Mit der Aktion in Pforzheim werden Präventionspäckchen mit frauenspezifischem Infomaterial, Kondomen und Femidomen bei Gynäkologen ausgelegt, um möglichst viele Frauen zu erreichen. Foto: Aidshilfe Pforzheim e.V. Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Aidshilfe ruft zu mehr Bewusstsein für die Belange von Frauen auf

Pforzheim. In Deutschland leben derzeit etwa 17 300 Frauen mit HIV, davon über 2800 in Baden-Württemberg. Bundesweit wissen etwa 1800 Frauen nichts von ihrer Infektion. Leider gehen die Zahlen der unentdeckten Infektionen nur langsam zurück, da sich weiterhin der Irrglaube hält, HIV betreffe nur Männer, die Sex mit Männern haben. Weltweit leben jedoch nach Angaben von UN-Aids mehr Frauen als Männer mit dem HI-Virus. Nach Schätzungen des Robert Koch Instituts kam es im Jahr 2018 zu 440 Neuinfektionen bei Frauen in Deutschland.

Beim Arzt oft übersehen

Eine mögliche HIV-Infektion wird beim Arztbesuch schnell übersehen, so bleibt HIV oft lange unbemerkt. Fast die Hälfte der im Jahr 2018 gestellten HIV-Erstdiagnosen in Deutschland erfolgte bei bereits fortgeschrittenem Immundefekt oder im Stadium Aids. "Wir müssen weiterhin viel Aufklärung leisten, Schulungen für Mediziner anbieten und informieren, um solche Spätdiagnosen zu verhindern. In der heutigen Zeit darf eine HIV-Infektion nicht erst im Stadium Aids entdeckt werden.", so Maike Biewen, Geschäftsführerin der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg.

"Solange jedoch das Stigma an HIV haftet, wird nicht ausreichend getestet werden." Selbst in Kliniken und Arztpraxen werden unbegründete Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, wenn eine HIV-Infektion bekannt wird. Der Wunsch HIV-positiver Frauen nach einer natürlichen Geburt ihrer Kinder wird leider immer noch viel zu oft negiert und die Frauen nicht selten zu einem Kaiserschnitt gedrängt, obwohl dieser aus medizinischer Sicht oft nicht nötig ist. Frauen, die unter wirksamer HIV-Therapie stehen, bringen gesunde Kinder auf die Welt. Gemäß Empfehlungen der Schweizerischen Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit kann eine HIV-positive Mutter unter wirksamer Therapie ihr Kind stillen – vorausgesetzt, sie lässt sich regelmäßig testen und von Fachpersonen beraten.

In Deutschland gibt es dazu noch keine klare Empfehlung. Die Aidshilfen in Baden-Württemberg nutzen den Internationalen Frauentag, um an Infoständen aufzuklären und ins Gespräch zu kommen. In Pforzheim werden Präventionstütchen mit frauenspezifischem Infomaterial, Kondomen und Femidomen bei Gynäkologen ausgelegt, um möglichst viele Frauen zu erreichen. Die Aktionen zum Internationalen Frauentag werden durch die Gemeinschaftsförderung der Krankenkassen in Baden-Württemberg unterstützt.