Seit fünf Jahren brüten die Tiere im hölzernen Kasten über dem Pferdestall des Wälderhofs in Neu-Nuifra
Von Doris Sannert
Pfalzgrafenweiler-Neu-Nuifra. Eigentlich hatte Uli Kaupp den großen, hölzernen Nistkasten weit oben am Giebel des Pferdestalls für eine Schleiereule gebaut. Doch stattdessen sind Turmfalken auf dem Wälderhof eingezogen.Inzwischen sind fünf Jahre vergangen. Doch noch immer schallt der Ruf des Falken über Neu-Nuifra. Diesmal, da ist sich Antonia Kaupp ganz sicher, müssen es die Jungvögel des einstigen Turmfalken-Paars sein, die sich in dem 40 mal 50 Zentimeter großen Brutkasten eingenistet haben. Denn ihr Gefieder ist anders gezeichnet und auch dunkler. Antonia und Uli Kaupp hatten den Brutkasten, dessen Einflugloch 9,80 Meter über der Erde liegt, für die Brutzeit gereinigt und mit frischem Heu ausgestattet, so, wie sie es jedes Jahr tun, seit die Turmfalken auf ihren Hof kommen.
Wenn es März ist, hören Antonia und Uli Kaupp den Ruf des Falken zum ersten Mal. Im vergangenen Jahr konnten sie beobachten, wie das Falkenpärchen, das in der Regel ein Leben lang zusammen bleibt, vier Jungvögel groß gezogen hat. Den ganzen Tag über flogen die Vogeleltern hin und her, um den Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen, bis er so groß war, um die ersten Flugversuche zu unternehmen. Und die endeten meist schon auf der nahen Pferdekoppel.
Denn auf dem Wälderhof, in den das Ehepaar Kaupp vor sieben Jahren eingezogen ist, sind vor allem Pferde, genauer gesagt "Schwarzwälder Füchse", zu Hause. Die "Wälderpferde", wie sie auch genannt werden, gaben dem Hof seinen Namen. Zu den Pferden, die zum Teil aus eigener Zucht stammen, haben sich im Laufe der Zeit einige Katzen gesellt. Auf dem Hof leben zudem eine Bachstelzenfamilie, mehrere Spatzenpärchen und Gartenrotschwänzchen. In den sechs Meisenkästen haben sich Kohlmeisen, Tannen- und Blaumeisen eingenistet. Und dann sind da noch die Fledermäuse, die bei Nacht um den Wälderhof flattern. Bis auf die Pferde leben alle Tiere freiwillig auf dem Wälderhof. Und gerade das freut Antonia Kaupp am meisten, ist es doch ein Zeichen dafür, dass sich die vielen unterschiedlichen Tiere bei ihr und ihrem Mann wohlfühlen.
Von allen Vögeln faszinieren die Turmfalken die beiden jedoch am meisten. Von einer der Ferienwohnungen im Haus, das der Scheune genau gegenüber liegt, kann Antonia Kaupp die scheuen Raubvögel gut beobachten. Dazu muss sie viel Geduld mitbringen. Denn der Falke ist vorsichtig, setzt sich zunächst auf das obere Geäst des nahen Baums und peilt die Lage. Erst wenn er sich sicher sind, dass alles in Ordnung ist, fliegt er den Brutkasten an. Wenn die Jungvögel geschlüpft sind, herrscht plötzlich reger Flugverkehr, bis es endlich so weit ist und für die Jungvögel der erste Ausflug ansteht. Zu dem, das hat Antonia Kaupp schon oftmals beobachtet, müssen die Eltern ihre Jungen meist mit Nahrung locken.
Sollten die scheuen Raubvögel für die Aufzucht ihres Nachwuchses wieder einmal etwas länger brauchen, dann können sie sicher sein, dass Antonia und Uli Kaupp ihr Heu bis dahin woanders einlagern, um die scheuen Mitbewohner ja nicht zu stören.
"Es wäre schön, wenn mehr Menschen etwas für die Turmfalken tun würden", sagt Antonia Kaupp. Schließlich gebe es viele hohe Häuser, die für Turmfalken zum Brüten geeignet wären. Damit könnte diese Falkenart, von der rund 50 000 Paare in Deutschland leben und deren Bestand in den vergangenen 30 Jahren aufgrund der Siedlungsdichte immer weiter zurückgegangen ist, für die Zukunft gesichert werden.