Erwischen kann die Spielsucht Menschen aller gesellschaftlichen Schichten. Viele stehen in Lohn und Brot, lassen aber einen Großteil ihres Einkommens in Spielhallen liegen. Es dauere oft lange, bis sie sich ihre Abhängigkeit eingestünden. Erst, wenn der finanzielle Ruin drohe und sich auch die Familie nicht mehr zu helfen wisse, wird oftmals Hilfe gesucht. Immer wieder mündet die Sucht auch in Suizid-Versuchen.

Gerlach rät den Angehörigen, kompromisslos auszusteigen. Denn falsches Helfen erhalte die Abhängigkeit. Deshalb bietet die Diakonie auch für Angehörige Beratung an. Eine anonyme Kontaktaufnahme ist sowohl telefonisch als auch vor Ort möglich. Die Beratungsstelle ist telefonisch unter 07231/37 87 12 sowie im Internet unter www.diakonische-suchthilfe-mittelbaden.de zu erreichen. Die offene Sprechstunde in der Pestalozzistraße 4 ist immer donnerstags zwischen 18.30 und 20.30 Uhr.