Der Unimog verlässt mit den speziell ausgerüsteten Einsatzkräften und dem Verletzten den Tunnel. Davor stehen die Männer des Sicherheitstrupps für ihren Backup-Einsatz bereit.Foto: Ferenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Baumaschinenbrand wurde gelöscht und Bauarbeiter aus 800 Metern Tiefe evakuiert

Eine erste Einsatzübung der Feuerwehr Pforzheim hat am Dienstagnachmittag an der Baustelle zur neuen Westtangente im Arlinger Tunnel stattgefunden. Szenario war ein Baumaschinenbrand mit starker Rauchentwicklung in rund 800 Meter Tiefe im Haupttunnel.

Pforzheim. Seit Beginn des Tunnelvortriebs Ende August 2019 stellt die Feuerwehr Pforzheim im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) "Arlinger Tunnel" die sogenannte Rettungseinheit, die im Falle eines Feuers oder Unfalls einschreitet. Die Kameraden der Feuerwehr Pforzheim verfügen über die notwendigen Kenntnisse im Umgang mit Spezialgeräten für den Einsatz in Untertagebaustellen.

Unterstützt werden sie durch speziell geschulte Mitarbeiter der ARGE, da diese bezüglich der Gegebenheiten vor Ort und der technischen Ausstattung des Tunnels stets auf dem aktuellen Stand sind. Insgesamt nahmen 20 Einsatzkräfte mit sieben Einsatzfahrzeugen an der Großübung teil. Sechs weitere Kräfte waren für die Übungsvorbereitung sowie deren Beobachtung zuständig. Das Einsatzkonzept sah eine Personenrettung sowie die Brandbekämpfung vor. Mit Hilfe eines digitalen Erfassungssystems, auf welches auch die Pforzheimer Wehr in Echtzeit Zugriff hat, können die im Tunnel befindlichen Personen schnell festgestellt und entsprechende Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Pressevertreter und Zuschauer durften das Geschehen nur aus sicherer Distanz verfolgen, Tunnel und Baufeld waren während des Einsatzes tabu. Auch der Leiter der Pforzheimer Feuerwehr, Sebastian Fischer, war unter den "Zaungästen", während die stellvertretende Feuerwehrkommandantin Sonja Stötzbach die Einsatzleitung vor dem Nordportal innehatte. Da es bei der Übung in erster Linie um die Arbeitssicherheit der Mineure ging, war zudem die für den Hohlraumbau zuständige Landesbergbaudirektion des Regierungspräsidiums Freiburg mit Lukas Schenk vertreten. Daneben standen Jürgen Genthner, leitender Baudirektor beim Regierungspräsidium Karlsruhe, und Ralf Weisenburger, Bauleiter des Projektes, für Fragen zur Verfügung.

Lange Einfahrzeit

Zu den besonderen Herausforderungen für die Einsatztrupps zählten laut Fischer die längeren Einfahr- und damit auch Rettungswege bis zur Rauchgrenze beziehungsweise bis zum Brandherd, die hohen Temperaturen sowie die besondere Ausrüstung der Einsatzkräfte mit speziellen Atemschutzgeräten aus dem Bergbau. "Diese können bis zu vier Stunden lang Atemluft spenden, während konventionelle Geräte nur etwa eine Stunde lang vorhalten", führte er aus. Zunächst machte sich ein zweiköpfiger Erkundungstrupp mit normaler Atemschutzausrüstung über den Rettungsstollen auf den Weg zum Brandort in 800 Metern Tiefe. Deren erste Erkenntnisse wurden an die Einsatzleitung kommuniziert. Diese gab wiederum Anweisungen für die ersten fünf Einsatzkräfte, welche mit einem speziell ausgerüsteten Unimog in den Tunnel einfuhren, der – neben einem Materialcontainer mit feuerwehrtechnischer Ausrüstung und Gerätschaften – vor Ort stationiert ist. Laut Szenario konnten sich drei Bauarbeiter retten, einer wurde noch vermisst. Zudem wurden Personen im Rettungscontainer des Stollens gefunden, der bis zu zehn Stunden Schutz bietet. Für die Wasserversorgung im Tunnel stehen im Abstand von 50 Metern beleuchtete Wasserentnahmestände zur Verfügung. Bei hohem Bedarf erfolgt laut Kommandant Fischer eine weitere Versorgung von der Wilferdinger Höhe aus. Zur Unterstützung des "Hauptangriffs" im Fall einer auftretenden Gefahrenlage wurde ein weiterer fünfköpfiger Sicherheitstrupp vor dem Portal bereitgestellt. Doch konnte der erste Trupp eine Person fußläufig über den Rettungsstollen und einen Verletzten mit dem Unimog nach draußen transportieren. Nach einer guten Stunde war die Übung beendet, bei der laut Fischer das vorgegebene Grundkonzept und der Zeitplan eingehalten wurden, wenngleich die Details zu den Abläufen im Tunnel noch besprochen werden müssten. "Die heutige Übung zeigte uns, dass bei einer Eindringtiefe von 800 Metern, wovon 400 Meter zu Fuß bewältigt werden mussten, der Zeitaufwand höher ist und die körperliche Belastung alles abverlangt", so das Fazit von Einsatzleiterin Störzbach. "Mit voller Ausstattung tragen die Kollegen ein Gewicht von 20 bis 25 Kilogramm, sie sind hohen Temperaturen ausgesetzt und werden mit Atemluft aus einem Kreislaufsystem versorgt", schilderte sie die extremen Verhältnisse im Stollen, bei denen im "Normalfall" auch noch eine nicht zu unterschätzende Geräuschkulisse, etwa durch die Lüftungsanlage, hinzukäme. "Diese erschwert dann auch noch die Kommunikation per Funk", meinte Störzbach.

Alles in allem zeigten sich die Verantwortlichen zufrieden mit der ersten Einsatzübung im ersten (echten) Straßentunnel auf Gemarkung des Stadtkreises Pforzheim, dessen Bau laut Genthner aktuell voll im Zeitplan liegt.