Bald Vergangenheit: Der Häftling Michael Z. steht vor dem Jugendgefängnis im Gespräch mit Markus Rapp vom Bezirksverein. Foto: sb

Neues Projekt hilft jungen Straftätern nach Entlassung. Erstes halbes Jahr ist meist kritisch.

Pforzheim - Acht Monate hat Michael Z. (Name geändert) in der Pforzheimer Justizvollzugsanstalt (JVA) an der Rohrstraße wegen Körperverletzung gesessen. Seit Kurzem lebt er im Freigängerheim gleich neben der Jugendhaftanstalt mit sechs anderen zusammen wie in einer Wohngemeinschaft, doch mit strengen Auflagen. Im April endet seine Haft. Doch schon jetzt bereitet der Bezirksverein für soziale Rechtspflege in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst der JVA die Rückkehr des 19-Jährigen in die Gesellschaft vor.

Das erste halbe Jahr sei kritisch. Wer keine Arbeit und keine Wohnung habe, laufe große Gefahr, wieder kriminell zu werden, sagt Markus Rapp, Geschäftsführer des Bezirksvereins. Mit Hilfe des neuen Projekts "ESA – Einbeziehen statt Außenvorlassen" wollen die Verantwortlichen Michael deshalb auf seinem Weg begleiten. Und wenn es gut läuft, dann sollen weitere junge Straffällige folgen. Das Projekt wird laut Rapp für drei Jahre durch den Europäischen Sozialfonds, durch Bund und durch Eigenmittel finanziert.

Schon jetzt arbeitet Michael tagsüber im Wald, um Pünktlichkeit, Disziplin und Teamfähigkeit zu trainieren. Da habe die Haft einen guten Grundstock gelegt, sagt er rückblickend. Mehr als 100 Inhaftierte arbeiten dort in den Bereichen Holz, Metall und Farbe. Lehrstellen gebe es nur rund 30, sagt Teresa Kolling vom Sozialdienst. Deshalb sei das neue Projekt eine gute Ergänzung.

Körperliche Arbeit als Fördermaßnahme

Im Wald baut Michael Hütten wieder auf, richtet Bänke und Unterstände her. "Für die jungen Leute ist es wichtig, sich körperlich zu fordern," sagt Sascha Oechsle, Bereichsleiter der Arbeitsprojekte. Theoretischen Unterricht zum Thema Arbeitsalltag gebe es zusätzlich einmal in der Woche.

Bevor Michael Z. ins Gefängnis kam, hatte er einen Hauptschulabschluss gemacht. Danach nichts mehr, außer herumhängen. Das könne er sich heute gar nicht mehr vorstellen, sagt er.

Sozialarbeiter Bassam Khoury hat mit ihm zusammen bereits Schwächen sowie Stärken analysiert und sucht jetzt nach Praktika. Für die künftige Lehrstelle sind die Qualifizierungsträger Q-Prints sowie die Gesellschaft für Beschäftigung und berufliche Eingliederung gute Ansprechpartner. Der Stadtjugendring bietet Bewerbungstrainings an. Ab April kann Michael in einem Zimmer des Bezirksvereins wohnen. Er freut sich drauf.

Arbeitgeber, die jungen Haftentlassenen eine Chance geben wollen, melden sich telefonisch unter der Nummer 07231/1 55 31 20.