Vorschlag für den Turnplatz: die Mauer zur KF öffnen, Sitzmöglichkeiten schaffen, Beleuchtung und Oberfläche des Platzes aufwerten. Foto: sb

Pforzheim soll unverwechselbare Identität erhalten. Leitfaden zeigt künftige Gestaltung von Straßen und Umfeld.

Pforzheim - Was zuletzt beim Innenstadtring der Fall war, als der Bereich um die Kreuzungen Goethe-/Zerrenner sowie KF/Jahnstraße neu gestaltet wurde, soll künftig Leitlinie für die Innenstadt sein: ein Konzept zur Straßen- und Platzgestaltung, das vom Büro Internationales Stadtbauatelier (ISA) Stuttgart erarbeitet wurde.

Als Dita Leyh, Architektin und ISA-Gesellschafterin, im Planungsausschuss des Gemeinderats aufzeigte, wie sie sich eine Aufwertung vor allem der Pforzheimer Innenstadt vorstellen könnte, hatte sie dazu wenig Zeit. Doch es war nachhaltig. Sie unterbreitete den Mitgliedern von Verwaltung und Gemeinderat nicht nur ein Spiegelbild des Ist-Zustands, sie machte gleichzeitig Vorschläge, die beeindruckten. Von einem Füllhorn von Ideen war danach die Rede. Bürgermeister Alexander Uhlig sprach von einem Sprudeln an Gestaltungsmöglichkeiten.

"Wenn wir Straßen umbauen, wie sollen wir sie dann umgestalten?" Antworten darauf erwartete die Stadtverwaltung von den Architekten des Stuttgarter Büros. Dazu merkte Günter Strobel vom Amt für Stadtplanung, Liegenschaften und Vermessung an: "Wir haben Straßen, an denen man sich nicht wohlfühlt. Das empfinden gleichermaßen Bürger als auch Besucher von Pforzheim." Er betonte, dass eine Aufwertung der Innenstadt, also die Stadtgestaltung, auch als Wirtschaftsförderung gesehen werden müsse. Man müsse daher ein Wohlfühlgefühl schaffen – mit einer einheitlichen Gestaltung, nicht mit modischen Erscheinungen. Dazu war das ISA-Büro eingeschaltet worden.

Dass der Innenstadtring nicht nur für Autofahrer da ist, sondern an ihm entlang ein einprägsames Stadtgesicht entwickelt werden soll, stellte Dita Leyh mit dem Bezug auf die Goldstadt als einer Perlenkette dar, an der Leuchten, Bäume, Übergänge, Plätze aufgereiht sind. Dazu kämen dann Edelsteine als besondere Elemente. So verwies sie beim Turnplatz darauf, auf diesem Parkplätze wegzunehmen und die Fläche neu zu ordnen. So könnten wie bei den Terrassen am Enzufer zum Sitzen, zum Ausruhen und zum Schauen einladende Treppen angeboten werden.

Und: "Warum müssen vor dem denkmalgeschützten Gebäude der früheren Kunstgewerbeschule an der Holzgartenstraße hinter einer Hecke die Autos der Hochschul-Professoren stehen?" Diesen Parkbereich sollte man öffnen, mit Blick auf die Designstudenten mit farblichen Akzenten gestalten, um den öffentlichen Bereich zu beleben.

Bei ihrer Bestandsaufnahme ist der Architektin und Stadtplanerin die Vielzahl unterschiedlicher Beläge auf Straßen und Wegen aufgefallen. Dasselbe gelte für Beleuchtungen oder die Wahl von Bäumen und Pflanzen. Was hier vorzufinden sei, käme einer kleinen Ausstellung von dem gleich, das insgesamt denkbar sei. Das dokumentierte sie mit Fotos. Ihr Vorschlag ist, hier eine Ordnung ins Stadtbild zu bringen, eine unverwechselbare Identität mit Blick darauf zu schaffen, wo man sich befindet: auf den Boulevards der Fußgängerzone und künftig der Zerrennerstraße, in den Gassen der City, auf den Verbindungen hin zum Wasser, in historischen Bereichen (um Stadtgeschichte zu beschreiben) sowie in Wohnstraßen.

Wie Dita Leyh weiter ausführte, wurden bei ISA für die Entwicklung eines einprägsamen Stadtgesichts Steckbriefe ausgearbeitet, in die beispielsweise auch das Thema Farbgestaltung der Beläge aufgenommen wurde: roter Belag für die Gassen, grün für die Boulevards, beige für die Wohnbereiche. Dazu wirkten Fahnen ebenso wie Kunst im Stadtbild belebend.

Für die Stadtverwaltung bedeutet dies: Mit dem Konzept von ISA hat sie einen Leitfaden, um den öffentlichen Straßenraum in der Innenstadt Schritt für Schritt aufzuwerten. Im Vorfeld einer Straßenmaßnahme wird das Planungsamt zusammen mit dem Grünflächen- und Tiefbauamt die wesentlichen Punkte aus diesem Konzept auf die konkreten Straße vor Ort übertragen. Dazu merkte Stadtplaner Strobel an: "Eine bessere Gestaltung kann zu Mehrkosten führen, die im Einzelfall bis zu 25 Prozent gegenüber dem bisherigen – relativ niedrigen – Standard ausmachen können."