Experten aus mehreren europäischen Ländern erarbeiten im Rahmen eines EU-Projekts ein Training für Pflegekräfte im Demenz-Bereich. Foto: enz Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Enzkreis wirkt mit Vertretern anderer Länder der europäischen Union an "Demetra"-Projekt mit

Beim EU-Projekt "Demetra" arbeiten Experten aus dem Enzkreis an einem Schulungsprogramm für Pflegefachkräfte mit.

Enzkreis. Seit einem guten Jahr läuft das EU-Projekt "Demetra", an dem der Enzkreis als deutscher Vertreter zusammen mit Einrichtungen und Universitäten in Belgien, Italien, Österreich und Polen beteiligt ist. Ziel des Projekts ist eine Verbesserung des Beziehungsaufbaus von Pflegefachkräften zu an Demenz erkrankten Menschen. Dazu entwickeln die Partner gemeinsam ein Schulungsprogramm für Fachkräfte aus der ambulanten und stationären Pflege, mit dessen Hilfe diese ihre Wahrnehmung schärfen, ihr Einfühlungsvermögen verbessern und zur Selbstreflexion angeregt werden sollen.

"Inspiriert hat uns unter anderem der neue Expertenstandard‚ Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz", sagt Karin Watzal, Leiterin des Enzkreis-Beratungshauses Consilio in Mühlacker. Sie, Tim Witt, Qualitäts-Beauftragter des Seniorenzentrums St. Franziskus in Mühlacker, Rüdiger Löhl, Pflegelehrer an der Johanna-Wittum-Schule in Pforzheim, und Validationslehrerin Ingela Freisler haben von deutscher Seite an dem Schulungsprogramm mitgearbeitet. In jedem Land wird ein Teil fertiggestellt, so dass zum Schluss ein Gesamtkonzept entsteht. Dieses Kurskonzept wird dann vor Ort weitergegeben an 20 bis 25 Teilnehmer aus drei unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen, die schwerpunktmäßig Menschen mit Demenz betreuen.

Gastgeber für internationale Arbeitstreffen

"Nach einem halben Jahr erfolgt eine Evaluation vor Ort, um zu sehen, ob die Fachkräfte sich selbst in belastenden Demenz-Pflegesituationen souveräner erleben", erklärt Karin Watzal. Als empirische Ausgangsbasis dient eine kleine regionale Befragung von Pflegefachkräften zu belastenden Arbeitssituationen aus dem vergangenen Jahr. Ein Ergebnis daraus: "Obwohl fast alle anfangs sehr motiviert sind, wandern viele aufgrund der Belastungen aus dem Pflegeberuf ab – dem wollen wir mit der Schulung entgegenwirken", sagt die Chefin des Consilio, in dem unter anderem das Demenzzentrum des Enzkreises zu Hause ist.

Neben regelmäßigen Video-Konferenzen waren alle beteiligten Länder mindestens einmal Gastgeber für internationale Arbeitstreffen. Dabei standen immer auch ausgewählte Demenz-Einrichtungen auf dem Besuchsprogramm. "Ideenaustausch, Benchmark und die Überlegung, was man modifiziert auf die je eigenen länderspezifischen Gegebenheiten übertragen kann, sind ganz wichtige Elemente von Demetra", schwärmt Watzal. "Wir haben natürlich die Konzeption des Consilio-Beratungshauses als nachahmenswertes Angebot vorgestellt."

Im Gegenzug habe man sich zum Beispiel in Belgien die Idee einer nach dem Normalitätsprinzip funktionierenden kommunalen Aktion abgeschaut, die dort unter dem Titel "Vergiss Demenz" steht.