Der Pforzheimer OB Peter Boch (links) sowie Roland Ganninger, seines Zeichens Vorstand des Ältestenrates der Pforzheimer Stadtkirchen, halten das Kreuz. Foto: Jähne Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Symbol der Vergebung steht im Pforzheimer Rathaus

Pforzheim. Es war die Nacht der 500 deutschen Bomber: Am 15. November 1940 zerstörte Hitlers Luftwaffe die englische Stadt Coventry fast flächendeckend und vollständig. Getroffen wurde auch die Kathedrale, aus deren Fundamenten ein Symbol des Friedens und der Vergebung entstehen sollte, das bis zum heutigen Tage etwas Verbindendes zwischen Coventry und Pforzheim hat. Hier erfolgte der vernichtende Gegenschlag der Briten am 23. Februar 1945, um die ehemalige Goldstadt in einen einzigen Trümmerhaufen zu verwandeln.

Mit der Übergabe des so genannten Nagelkreuzes gedenken die beiden massivst kriegsgeschädigten Städte seit Jahrzehnten der fatalen Folgen ihrer Bombardierungen – am Mittwochnachmittag wurde ein Duplikat des Kreuzes in einer besinnlichen Feierstunde in einer Vitrine direkt am Eingang des Pforzheimer Rathauses platziert. Dort soll das Objekt noch anderthalb Wochen stehen bleiben, bevor es am besagten städtischen Trauertag an die evangelische Medienstelle des Schuldekanats in Pforzheim überreicht wird.

"Herr, vergib ihnen" ins Objekt eingraviert

"Das originale Nagelkreuz ist aus drei eisernen Nägel des eingestürzten Dachstuhls der Kathedrale in Coventry gefertigt, der Sockel aus dem Sandstein des Gebäudes", wusste Roland Ganninger in seiner Funktion als Vorsitzender der Ältestengemeinde der Pforzheimer Stadtkirchen zu berichten. Der wirklich emotionale Part blieb jedoch einem anderen überlassen: Dem englischen Domprobst und Initiator Richard Howard, der die Worte "Father forgive – Herr, vergib ihnen" in das Objekt eingravieren ließ. "Das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung", sprach Ganninger zu den Anwesenden. Dass die Gedenkstunde an einem 13. Februar passierte, kam daher nicht von ungefähr: Exakt an jenem Tag (im Jahre 1945) wurde die Stadt Dresden zum Zielobjekt eines weiteren verheerenden britischen Bombenangriffs. Mit der Übergabe des Kreuzes an den Pforzheimer Oberbürgermeister Peter Boch wurde die Andacht schließlich besiegelt. Der Rathauschef erinnerte in seiner Rede an das europaweite Netzwerk, das 1974 entstand und zahlreiche Städte und Kommunen in Russland und in Osteuropa umschließt, die mit Nachbildungen des Nagelkreuzes (als so genanntes "Wandernagelkreuz") versehen wurden. 1992 konnte im Stadtteil Huchenfeld das erste Pforzheimer Exemplar in Empfang genommen werden.