Roswitha Brenner mit ihrem Buch "Ein Schulhaus voller Geschichten". Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Buchpräsentation: Roswitha Brenner stellt ihr Werk über die alte Volksschule im Gemeinderat vor

Seit Jahren setzt sich Roswitha Brenner für den Erhalt der alten Volksschule in Pfalzgrafenweiler ein. Wie sehr der ehemaligen Lehrerin das denkmalgeschützte Gebäude am Herzen liegt, zeigt ihr Buch "Ein Schulhaus voller Geschichten".

Pfalzgrafenweiler. Seit 1972 lebt Roswitha Brenner in Pfalzgrafenweiler. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie als Lehrerin an der Grund- und Werkrealschule. Generationen von Schülern hat sie mit großgezogen, nicht zuletzt Kinder ihrer einstigen Schüler. Für historische Gebäude und Geschichten, die mit ihnen verbunden sind, hat sich die Pädagogin schon immer interessiert. Das zeigt auch die Wahl ihrer Hauptfächer im Studium: Deutsch und Kunst. Beide Interessensgebiete konnte Roswitha Brenner für die Erstellung des Buchs nutzen.

Es zeigt historische Aufnahmen der alten Volksschule und von ihrem imposanten Standort, direkt am Marktplatz. Von einstigen Lehrerfamilien und anderen Bewohnern, aber auch von Nachbarn und ehemaligen Schülern hat sich Roswitha Brenner Geschichten und Erlebnisse erzählen lassen, die die Menschen im Haus selbst erlebt haben, oder die unmittelbar damit zusammenhängen. Illustriert hat sie das Buch mit Zeichnungen in Farbe oder in Schwarz/Weiß, die in den siebten und achten Klassen der Werkrealschule in einem Schulprojekt entstanden sind und die die Schüler ihr zur Verfügung gestellt haben. Die Leser erfahren aus dem Buch aber auch, wie alt das Schulgebäude ist und welche Funktionen es im Laufe der Jahre erfüllt hat.

Roswitha Brenner hat angefangen, sich besonders für die alte Volksschule zu interessieren, nachdem sie einen Zeitungsbericht im Schwarzwälder Boten gelesen hatte, in dem von einem möglichen Abriss des ehemaligen Schulhauses die Rede war. Das war im Oktober 2015, erinnert sie sich noch ganz genau. "Ich war hell entsetzt", beschreibt Roswitha Brenner ihre damaligen Gefühle. Mutig stellte sie sich vor den Gemeinderat und bat darum, die alte Volksschule zu erhalten, sie zu sanieren und wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Mit Gleichgesinnten schloss sie sich schließlich zur "Bürgerinitiative für den Erhalt der alten Volksschule" zusammen.

Mehr als 700 Unterschriften haben ihre Mitglieder in Pfalzgrafenweiler gesammelt und die Liste dem Bürgermeister in einer Gemeinderatssitzung überreicht. "Wir wollten die Bürger sensibilisieren", macht Roswitha Brenner deutlich. Um dies zu erreichen, hat die Bürgerinitiative außerdem zu einem Tag der offenen Tür in das historische Gebäude eingeladen und mehrmals auch zu einem Picknick auf dem Marktplatz, mit Blick auf die alte Volksschule.

Einige Besucher haben der ehemaligen Lehrerin interessante Geschichten erzählt. Roswitha Brenner hat alles aufgeschrieben, ausformuliert und nochmals mit den Erzählern abgestimmt. Die Geschichten kann man nun in ihrem Buch nachlesen. Es sind Erlebnisberichte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, aber auch von Flüchtlingen aus Ghana, die vor einigen Jahren in dem Gebäude untergebracht waren. Ehemalige Schüler erzählen, was sie im Unterricht und auf Klassenfahrten alles erlebt haben, wie sie im Winter den alten Eisenofen im Klassenraum geschürt oder die Zöpfe der Mädchen in den Bänken davor ins Tintenfässchen auf der Schulbank gesteckt haben. Nachbarn berichten vom lebhaften Treiben in den Geschäften ringsum, von denen es früher viele gab, und vom Rindvieh- und Schweinemarkt auf dem Marktplatz vor der Schule.

Schüler fertigen Zeichnungen an

Ursprünglich hatte Roswitha Brenner die Idee, Schüler die Geschichten schreiben zu lassen, als Schulprojekt. So hatte sie es mit ihren ehemaligen Lehrerkollegen abgesprochen. "Ich wollte Jung und Alt zusammenbringen", erklärt Roswitha Brenner. Letztlich sei das Projekt aber krankheitsbedingt nicht zustande gekommen. Geblieben ist die Idee mit den Schülerzeichnungen. Sie zeigen den heutigen Zustand des Gebäudes. Wie es früher einmal ausgesehen hat, beispielsweise im Jahr 1915 oder auch mit einem Türmchen auf dem Dach, das zeigt die Fotogalerie im Buch. Angereichert ist sie mit Bildern, die das Innere der alten Volksschule mit seinem alten Uhrwerk im Dachstuhl zeigen. Selbst Klassenfotos sind dort zu finden.

Das Buch "Ein Schulhaus voller Geschichten" zählt 54 Seiten und enthält 38 Geschichten, ein Vorwort der Autorin und eine Danksagung an alle Helfer und Mitwirkenden. Das Buch im quadratischen Format ist ab Mittwoch, 6. November, für 18 Euro im Rathaus Pfalzgrafenweiler und bei Toto-Lotto Tabbert zu haben. Roswitha Brenner wird es am Dienstag im Gemeinderat vorstellen.

(ds). Die alte Volksschule hat eine bewegte Geschichte. Gebaut in den Jahren nach 1798, als ein Großbrand fast ganz Pfalzgrafenweiler vernichtete, beherbergte sie zunächst das Gasthaus "Zum goldenen Hirschen". 1841 kaufte die Gemeinde das Gasthaus und baute es zum Schul- und Rathaus um. Weil die Schülerzahl immer weiter stieg, wurde das Rathaus 1911 ausgelagert. Ab 1925 war in der alten Volksschule auch die Gewerbeschule untergebracht. Für die Lehrer gab es im Obergeschoss eine Wohnung. Nach dem Umzug der Gewerbeschule und dem Bau des Schulzentrums wurden die Schulräume in der alten Volksschule nur noch selten genutzt. Lange Zeit waren dort Kurverwaltung und Gemeindebücherei sowie die Musikschule untergebracht. Es gab einen Gymnastikraum, einen Jugendraum und darüber zeitweise auch Wohnungen für Asylbewerber.