Christina Lossa kümmert sich um Karl Brucker. Beide hoffen auf dringend benötigte Verstärkung. Foto: Dold

Karl Brucker ist nie um einen lustigen Spruch verlegen. Und doch, das Schicksal hat es nicht nur gut gemeint mit ihm. Seit 26 Jahren ist er nach einem schweren Motorradunfall an den Rollstuhl gefesselt. Nun hat er ein großes Problem: Er braucht dringend eine Pflegekraft, die sich um ihn kümmert.

„Früher haben das immer Zivis gemacht, aber die gibt es schon lange nicht mehr. Nahe Verwandte habe ich nicht“, sagt er in seiner barrierefreien Wohnung im Unterdorf. In letzter Zeit haben zwei Vollzeit- und eine Teilzeitkraft die Pflege übernommen – doch nun hat eine Betreuerin aufgehört. Es klafft daher eine gewaltige Lücke. Momentan übernehmen die übrig gebliebenen Kräfte und ein Springer die zusätzlichen Aufgaben. Aber das kann kein Dauerzustand sein.

„Man ist ein paar Tage von zuhause weg. Aber es ist ein toller Job, wenn man gerne mit Menschen zu tun hat“, sagt Christina Lossa, die sich seit vier Jahren als Pflegerin um Karl Brucker kümmert.

Das Bad von Karl Brucker ist wie auch die gesamte Wohnung barrierefrei. Foto: Dold

Im Untergeschoss ist eine eigene Wohnung für die Pflegekräfte eingerichtet, wo Privatsphäre herrscht. Dort gibt es eigene Betten, einen Fernseher, Dusche, WC und eine eigene kleine Küchenzeile. Bei Bedarf hat Karl Brucker ein Armband mit einem Signalknopf, wenn er beispielsweise nachts Hilfe braucht.

Keine Ausbildung notwendig

Das Arbeitsverhältnis sieht so aus: Man arbeitet zehn Tage pro Monat und hat 20 Tage frei. „Er braucht das Gefühl, dass er sich auf die Person verlassen kann“, sagt Christina Lossa. Man dürfe keine Berührungsängste haben, da der Kontakt sehr nahe sei. Das Ganze könne auch als Nebenjob gemacht werden. Voraussetzung sei lediglich ein Führerschein, um den rollstuhlgerecht umgebauten Van fahren zu können und etwas Kraft zum Tragen. Eine Ausbildung im Pflegebereich ist hingegen nicht notwendig. Folgende Eigenschaften sind wichtig: Motivation, Energie, Loyalität und Vertrauen.

Interessenten können sich jederzeit bei Ursula Fix von der AWO Haslach, Telefon 07832/4522 oder 07833/245 beziehungsweise E-Mail ambulante-dienste-kinzigtal@awo-ortenau.de melden. Dort werden die Einsätze koordiniert. Eine Verstärkung könnte quasi sofort anfangen.

„Für die Zivis war das früher ein Traum: Eine Woche arbeiten, zwei Wochen frei“, erinnert sich Karl Brucker. Zudem gibt es Nacht- und Feiertagszulage und ein ganz normales Gehalt.

Begleiten zum Zahnarzt

Die Aufgaben sehen so aus: Morgens muss Karl Brucker gewaschen und angezogen werden. Zudem muss Essen und Trinken gerichtet, die Wäsche gemacht und geputzt werden, aber zwischendurch ist dann auch wieder viel Ruhe. Karl Brucker braucht dann aber auch eine Begleitung zu Terminen wie beim Zahnarzt oder bei Geburtstagen. Dazu muss er mit dem Rollstuhl in den Transporter gefahren und dort festgegurtet werden. Außerdem muss er nachts einmal umgelagert werden.

Der Van ist rollstuhlgerecht umgebaut. Foto: Dold

Dabei war früher alles anders im Leben von Karl Brucker: Fußball war sein Leben Er spielte bei den Kickers in Lauterbach, war Jugendtrainer und Platzwart. Heute fiebert er mit seinem 1. FC Köln, von dem ein eigener Kalender im Wohnzimmer hängt. Zudem liest er gerne. Die Finger kann er zwar kaum bewegen, aber mit einer kleinen Vorrichtung schafft er es, die Seiten umzublättern.

Der Tag vor 26 Jahren änderte alles in seinem Leben: Der schwere Motorradunfall ereignete sich auf der Alten Steige zwischen Schramberg und Sulgen, als er auf dem Weg zur Arbeit bei Kern-Liebers war.