Collier aus Glasscherben: Sarah Rothkirch hatte die ausgefallene Idee. Foto: Schwarzwälder-Bote

Abschlussklassen stellen ihre Arbeiten aus

Pforzheim. Die edelsteinbesetzten, tropfenförmigen Ohrringe könnten Königin Victoria gehört haben. Der schwere Metallanhänger mit Schwertern an einem Lederband hingegen ist eher etwas für die starke Männerbrust. Und der Mantelring mit Koralleneinlage? Hübsch, zierlich und leicht kann er so manche Damenhand schmücken.

Sehr unterschiedlich sind sie, die Arbeiten der Abschlussklasse der Goldschmiedeschule. 42 Schüler stellen ihre Werke im Foyer der Schule aus. Und demonstrieren damit, was sie in den vergangenen zwei Jahren gelernt haben. Mantelringe und Juwelenschmuck waren die vorgegebenen Themen und die Schau zeigt, wie verschieden dies interpretiert werden kann: von grafisch streng bis kleinteilig verspielt wurden ausgefallene Ideen technisch aufwändig umgesetzt – und das mit unechten Steinen.

Die Mantelringe sind wegen ihrer speziellen Fertigungstechnik innen hohl. Dadurch wiegen sie weniger und sind billiger wegen des geringeren Materialverbrauchs. Zudem haben sie eine relativ großflächige Oberseite. "Früher wurden Mantelringe häufig als Sigelring verwendet", sagt Verena von Aufschnaiter, die selbst einen Mantelring ausgestellt hat.

Sarah Rothkirchs Collier ist Ergebnis einer spontanen Eingebung, die ihr kam, als ihre Schwester eine Glasplatte zertrümmerte. Die vielen Teile fasste sie in Metall und fügte sie mit Hilfe von Gliedern zu einer Art Netz zusammen. Jeder Glassplitter ist mit einem Foto hinterlegt, das bestimmte Phasen und Träume des menschlichen Lebens symbolisiert: Heirat, Kinder, Familie oder auch die Natur. Die Kette wiegt schwer. Rothkirch hat sie beim Wettbewerb "Junge Cellinis" präsentiert.

Zur Ausbildung der Goldschmiedeschüler gehören die modernen Techniken, aber auch die alten, manchmal vergessenen. "Die Silberschmiede", berichtet Absolventin Verena von Aufschnaiter, "kennt heute fast keiner mehr." Auch Sondertechniken wie Emaillieren, Ziselieren, Edelsteinschleifen – all das kann der Besucher anhand von kleinen, feinen Ausstellungsstücken betrachten.

"Unsere Absolventen haben sehr gute Jobaussichten und keine Probleme, im Anschluss an die Schule eine Lehre zu finden", sagt Jürgen Ollick, Goldschmiedemeister und Lehrer in der Abschlussklasse. "Wir erhalten oft Anfragen von kleinen Goldschmiedebetrieben auch aus dem Ausland, aus Italien zum Beispiel oder aus der Schweiz." Der gute Ruf eilt den Schülern offenbar voraus. Die Unternehmen wissen, dass die jungen Leute das Handwerk beherrschen und alles kennengelernt haben – von der Einzelfertigung bis zur industriellen Produktion.

Verena von Aufschnaiter geht jetzt zurück in ihrer österreichische Heimat, nach Wien. Den Mantelring mit Koralleneinlage nimmt sie wohl mit, ebenso die zierlichen Ohrhänger mit Silberschleife – als Erinnerung an ihre Zeit in Pforzheim.